USB-Stick mit I/O-Fehlern reparieren

Von Greatif

Wenn nichts mehr geht...

 

Flash-Speicher-Medien (genaue Bezeichnung: Flash-EEPROM) in Form von USB-Sticks gehören zum technischen Alltag der Gegenwart. Diese mittlerweile zum Teil winzigen Speichermedien sind robust und ideal zum schnellen, unkomplizierten Transport/Austausch von Daten. Mit Speicherkapazitäten bis zu 1 Terabyte (TB) reichen USB-Sticks dabei mittlerweile an das Speichervermögen von Festplatten heran.

Ist ein USB-Stick häufig im Einsatz und wird abwechselnd immer wieder mit Daten "befüllt" und "entleert", so kann es mit der Zeit insb. durch die vielen Schreibvorgänge zu Fehlern auf dem USB-Stick kommen. (Auf die physikalisch-technischen Ursachen hierfür wird vorliegend zwecks Übersichtlichkeit nicht näher eingegangen) Als weitere potentielle Fehlerquelle tritt dann das weit verbreitete, unbedachte "einfache Abziehen" des USB-Sticks vom Endgerät hinzu (während evtl. noch Lese- und/oder Schreibzugriffe auf das Medium stattfinden).

Weiten sich die Fehler mit der Zeit aus, kommt es dann zu Problemen mit dem kleinen, praktischen Speicherstift:

Daten können nicht mehr gelesen oder hinzugespeichert werden; oftmals können die fehlerhaften Daten dann auch nicht mehr vom USB-Stick gelöscht werden. Als Ultima Ratio (sinngemäß: letzte Möglichkeit) bleibt dann nur noch die Formatierung des Sticks.

Es gibt jedoch auch Fälle, in denen die Fehler auf dem USB-Stick derart gravierend sind, dass selbst eine Formatierung des Speichermediums nicht mehr möglich ist:

  • Die Windows-Formatierung startet gar nicht erst (weder über den Explorer noch über die Kommandozeile) oder gibt die Meldung aus, dass das Speichermedium "schreibgeschützt" sei.
  • Auch spezielle Formatierungs-Tools, wie z.B. das HP USB Disk Storage Format Tool geben entsprechende Meldungen aus: "Device media is write-protected".
  • Das Aufheben des (vermeintlichen) Schreibschutzes durch Ändern des Registrierungsschlüssels HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\StorageDevicePolicies von 1 auf 0 führt ebenfalls nicht dazu, dass sich der USB-Stick formatieren lässt.
  • Der Versuch, über die Kommandozeile mittels DiskPart -> ATTRIBUTES DISK CLEAR READONLY den vermeintlichen Schreibschutz aufzuheben, bewirkt nichts.
  • Der DiskPart-Befehl CLEAN führt zu einer Fehlermeldung, wonach die Anweisung wegen eines I/O-Gerätefehlers nicht ausgeführt werden kann.
  • Auch der Kommandozeilen-Befehl chkdsk führt zu entsprechenden I/O-Gerätefehler-Meldungen.
  • Das HDD Low Level Format Tool gibt beim Formatierungsversuch Fehlermeldungen aus, wie z.B. "Format Error occurred at offset 985,595,904: 1117 - Device I/O error".

In solchen Fällen ist es möglich, dass der Speicherstift bereits ireparabel beschädigt und nicht mehr zu gebrauchen ist. In einigen Fällen gibt es jedoch eine letzte Möglichkeit:

Die Reprogrammierung Flash-EEPROM-Chips mittels eines sog. Mass Production Tools

Mass Produktion Tools bieten weitgehende Zugriffsmöglichkeiten auf einen USB-Stick. Hiermit lassen sich z.B. die Firmware oder auch sog. CDFS-Partitionen (CDFS-Partitionen enthalten sog. Secure Drives, d.h. verschlüsselte Speicherbereiche) löschen und neu einrichten.

Zur Rettung des USB-Sticks geht man nun, wie folgt, vor:

(hier am Beispiel eines defekten Intenso Rainbow 8GB USB-Sticks)

  • Zunächst lädt man das Tool ChipGenius herunter und startet es.
  • Nun ermittelt man VID und PID des Chips (hier: VID = 1307 PID = 0165).

  • Nun öffnet man die Webseite iFlash / FlashBoot.ru und gibt dort VID und PID des Chips ein, um nach verfügbaren Mass Production Tools suchen zu lassen und diese herunterzuladen.

Achtung: Für den entsprechenden USB-Stick nicht geeignete Tools oder deren falsche Bedienung können endgültig ireparable Schäden verursachen!

Die Webseite hat für den Intenso Rainbow 8GB USB-Stick die Tools UBRevert Tools 2.2.3.11 und USBEST UT165 sauvetage 1.0.3.1 ermittelt, die dann heruntergeladen werden.

  • Danach startet man UBRevert Tools - der angeschlossene USB-Stick wird automatisch am entsprechenden Port erkannt.
  • Mit Klick auf "Start all" wird der Chip überschrieben.

Beim Überschreiben wurden 19 "BadBlocks" gefunden, 99% des Chips sind noch in Ordnung.

Der USB-Stick wird nach dem Schreibvorgang jedoch noch nicht richtig erkannt.

  • Nun startet man USBEST UT165 sauvetage und updatet mit Klick auf "Update" die Firmware des USB-Sticks.

Der vorher nicht mehr beschreibbare, unformatierbare USB-Stick wird nun wieder richtig erkannt und funktioniert einwandfrei - der I/O-Fehler ist beseitigt.

Weitere Links zu diesem Thema:

How to format/repair a write-protected USB drive with I/O errors?

Flipping the Removable Media bit — alternatives to BootIt?

How to find the right tool for your defective USB