U.S. Girls
„Half Free“
(4AD)
Ganz am Ende kommt einem dann diese Scherzpostkarte in den Sinn – jene, auf der eine Frau im Superwoman-Kostüm am Herd werkelt, daneben steht: „Mütter können nicht ständig die Welt retten, sie müssen auch noch kochen!“ Was einen hier verschämt kichern lässt, dreht Meghan Remy unter ihrem Moniker U.S. Girls einmal mehr komplett ins Spaßarme, Schattige, Sarkastische. Auf „Half Free“, ihrem aktuellen Album, geht es nicht um Emanziportiönchen oder Herrenwitze, sondern um das traurige Grau des Alltäglichen, um ein Leben, das einem eben nur die halbe Freiheit zugesteht. Hier ist die Familie nicht mehr der einzig glücklichmachende Rückzugsort, sondern manchmal ein Teil der Vorhölle und man selbst geht hin und hängt sich am Stammbaum auf ("Now I'm going to hang myself, hang myself from my family tree"/Sororal Feelings). Einsamkeit, Maskierungen, selbstgewählte Unfreiheiten und zu Grabe getragene Hoffnungen, bizarre sexuelle Anspielungen (Telephone Play No. 1) und zum Schluß dann eben der hymnische Choral: "A woman's work is never done, she doesn't sleep 'til the morning comes" – wenn also schon Humor, dann bitteschön tiefschwarz. All diese skurrilen Geschichten spielen vor wechselnden und durchaus spannungsreichen Kulissen, Remy tauscht die Genres derart schnell und gekonnt, dass einem schwindlig zu werden droht: Surfsound, Disco, Krautrock, Psychedelic, Synthpop, dazu ihre Stimme, die von Marianne Faithfull, Mary Weiss (Shangri-Las), Cyndie Lauper bis hin zum überdrehten Gepiepse der Chipmunks ein überaus reichhaltige Spannweite zu bieten hat. Viel besser als Pitchfork kann man es eigentlich kaum fassen, dort steht, die Songs klängen wie”your favourite golden-oldies station beamed through a pirate-radio frequency, seamlessly fusing '60s-vintage girl-group serenades and smooth '70s disco into dubby panoramas and horror-movie atmospherics”. Das Cover des Albums ziert Remy im Übrigen selbst und dieses Photo zeigt in beeindruckender Klarheit, dass sie wohl weiß, was vom Leben zu erwarten ist. Wer dazu noch ein leichtes Lächeln zu erkennen vermag, nun der wiederum ahnt, dass vielleicht doch noch nicht alles verloren ist. https://usgirls.bandcamp.com/
„Half Free“
(4AD)
Ganz am Ende kommt einem dann diese Scherzpostkarte in den Sinn – jene, auf der eine Frau im Superwoman-Kostüm am Herd werkelt, daneben steht: „Mütter können nicht ständig die Welt retten, sie müssen auch noch kochen!“ Was einen hier verschämt kichern lässt, dreht Meghan Remy unter ihrem Moniker U.S. Girls einmal mehr komplett ins Spaßarme, Schattige, Sarkastische. Auf „Half Free“, ihrem aktuellen Album, geht es nicht um Emanziportiönchen oder Herrenwitze, sondern um das traurige Grau des Alltäglichen, um ein Leben, das einem eben nur die halbe Freiheit zugesteht. Hier ist die Familie nicht mehr der einzig glücklichmachende Rückzugsort, sondern manchmal ein Teil der Vorhölle und man selbst geht hin und hängt sich am Stammbaum auf ("Now I'm going to hang myself, hang myself from my family tree"/Sororal Feelings). Einsamkeit, Maskierungen, selbstgewählte Unfreiheiten und zu Grabe getragene Hoffnungen, bizarre sexuelle Anspielungen (Telephone Play No. 1) und zum Schluß dann eben der hymnische Choral: "A woman's work is never done, she doesn't sleep 'til the morning comes" – wenn also schon Humor, dann bitteschön tiefschwarz. All diese skurrilen Geschichten spielen vor wechselnden und durchaus spannungsreichen Kulissen, Remy tauscht die Genres derart schnell und gekonnt, dass einem schwindlig zu werden droht: Surfsound, Disco, Krautrock, Psychedelic, Synthpop, dazu ihre Stimme, die von Marianne Faithfull, Mary Weiss (Shangri-Las), Cyndie Lauper bis hin zum überdrehten Gepiepse der Chipmunks ein überaus reichhaltige Spannweite zu bieten hat. Viel besser als Pitchfork kann man es eigentlich kaum fassen, dort steht, die Songs klängen wie”your favourite golden-oldies station beamed through a pirate-radio frequency, seamlessly fusing '60s-vintage girl-group serenades and smooth '70s disco into dubby panoramas and horror-movie atmospherics”. Das Cover des Albums ziert Remy im Übrigen selbst und dieses Photo zeigt in beeindruckender Klarheit, dass sie wohl weiß, was vom Leben zu erwarten ist. Wer dazu noch ein leichtes Lächeln zu erkennen vermag, nun der wiederum ahnt, dass vielleicht doch noch nicht alles verloren ist. https://usgirls.bandcamp.com/