Ein paar Cartoons über typische Situationen in der Paartherapie.
Es gibt Festtage, die manchen Menschen arg auf die Nerven gehen. Weihnachten zum Beispiel. Oder Silvester. Oder der eigene Geburtstag.
Sie fühlen sich unter Druck so zu handeln wie alle um sie herum. Geschenke kaufen, etwas Besonders vorhaben - nett sein.
Der Valentinstag gehört dazu. "Nur eine Verkaufsidee der Blumenhändler und Schokoladefabrikanten", schimpfen sie. Meist sind es Menschen, für die Rituale spießige Zwangsmaßnahmen sind, gegen die sie sich auflehnen müssen, um zu zeigen, dass sie ganz anders sind.
Aber auch Paare in Schwierigkeiten haben Mühen mit dem Valentinstag. Einfach ignorieren? Das geht nur nur, wenn es beide tun und sich womöglich vorher darüber verständigen: "Gell, wir schenken uns aber nichts morgen?"
Dem anderen etwas schenken, obwohl mal zerstritten oder sauer aufeinander ist, kann auch in die Hose gehen. Was als zaghafter Rettungsversuch gedacht war, wird als scheinheiliges Manöver interpretiert: "Und jetzt glaubst du, ist alles wieder gut? Typisch!"
Ach, es kann schon schwierig sein mit der Liebe und der Partnerschaft. Davon leben ja auch die Paartherapeuten. Schreiben Bücher, bieten Seminare an, halten kluge Vorträge.
Ich gehöre dazu.
Bei meinen Sitzungen mit Paaren fällt mir auf, dass man manchmal mit Humor etwas ansprechen oder verdeutlichen kann, das mit normalen Worten ausgedrückt nicht verstanden oder als Beleidigung erlebt werden würde.
So kam ich dazu - auf Anregung meiner Frau - ein paar typische Szenen aus meiner Arbeit mit Paaren in Form von Cartoons festzuhalten.
Passen Männer und Frauen überhaupt zusammen?
Der bekannte Moralphilosoph Loriot meinte: "Nein."
Denn dass Männer und verschieden sind, also ganz anders denken, fühlen und sich verhalten, ist ja bekannt. Ein Autorenpaar hat dafür die einprägsame Formel erfunden: "Frauen kommen von der Venus, Männer vorm Mars."
Das kann die partnerschaftliche Kommunikation erleichtern, wenn man also davon ausgeht, dass einen der andere nicht exakt versteht, obwohl er auch zur menschlichen Rasse zu gehören scheint.
Wie bei allen Migrationsbemühungen empfiehlt es sich, die Fremdsprache des anderen, mit dem man zusammenleben will, zu lernen. Und außerdem seine Werte, Riten und Gebräuche nicht als verrückt, abnormal oder schräg abzuqualifizieren, sondern zu respektieren.
Dass das nicht leicht ist, erleben wir ja bei richtigen Ausländern, die Mühen mit dem Integrieren haben. Da bleibt dann nur das Bilden von Parallelgesellschaften, in denen man unter sich bleibt und nichts stört. Für manche Männer sind das die Stammkneipe, das Büro oder der Fußballplatz.
Was ist das Problem?
Mit dieser Eingangsfrage beginne ich oft eine Paarsitzung.
Meist schildern dann beide Paare ihre Version, wobei ich oft an Tucholsky hinreißende Geschichte "Ein Ehepaar erzählt einen Witz" denken muss. Denn man hört seine Version, dann ihre Version - und dann gibt es ja noch eine dritte Version. Nämlich wie es wirklich war. Leider erfahre ich die nicht.
Aber bei einigen Paaren gibt es derlei Schwierigkeiten nicht, sondern der Sachverhalt ist ganz klar.
Der Charme dieser Realitätsdeutung besteht in der frühen Klärung der Schuldfrage.
Darüber können ja Paare sehr ausdauernd streiten. Leider führt das kaum weiter, denn Schuld ist eine moralische Kategorie, und damit kommt man in Beziehungen nicht weiter. Das sieht man ja auch auf der politischen Bühne, beispielsweise jetzt in der Ukraine-Krise.
Oder wenn einer fremdgeht. Will man hier nicht das Spiel von Opfer und Verfolger spielen. hilft es mehr, danach zu schauen, den eigenen Beitrag zur Krise zu erkennen und darüber zu verhandeln. Das ist natürlich viel unangenehmer als mit dem Finger auf den anderen zu zeigen: "Du bis das Problem!"
Meist kommt der Impuls von der Frau.
In etwa achtzig Prozent der Fälle geht der Impuls, eine Paarberatung aufzusuchen, von der Frau aus. Ich weiß das, weil ich explizit in der ersten Sitzung danach frage.
Aber meist kann man das schon an der Körpersprache des Paares erkennen. Nämlich dann, wenn der Mann interessiert meine Einrichtung in Augenschein nimmt oder längere Zeit fasziniert seine Hose betrachtet.
Insofern ist es schon mal ein gutes Zeichen, wenn der Mann mitkommt. Denn seine Partnerin war ihm dann doch wichtiger als die üblichen Einwände:
- "Für das Geld gehen wir lieber toll essen?"
- "Was soll uns ein wildfremder Mensch sagen, was wir nicht schon selbst wüssten."
- "Ich hab ja kein Problem mit dir, aber wenn's dir dann besser geht, geh ich natürlich mit.
Mitunter kommt aber zu einem ausgemachten Paartermin nur ein Partner.
Da ist dann auch schnell klar, wo angeblich das Problem sitzt, nämlich mir gegenüber. Und wer Schuld an der ganzen Misere hat.
In letzter Zeit liest man ja viel über den Selbstoptimierungswahn. Ganz viele achten auf Ernährung, treiben Sport, zählen ihre täglichen Schritte und machen abends noch Gehirnjogging am PC.
Demgegenüber steht der Fremdoptimierungswahn mancher Frauen. Also das magische Denken, man könne aus dem liebenswerten Chaoten, in den man sich mal verliebt hat einen zuverlässigen, pflichtbewussten Menschen formen, der all das mitmacht - und zwar, weil er es eingesehen hat und letztlich ja auch selbst will.
Nein, das ist meist vergeblich und auch übergriffig. Man kann Menschen nicht verändern, nur zur Veränderung einladen. Was bedeutet, dass man die Absage der Einladung schweren Herzens dann aber auch akzeptieren muss.
Wie kriegt man besseren Sex?
Hinter vielen Streitereien steckt manchmal ein eingeschlafenes Sexleben. Das wissen die Beteiligten nicht. Erst wenn ich das Thema anspreche, kommt zuweilen Bewegung in die Sache. Vor Jahren erlittene Kränkungen, die beiseite gewischt und nie geklärt wurden, können enorm lustdämpfend wirken. Und dann ist ein heftiger Streit das Einzige, wo beide noch so richtig heiß werden können.
Reize und Anregungen von außen können da ja durchaus belebend wirken. Das weiß jeder Fremdgänger und ist gleichzeitig ein wichtiges Warnsignal für betrogene Partner, wenn der andere plötzlich mehr sexuellen Appetit zeigt oder Vorschläge für bis dato ungewöhnliche Praktiken vorschlägt.
Das erhoffen sich vielleicht auch Paare, die ab diesem Wochenende den verfilmten Bestseller "50 Shades of Grey" anschauen.
Doch kann das auch zu neuen Enttäuschungen führen.
Eine bekannte Gleichung für sexuelle
Frustration lautet ja:
Erwartetes geteilt durch Erreichtes.
Schon haben sich die Feuerwehrmannschaften in größeren Städten auf eine Zunahme von ungewohnten nächtlichen Noteinsätzen vorbereitet. Gerade Menschen, die ihre Schlüssel immer irgendwo hinlegen anstatt sie ordentlich ans Schlüsselbrett zu hängen, könnten in eine peinliche Lage kommen.
PS: Die Cartoons sind von mir und Teil meiner täglichen Aufgaben in einem Cartoon-Zeichenkurs, den ich seit letzten September absolviere.