US Kriegsminister Leon Panetta sieht Recht auf Präventiv Schlag im Cyberwar

Der demokratische Verteidigungsminister Leon Panetta hat am gestrigen Donnerstag in einer Rede in New das Recht der USA auf einen Präventivschlag im Falle einer Bedrohung im Web betont; die USA seien demnach sind in der Lage, Bedrohungen aus dem Cyberspace mit einem Erstschlag zu begegnen. Sein Ministerium habe die Mittel und befähigungen entwickelt, um außerordentlichen Bedrohungen im “nationalen Interesse” zu begegnen. Dafür bedürfe es nur des Befehls des Präsidenten, der, wie wir uns erinnern, als Friedensnobelpreisträger gerne mal Toteslisten für die nächsten Drohnenangriffe erstellt und dabei sehr wenig Gefühlsregungen zeigt.

Panetta sieht potentielle Cyberattacken, die von Terroristen oder befeindete Nationen ausgehen, als genauso schlimm an, wie Nine – Eleven; ein solcher würde die Nation paralysieren.

“A cyber attack perpetrated by nation states or violent extremist groups could be as destructive as the terrorist attack of 9/11,” he said in prepared remarks. “Such a destructive cyber terrorist attack could paralyze the nation.”

Das weltweite Internet wird zum potentiellen Kriegsschauplatz und zum Ziel der amerikanischen “Vorwärtsverteidigung”!

Click photo for screen-resolution imageNoch herrscht in der amerikanischen Administration ein Kompetenzwirrwar, das aber bald aufgelöst wird, wenn es nach Panetta geht. In der Cyber-Strategie sei das US-Ministerium für innere Sicherheit, dem Department of Homeland Security maßgeblich zuständig, und das Verteidigungsministerium vordringlich für die Abwehr von Angriffen zuständig. Sein Ressort werde aber seine Kompetenzen ausweiten. Über den Schutz der eigenen Infrastruktur hinaus fühle sich das Ministerium künftig für den gesamten Cyberspace der Nation zuständig, was wohl aber auch dessen Verbindung zum globalen Cyberspace mit einschliesst. Damit ist potentiell das gesamte weltweite Internet Schauplatz eines kalten Cyberkrieges, der zu überwachen und einzudämmen ist. Die amerikanische Vorwärtsverteidigung ist damit de facto im Vorfeld immer legetimiert. Zur Sicherheit der Nation muss das Web auf verdächtige Prozesse durchleuchtet werden, um dann einfach auf Verdacht loszuschlagen – ganz so wie beim bewährten Drohnenkrieg.

Die Angst vor dem “Cyber-Pearlhabor”: 30.000 Rechner von ARAMCO zerschossen

In den vergangenen Wochen habe es viele Vorfälle von Cyberattacken auf anerikanische Firmen gegeben. Dabei ging es nicht nur um DDoS Attacken, sondern mitunter auch um die Zerstörung von IT Strukturen mit einem Virus namens “Shamoon”, der Computer der Saudi Arabian State Oil Company ARAMCO infiziert habe. Eine Selbst ausführende Routine – wiper – ersetzte Systemdateien mit einem Bild von einer brennenden uS Flagge. Zudem überschrieb der Virus alle Daten mit “Müll”. Mehr als 30.000 Computer wurden so nutzlos gemacht und mussten ersetzt werden. Tja, diesmal traf es “nur” eine nicht – amerikanische Ölfirma, an der die USA aber wohl beteiligt sind, oder – natürlich wegen des ungetrübten Ölflusses, höchstes Interesse an dessen Weiterbestehen haben.

Sparzwang aus Profitgier lässt Systeme veralten und macht sie für Cyberangriffe anfällig

Der Verteidigungsminister beschwor in seiner Rede ein “Cyber Pearl Harbor” herauf, eine Attacke im Web, die Teil eines größeren physischen Angriffs auf die USA sein könne, die zu physischen Zerstörungen und Toten führen und die Nation paralysieren könne. Auch könnten ein angreifendes Land oder Extremisten Kontrolle über wichtige Schaltstellen erlangen und beispielsweise Züge entgleisen lassen oder die Wasser- und Stromversorgung gefährden.Warum wichtige Infrastrukturen so anfällig gegen Cyberangriffen sind, lässt sich übrigens mit der überalterten Technik erklären. elektronische Steuerelemente wurden schon vor 20 Jahren ans Internet angeschlossen, oder doch zumindest ins Intranet der jeweiligen Firma. Mit Firewalls, Antivirensoftware sah es damals wie heute schlecht aus. Viele System lässt man einfach auf den alten Plattormen weiter laufen. Neue Systeme werden immer direkt an das Internet angeschlossen, ohne aber viel Wert auf die sicherheit zu legen. Der Grund ist einfach: Profitgier. Je weniger eine Firma in PErsonal, Hardware und Sicherheit investieren muss, desto grösser die Gewinnmarge.

Panetta sieht die Lösung aber wo anders: Das Pentagon habe seine Fähigkeiten verbessert, dem Ursprung von Angriffen nachzugehen. Doch in manchen Fällen könne eine rein defensive Taktik, und sei sie auch noch so ausgeklügelt, nicht ausreichend sein.

Tja. Eine Taktik, gleich welcher Art, kann sich nun mal nur sehr schwer auf Uralt Plattformen betreiben lassen. Panetta möchte in Wirklichkeit eine Legetimation für die Überwachung, Kontrolle, Zensur und Zerstörung des Internets. Unliebsame regierungskritische Seiten fallen dem Totschlagargument “Krieg gegen den Terror” oder “Für die nationale Sicherheit” genauso schnell zum Opfer, wie illegale Downloader, Filesharer oder anderen Menschen, die der Wirtschaft nicht den nötigen Tribut zollen wollen.

so long – humanicum


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