Vajrakilaya – die Meditation eines Mandalas

Vajrakilaya – die Meditation eines Mandalas

Die Meditation des Vajrakilaya ist wohl jene Praxis, die in der Nyingma-Tradition am weitesten verbreitet ist. Vajrakilaya ist die Manifestation der erleuchteten Aktivität – also der Buddha-Aktivität – und wird neben Simhamukha und Dorje Drolö am häufigsten zum Beseitigen von Hindernissen praktiziert. Alljährlich finden in der letzten Woche vor Losar – dem tibetischen Neujahr gem. des Phugpa-Kalenders (entspricht ca. unserer Zeit vor dem Aschermittwoch) – diese Praxis ausgeführt. Sie fungiert als eine Art Kehraus, um die negativen Handlungen, Störungen und Beeinträchtigungen des vergangenen Jahreszyklus zu beseitigen. Dabei meditiert man sich selbst in Form der Meditationsgottheit – d.h. Zentralfigur (tib., rdo rje zhon nu; Vajrakumara) inkl. des gesamten umgebenden Mandalas – und externalisiert Negativitäten, Störungen etc. und projiziert diese in eine Opfergabenform (tib., gtor ma). Dieser wird am Ende dann rituell beseitigt. Meist geschieht das im Rahmen einer Feuer-Puja (tib., byin sreg), aber man kann diesen Opfer-Torma auch in einen Fluss geben oder weitab des Praxisplatzes ins Grüne werfen.

Reine Sicht

In der tantrischen Meditationspraxis gibt es drei wesentliche Aspekte: 1) die Klarheit und Deutlichkeit der Visualisation; 2) der sog. „Gottheitenstolz“ – das Wissen und Vertrauen, dass man selbst diese Meditationsgottheit ist; und 3) die reine Sicht – das Wissen um die Bedeutung der Symbolik. Hier nun ein kurzer Einblick in die reine Sicht.

Eine Abbildung zeigt den Vajrakumara (Jugendlicher Vajra) als Zentralfigur in Vereinigung mit seiner Gefährtin Chakradipta. Jedes Detail der beiden Figuren symbolisiert bestimmte Buddha-Qualitäten. Verinnerlicht man durch die meditative Praxis diese Symbole der Erleuchtung, geschieht eine Verwandlung der unreinen Sicht von sich und der Welt. Auf diese Weise werden die unreinen, gewöhnlichen drei Tore (Körper, Rede und Geist) in die drei Vajras (Körper, Rede und Geist der Erleuchtung) transformiert. Beispielsweise symbolisieren seine drei Köpfe die Praxis der drei Energiekanäle, seine sechs Arme stellen die sechs Paramitas dar, die vier Eckzähne sind die Vier Unermesslichen, die beiden Figuren, auf denen getrampelt wird, symbolisieren die Maras von Gier und Hass, seine beiden Flügel stellen Methode und Weisheit dar usw. Generell symbolisiert er geschickte Mittel und die Gefährtin ist uranfängliche Weisheit. Das Blut in der Schädelschale, die sie dem Gefährten Vajrakumara reicht, steht für das Überwinden der Ich-Anhaftung usw. usw.

Oberhalb von der Zentralfigur sind Samantabhadra Yab-Yum. Bei diesem Bildnis wird die Zentralfigur zunächst von den Zehn Höchsten Söhnen – vier links, vier rechts, zwei darunter – und ihren jeweils zwei begleitenden tierköpfigen „Henkern und Schlächtern“. Diese Zehn Höchsten Söhne stehen für die Überwindung der 10 unheilsamen Taten.

Unterhalb der Zehn Höchsten Söhne sind die fünf Buddha-Familien, hier in Form von Ratnakilaya, Vajrakilaya, Padmakilaya, Buddhakilaya und Karmakilaya im unteren Drittel in den jeweiligen Farben der Buddha-Familien dargestellt. Ihre Unterkörper sind Phurbas, sie haben drei Gesichter und sechs Arme.

Links und rechts von den fünf Buddha-Familien befinden sich die zwölf Dharma-Schützer des Vajrakilaya-Mandalas. Und ganz unten sind die vier tierköpfigen Torhüterinnen, die wiederum für die Vier Unermesslichen stehen.

Gottheitenmeditation – die Praxis der Meditation der zwei Phasen zur Manifestation der Buddha-Natur

Warum Tantriker diesen Aufwand an Visualisation betreiben? Es geht auf dieser Stufe der Praxis um das Transformieren der gewöhnlichen Auffassungen und Sichtweisen über einen selbst und die Welt. In unserem gewöhnlichen Geisteszustand sind wir es gewohnt, uns selbst und die Welt in einer bestimmten Art und Weise zu erschaffen, diesen im Grunde leeren, aber dennoch deutlich erscheinenden Phänomenen (immer uns und die Welt gemeint) Identität zu geben. Aufgrund unzähliger solcher Vorgänge des Ergreifens und Bildens von Identität erscheinen für uns unsere Identität und unsere Weltwahrnehmung für selbstverständlich. Indem in der tantrischen Visualisation angefangen vom Geburtsprozess die Welt immer wieder aufs Neue in erleuchteter Weise erschaffen wird, werden die Samen des Greifens nach und Bildens von Identität erschöpft und schließlich aufgebraucht. Mit diesem Praxisansatz werden Selbst und Person verwandelt. Auf diese Weise werden Erscheinung-Leerheit bzw. Lichtheit-Leerheit ungetrennt realisiert.

Ein anderer Praxisansatz, jener der Methode der Kanäle, Winde und Tropfen, bringt diese Idee in eine unmittelbar körperliche Erlebnisform. Dabei wird die Visualisation von der Üppigkeit des Mandalas reduziert auf die Essenz eines lichthaften Körpers und der Praxis mit den Essenztropfen von Vater und Mutter. Über die Praxis des Emporloderns des inneren Feuers und des Abschmelzens des Tropfens werden die vier Freuden (tib., dga‘ ba bzhi) erfahren und man realisiert Glückseligkeit-Leerheit ungetrennt.

Auf einer letztendlichen Praxisebene wird mit direkt mit der Natur des Geistes gearbeitet. Dies erfolgt über die Praxis von Trekchö und Thögal. Dadurch werden die uranfängliche Reinheit (tib., ka dag) und spontane Präsenz (tib., lhun sgrub) von Gewahrsein-Leerheit ungetrennt realisiert.


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