Seit Jahren häufen sich weltweit die Extremwetterlagen; seien es eine signifikante Zunahme der Zahl der Tornados und Hurrikans in Nordamerika, exessiver Dauerregen in den Monsumgebieten Südasiens, Hitzewellen und Dürren in Südeuropa oder eben – wie heute gemeldet die schlimmste Dürre seit 25 Jahren im mittleren Westen der Vereinigten Staaten. Sehr hohe Temperaturen und keine Niederschläge; und dies seit Wochen. Die Lage spitzt sich zu. Fast zwei Drittel des Landes sind schon nach offiziellen Angaben betroffen. In vielen Gebieten hat es seit über acht Wochen nicht mehr richtig geregnet. Flüsse haben Niedrigwasser oder trocknen sogar ganz aus. Die Binnenschifahrt ist schwer getroffen, genauso die Farmer und Rinderzüchter. Und letztendlich auch die Verbraucher.
Die lang anhaltende Trockenheit wird seit Wochen von einer rekordverdächtigen Hitzewelle verstärkt. Die Regierung fürchtet sehr schwere Ausfälle bei den Ernten. Am schlimmsten sei die Lage im “Corn Belt”, das ist der Getreidegürtel im Mittleren Westen, wo der meiste Mais in den USA angebaut wird.
Landwirtschaftsminister Tom Vilsack rief bereits in rund 1300 Landkreisen in 29 Bundesstaaten den Notstand aus. Am Mittwoch sprach er im Weißen Haus mit Präsident Barack Obama über die Lage. Dabei ging es vor allem auch darum, wie in Not geratenen Farmern geholfen werden kann. Die Produktion von Futtermitteln geht stetig zurück, die Reserven sind langsam aufgebraucht; und damit reduziert sich die Rindfleichproduktion drastisch. Die Preise von Futtermittel, Getreideprodukten, Milch und Fleisch explodieren förmlich.
Dies belastet den Konsum und damit auch die schwer angeschlagene amerikanische Wirtschaft. Die Menschen leiden – besonders die Unterschicht, weil die Nahrungsmittelpreise und Kosten für Energie steigen. Beides zusammen genommen überfordert schon so manchen Haushalt.
Wie extrem die aktuelle Krise geworden ist, zeigen folgende Fakten:
Seit 1956 ist nicht mehr eine derart große Fläche von anhaltender Trockenheit betroffen worden. Darunter sei der “Corn Belt” mit den Bundesstaaten Illinois, Indiana, Iowa, Nebraska und Minnesota. Aber auch Staaten wie Arkansas, Mississippi, Utah und Wyoming haben zu leiden.
Bereits jetzt stehe fest, dass 38 Prozent der Maisernte schlecht bis sehr schlecht ausfällt, sagte Vilsack. Bei Sojabohnen seien es 30 Prozent.
Landesweit kommt es immer wieder zu Stromausfällen, weil das überalterte und leistungsschwache Stromnetz den Belastungen durch Millionen Klimaanlagen nicht mehr gewachsen ist. In den Krankenhäusern werden immer mehr Hitzeopfer eingeliefert, besonders Alte und Kranke. Bio-Ethanol als Treibstoff, der vor allem aus Mais gewonnen wird, verknappt sich. Indirekt steigen dadurch die Treibstoffpreise.
Die Waldbrandgefahr nimmt stetig zu; schon jetzt brennen grosse Flächen. Arbeiten im Freien werden tagsüber zur Tortur; die Krankheitsausfälle in der Wirtschaft nehmen zu; die Leistungsfähigkeit vieler Mitarbeiter ist eingeschränkt.
Die aus der Lage gezogenen Konsequenzen beschränken sich zur Zeit ausschliesslich auf wirtschaftliche Maßnahmen. Obama berät mit seinen Ministern über Hilfe für Farmer und Rinderzüchter. Eine Modernisierung der Infrastruktur ist in Washington genausowenig angedacht, wie eine Wende in der Klima und Umweltpolitik. Wirtschaft und Verbraucher können weiter rücksichtslos Treibhausgase und Gifte in die Umwelt entlassen. Die mit verursachten Klima-Änderungen werden auch weiterhin nicht eingedämmt; sie lassen sich in Anbetracht der bevorstehenden Wahl auch schlecht thematisieren. Wirtschaft steht vor Ökologie und Soziales. Die USA fahren damit weiterhin eine Politik der Selbstzerstörung, die ihnen bereits jetzt extrem schadet. Die Welt hat dafür wenig Verständnis und das Mitleid hält sich sehr in Grenzen.
es grüsst euch René Brandstädter – humanicum
