Uwe Tritschler – ein Sieger

Von Betker

Wenn Uwe Tritschler (8 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 4 Niederlagen, 4 durch KO, 1 Unentschieden) am Samstag im Vorprogramm des WM-Kampfes zwischen Klitschko und Haye in den Ring steigt, dann hat er eigentlich schon gewonnen und das, obwohl er doch verlieren soll. Der Weltergewichtler, der die Nummer 524 in der Welt und die Nummer 11 in Deutschland ist, ist nämlich der Aufbaugegner für den als stark eingeschätzten Tony Harrison, der sein Profidebüt gibt. Es ist auch nicht zu erwarten, dass er eine reelle Chance hat, hier für eine Überraschung zu sorgen. Aber er wird als Sieger den Ring betreten und als Sieger den Ring auch wieder verlassen, unabhängig vom Ausgang des Kampfes.
Dass Tritschler überhaupt in den Ring steigen kann, grenzt bereits an ein Wunder. 1995 war er 27 Jahre alt und amtierender Badischer Meister im Amateurboxen. Dann setzte ihn ein schwerer Bandscheibenvorfall so außer Gefecht, dass er sogar ein Vierteljahr im Rollstuhl verbringen musste. Die Ärzte sagten ihm, er müsse mit dem Boxen aufhören. Höchstens Radfahren und Schwimmen billigte man ihm noch zu.
Aber Tritschler lebt für den Kampfsport. Kaum konnte er wieder gehen, flog er nach China in ein Shaolin-Kloster. Dort behandelten die Mönche ihn mit traditioneller Medizin, Akupunktur und Qigong-Meditation. Dort begann er auch wieder mit dem Training. Als er dann, nunmehr 30 Jahre alt, aus China zurückkam, gründete er in Elzach seine eigene „Shaolin-Kung-Fu-Akademie“, die er bis heute leitet und wo er auch als Trainer arbeitet. Von 1998 an boxte er wieder im Amateurbereich, bis er 2003 die Altersgrenze von 35 erreichte und aus Regelgründen aufhören musste. 2010 kehrte er in den Ring zurück, diesmal als Profi. Nach nun acht Kämpfen hat ihn sein Weg bis ins Vorprogramm des Mega-Kampfes Klitschko gegen Haye geführt. Nicht schlecht für einen ehemaligen Rollstuhlfahrer. Uwe Tritschler ist ein Sieger.
© Uwe Betker