ARTus-Kolumne »SO GESEHEN« 611 • 23. Februar 2013
von Walter G. Goes (Bergen/Rügen)
Spektakulär genannt werden muss das kleine dumont-Taschenbuch Die Malerei in der DDR 1949 – 1979 der Kunsthistorikerin Karin Thomas, das ein Jahrzehnt vor der Implosion der DDR, in der BRD mit sachlich aufschlussreichen, differenzierten Texten und über 100 Abbildungen von Gerhard Altenbourg bis Thomas Ziegler endlich aufräumte mit der ach so beliebten, leider über Jahrzehnte grassierenden, viel zu schematischen Vorstellung vom »Sozialistischen Realismus«.
Auf den Umschlag als Aufmacher schaffte es eine Arbeit des Mattheuer-Schülers Uwe Pfeifer. Man sieht einen Ausschnitt seines Öl-Bildes Feierabend, das 1977 entstand und das in Ost wie West die Gemüter bewegte, Fragen stellte.
Hermann Raum formulierte es in der Sächsischen Zeitung(!) am 20. Januar 1978 so: »Er (Mattheuer) hat Nachfolger gefunden; der eigenständigste ist Uwe Pfeifer… (Seine Bilder) enthalten u.a. solche ungelösten Widersprüche wie: Gefährdung, ja Zerstörung natürlicher Umwelt durch die expansive industrielle Produktion von Wohlstand und eine Isoliertheit des einzelnen in der Menge… « Und Karin Thomas wusste Uwe Pfeifer als »eindrucksvollen« Nachfolger der Veristen aus den zwanziger Jahren zu outen, dessen suggestive Gemälde und Druckgrafiken sie mit der »klinisch-kalte(n) Dingsprache der kritischen Realisten aus der heutigen Westberliner Kunstszene« verglich.
So gesehen, welch merkwürdige Kongruenz der künstlerischen Auffassungen! Sollte es gar an den grenzüberschreitenden Problemen gelegen haben, im Osten und im Westen?
Uwe Pfeifers Werk wird auf Rügen sehr geschätzt. In der Sammlung der KulturStiftung Rügen befinden sich 6 herausragende grafische Arbeiten und wer in diesen Tagen die Orangerie Putbus besucht, kann noch bis zum 2. März zwei Arbeiten von ihm in der Grafik-Ausstellung des Halleschen Kunstvereins bewundern und eigene Schlussfolgerungen ziehen. ARTus