Urzeitliche Meerestiere zum Leben erweckt

Von Urzeit


3D Rekonstruktion der heteromorphen Ammonitenart Dissimilites intermedius
Wien - Neueste Methoden ermöglichen es den Paläontologen, in das Innere von Gesteinen zu blicken. Computertomographie und modernste 3D-Rekonstruktions-Programme erlauben es, fossile Lebewesen realistisch ins Leben zurück zu holen. So schwimmen plötzlich vor mehr als 65 Millionen Jahren ausgestorbene Lebewesen, fossile Kopffüßer wie die Ammoniten, vor den Augen der Wissenschafter.

Alexander Lukeneder
Im Rahmen eines internationalen FWF-Projekts, welches Klima und Lebewelt im Unterkreidemeer der Dolomiten vor 140 bis 100 Millionen Jahren untersucht, konnte eine neue Ammoniten-Art namens Dissimilites intermedius entdeckt werden. Das 30- köpfige Wissenschafter Team unter der Leitung von Alexander Lukeneder (Naturhistorisches Museum Wien) versucht, in den Untersuchungen neueste Methoden anzuwenden. Gemeinsam mit Kollegen vom Naturmuseum in Südtirol (Bozen) wurde in dieser Zeit die Umgebung der Puez-Spitzen erforscht.

Susanne Lukeneder
Das Fossil selbst wurde in den Dolomiten im August 2011 von Susanne Lukeneder während einer Grabung auf ca. 2600 Metern Meereshöhe gefunden. Es handelt sich dabei um einen heteromorphen Ammoniten aus kreidezeitlichen Sedimenten der Dolomiten, welche auf 128 Millionen Jahre datiert werden konnten. Der 13 Zentimeter große Ammonit wurde im Puez-Gebiet in Südtirol auf 2500 Meter Meereshöhe entdeckt. Zum Zeitpunkt des Fundes im August 2011, war noch nicht klar, dass es sich dabei um eine neue Art handeln würde. Umfangreiche Untersuchungen am Fossil und Vergleichsstudien mit allen bekannten Exemplaren der Gattung Dissimilites zeigten die systematische Stellung als neue Art.

Infobild: Links ist der Ammonit zur besseren Darstellung der Berippung mit Ammoniumchlorid bedampft. In der Mitte sind verschiedene Schnittebenen der Computer-Tomographie (CT) dargestellt. Die CT Aufnahmen wurden durch Christian Gusenbauer an der University of Applied Sciences (FH OÖ) in Wels erstellt. Rechts zeigt sich das Originalstück mit gelblichem Limonit-Überzug. Der Stern markiert jeweils den Beginn der Wohnkammer des Ammoniten.
Bildgebende Verfahren der Computertomographie (CT) erlaubten es, weitere Details des Stückes, wie Stacheln und Rippen, klar darzustellen ohne das Fossil zu zerstören. Röntgenstrahlen werden hierbei durch das Gestein geschickt. Ist dabei das Fossil, wie in diesem Fall, mit Limonit (Brauneisenerz) überzogen, stellt sich dieses weiß dar. Die unterschiedlichen Grautöne des Gesteins und des Fossils können dann im Computer zu einem dreidimensionalen Bild berechnet werden. Dabei macht man sich die unterschiedliche Dichte, und die dadurch bedingte Verschiebung der Grautöne verschiedener Materialien zu Nutze. Eine Vielzahl von digitalen Schnittbildern kann anschließend zu einem gesamten Modell errechnet werden. Diese Methode führte zur bestmöglichen Rekonstruktion und bildete den Grundstein zu einer Animation, die zum heutigen Tage die optisch gelungenste und wissenschaftlich korrekte Darstellung von schwimmenden Ammoniten aus der Kreidezeit darstellt.
Die systematische Stellung wird in der Zeitschrift Acta Palaeontologica Polonica publiziert. Die Animation, 3D -Rekonstruktionen und CT -Daten sind bereits online in der Zeitschrift Computers & Geosciences veröffentlicht. Bei diversen Veranstaltungen wie der Langen Nacht der Museen und Führungen hinter die Kulissen des NHM, wird Alexander Lukeneder diesen Ammoniten-Film zeigen.
Dr. Alexander LUKENEDER
Naturhistorisches Museum Wien
Geologisch-Paläontologische Abteilung
Burgring 7, A-1010 Wien
E-Mail: alexander.lukeneder @ nhm-wien.ac.at
Homepage: http://www.nhm-wien.ac.at/alexander_lukeneder