Valentina Strada: 36 Stunden in Berlin

Ausstellung im Café Aroma Berlin: Valentina Strada - 36 Stunden in BerlinIm Berliner Café Aroma ist derzeit eine Ausstellung mit Stadtansichten aus Berlin im Jahr 1972 zu sehen. Anlässlich der Olympischen Spiele waren (Foto-)Journalisten eingeladen, sich ein Bild von der Stadt zu machen, darunter die damalige Praktikantin Valentina Strada des Mailänder Magazins Panorama. Die in 36 Stunden entstandenen Fotografien werden noch bis zum 18. September ausgestellt.

Ausstellungsankündigung

August 1972. Die ganze Aufmerksamkeit der Welt ist auf München gerichtet für die 20. Olympiade. Eine gute Gelegenheit auch für die touristische Promotion. Viele Journalistenausländischer Zeitungen und Zeitschriften werden deshalb für 4 Tage  nach München und Berlin eingeladen. In Mailand, in der Redaktion von Panorama, erstes italienisches News Magazin, entscheidet sich der Chefredakteur Lamberto Sechi  für Valentina Strada, damals noch Praktikantin. Anbei der Beweis mit einer Auswahl der Bilder, die in einer Tour de Force von 36 Stunden in der damaligen noch ex Hauptstadt Deutschland entstanden sind. Bilder die uns die Situation vor fast 40 Jahren erinnern. Diese Arbeit ist die ganze Zeit in der Schublade geblieben, bis Edith Pichler, Politologin und Migrationssoziologin an der Humboldt Universität, die Idee für eine Ausstellung bekam.

“Während dieser kurzen Reise versuchte ich im Kopf und mit der Kamera festzuhalten, was ich alles sah, besonders den Kontrast zwischen dem ordentlichen und tüchtigen Westteil der Stadt zu den grauen, runtergekommenen Farben der auch fleißigen Ostseite. Schon als Kind hatte mich die Mauer Geschichte interessiert. In meiner Fantasie  war Sie wie eine lange offene Wunde unter dem Himmel, eine Wunde aus Steinen, Zement, Stacheldraht und Blut. Ich sah die Mauer die Berlin durchquerte, zwischen Straßen, Häusern, Gefühle und menschlichen Beziehungen. Ich hatte von urplötzlich getrennten Familien gelesen, Häuser, die von der Mauer geteilt wurden, Fenster mit Blick in den Westen mit Ziegelsteinen gemauert, um den Blick zu der anderen, nicht immer besseren, aber freien Welt zu verhindern. Und natürlich zwei verschiedene Lebensstile, die letzten Modelle von Opel oder Mercedes der eine Seite und der Trabbi aus Pappe auf der anderen, Straßenleben, Kaufhäuser, Cafés, Licht im Westen, Leere und Tristesse, fast Ausgangsverbot im Osten. Einige Bilder sind in Bewegung gemacht, kein Stop für uns West-Journalisten!! Das waren die Sicherheitsbestimmungen in bestimmten Situationen und an bestimmten Orten. An Bord eines Mercedes Cabrio 50er Jahre im amerikanischen Sektor, mit der Schiff an der Glienicker Brücke, wo oft Spione ausgetauscht wurden. Und dann über den Checkpoint Charlie, die großen Denkmäler und die neuen Gebäude der sozialistischen Wohnarchitektur. Vor der Abreise konnte ich auch das Axel Springer Gebäude besuchen, in der Nähe der Mauer. Und ganz oben in der letzten Etage, alles war ganz schön mit Holz verkleidet, wo es nach Pfeife gerochen hat, waren die RAF-Plakate der Polizei zu sehen. Manche Bilder waren gekreuzt, Zeichen einer Festnahme. Auch West-Deutschland war in den bleiernen Jahre.“

Valentina Strada: 1947 in Mailand geboren. Promovierte Sozialwissenschaftlerin, arbeitet als Journalistin seit 1973. Als Redakteurin hat Sie für mehrere Zeitschriften und Zeitungen gearbeitet wie „Panorama“ und „Corriere della Sera“. Kulturchefredakteurin für die Wirtschaftstageszeitung „Il Sole 24 Ore“ sowie Verantwortlich für die Redaktion Gesellschaft und Familie bei „Oggi“. Chefredakteurin in der Design – Einrichtungs – Architektur Monatszeitschrift “Casamica” und zuletzt auch für „L’Europeo“, heute thematische Zeitschrift von Kultur, Politik und Aktualität, in den 70ern voller Reportagen, die die Autorin ganz schön geprägt haben. Besonders    aber mit Giuseppe Pino, Fotoreporter von „Panorama“ und international renommierter Porträtist, von ihm hat Valentina Strada ihre ersten Kenntnisse bekommen.

Quelle: Café Aroma

- Blog der Journalistin Valentina Strada

Wann und wo

Café Aroma
Hochkirchstraße 8
10829 Berlin

3. Juni bis 18. September 2011


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