Ursula Unsensibel oder warum die Germanophobie vielleicht doch nicht ganz unberechtigt ist

Deutsche Politiker oder Fußballer wahlweise als Nazis oder Hunnen darzustellen ist ein seit Jahren beliebtes Stilmittel in britischen Boulevardmedien. Im Zuge der Euro-Krise hat sich das Phänomen auch auf Spanien, Portugal, Italien und vor allem Griechenland ausgeweitet. In verschiedensten Medien und auf der Straße wird über den wirtschaftlichen Imperialismus und die Bevormundung durch die Deutschen geschimpft. Bisher habe ich darüber wahlweise gelacht, es als Selbstbetrug abgetan oder als Frechheit betrachtet. Schaue ich mir allerdings die aktuellen Aussagen einer Frau von der Leyen an, so erscheint die Empörung nicht mehr ganz ungerechtfertigt.

Bereits seit längerer Zeit versucht man in Deutschland das Phänomen der ungenügenden Generativität und der Bevölkerungsabnahme der Deutschen mit Immigration lösen. Nun kommt aber den Deutschen die Euro-Krise zu Hilfe:

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) erklärte hingegen, Deutschland profitiere von der steigenden Zahl gut ausgebildeter Zuwanderer aus Süd- und Osteuropa. “Die neue Qualität der Zuwanderung ist ein Glücksfall”, sagte sie dem “Spiegel”. “Sie hilft unserem Land, macht es jünger, kreativer und internationaler.” Beim Zuzug aus den Krisenstaaten gebe es praktisch nur Gewinner: “Die jungen Menschen, weil sie im Beruf durchstarten können, unsere Wirtschaft, weil Fachkräfte auf offene Stellen nachströmen”, so von der Leyen.

Oder um es mit anderen Worten zu sagen. Die hohen Arbeitslosenzahlen in den südeuropäischen Staaten sind die Lösung für Deutschlands demographischen Niedergang. Eine mehr als gewagte Argumentation, wiederholt doch auch eine Frau von der Leyen ansonsten ohne Unterlass das Mantra von der weiteren Integration Europas. Und schaue ich mir den derzeitigen unprofessionellen Umgang mit Zypern an, so muss man an der Kompetenz der Entscheidungsträger zweifeln. Auch wenn meine Argumentation natürlich eine andere wäre, als die des Spiegelfechters. Vielleicht ist es gar nicht Frage, ob es ein Konzept für die Lösung der Euro-Krise gibt. Vielleicht ist es eher die Frage, ob, wenn es ein Konzept gäbe und man die derzeitig an den Schaltstellen der Macht befindlichen Akteure bevollmächtigen würde, ausreichend politische Kompetenz in Europa vorhanden wäre, ein solches Konzept umzusetzen.

Und noch etwas. Die Einstufung des Fortbestandes der Europäischen Union als Frage von Krieg und Frieden ist schon an sich ein Zeichen von Germanophobie und so sie von deutscher Seite kam, von deutschem Selbsthass und fehlendem deutschen Selbstvertrauen. Denn niemand könnte annehmen, dass zum Beispiel Italien Spanien angreift, oder die Slowakei Estland.



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