Ein Buch von Lama Vajranatha (John M. Reynolds)
Dieses Buch ist eine leicht lesbare Erläuterung über die Sadhana-Praxis, den tantrischen Prozess der Transformation, in verständlicher Umgangssprache. Der Text stammt aus den Niederschriften der zahlreichen Seminare und Retreats von Lama Vajranatha, die dieser in den letzten zehn Jahren gehalten hat. Es wurden speziell diese Belehrungen ausgewählt, die in Verbindung mit der buddhistischen Meditationsgottheit Vajrakilaya (Dorje Phurba) in der Nyingmapa Tradition stehen.
Sadhana-Praxis
In der Praxis des Sadhana gemäß der Klasse der höheren Tantras, in der Nyingma-Tradition bekannt als Mahayoga, transformiert sich der Sadhaka, der yogische Praktizierende mittels Visualisation und Meditation in den Yidam, in die Meditationsgottheit. Er bzw. sie verwandelt sich also in eine archetypische Form, die in einer reinen Vision realisiert wurde und die eine Manifestation von erleuchteten Gewahrsein darstellt.
Indem man sich so im Verlauf der Meditationspraxis auf mystische Weise mit der Gottheit identifiziert, kann man in einem selbst Zugang zu den Kräften, Fähigkeiten und der Weisheit erhalten, die mit dieser speziellen Form der manifesten Buddha-Erleuchtung assoziiert wird. Indem man sich selbst in den Yidam transformiert und in diesem Zustand meditiert, kann das Potential, das mit dem Yidam in Verbindung steht und das im eigenen Geistesstrom latent vorhanden ist, erweckt werden, während es normalerweise nicht aktiviert oder ruhend ist. Indem man in die Form des Yidam erwacht, entdeckt man, dass sich die Gottheit im heiligen symmetrischen Raum des Mandala manifestiert. Dieser Mandala stellt während der Meditationssitzung eine zeitweilige virtuelle Realität dar, eine himmlische Dimension für die erleuchteten Aktivitäten des Yidam.
Zornvolle Gottheiten
Zornvolle Yidam-Gottheiten, so wie Vajrakilaya, wurden von Buddhas und anderen erleuchteten Wesen mit der Absicht manifestiert, negative Energien zu unterwerfen und zu transformieren. Daher stammt ihre zornvolle Erscheinungsform, aber der Kern ihres Seins ist Mitgefühl, ihre Motivation ist Bodhicitta, die erleuchtete Geisteshaltung, und somit ist ihre zornvolle Erscheinung nur ein Ausdruck von geschickten Mitteln. So wie bei einem Meister der Kampfkunst bleibt ihr Geistesstrom immer ruhig und klar, und ihre Herzen sind voller Mitgefühl gegenüber dem Leiden aller lebenden Wesen im Samsara.
Zu Beginn der Meditationssitzung entsteht aufgrund von Mitgefühl die Visualisation von einem selbst als der Yidam innerhalb der virtuellen Realität des Mandala aus dem uranfänglichen Zustand von Shunyata, von Leerheit. Dieser ist zur gleichen Zeit der Zustand des reinen Potentials für alle möglichen Manifestationen und er ist wie der klare, offene, wolkenlose Himmel. Zum Abschluss der Meditationssitzung werden die Visualisation des Yidam und des Mandala wiederum in das reine Potential von Shunyata aufgelöst. Nachdem so zeitweilig die mentalen Energien des diskursiven Geistes erschöpft wurden, kann man für eine gewisse Zeit im Zustand der Kontemplation (Samahita) verweilen, des reinen Gewahrseins ohne Gedanken und bildhafte Vorstellungen. Dann kehren wiederum der Anblick und der Klang der weltlichen Wirklichkeit ins Bewusstsein zurück. Obwohl der oder die Praktizierende zur gewöhnlichen Realität des Alltags zurückkehrt, bleiben doch einige Spuren der Fähigkeiten und der Weisheit, die durch die Yidam-Praxis realisiert wurden, in der Person zurück, während sie den Aktivitäten in der Welt nachgeht.
Inhaltsverzeichnis:
- Vorwort
- Was ist buddhistische Meditation?
- Sutra, Tantra, und Upadesha
- Die vier Klassen des Tantra
- Unterwerfung der Yakshas, der feindlichen Naturgeister
- Die Psychologie der zornvollen Gottheitenpraxis
- Tantra in Tibet – die vier buddhistischen Schulen
- Mahayoga Tantra in der Nyingmapa Tradition
- Sadhana, der tantrische Prozess der Transformation
- Biographie
Erhältlich ist das Buch direkt bei Lama Vajranatha (John M. Reynolds) oder über die eMail-Adresse: florian.lobsang.dorje@gmail.com. Das Buch kostet € 20,– (zzgl. Versand).