Urlaubs-Tagebuch-Bloggen: Verarbeitungsprobleme und Sickergruben-Kinderspiel

Wenn man bei 33°C in den Urlaub startet, dann nimmt doch niemand Regenjacken und warme Pullis mit, oder? ODER?

Der Mann weigert sich hartnäckig, mir seinen einzigen Pullover auszuleihen und das Bolerojäcken ist ja eher Deko. Blöd auch, wenn die eine Hose in der Warteschleife vor der Waschmaschine hängt und die andere klatschnass im Badezimmer. Das einzige langärmelige Kleid hängt feucht und klamm über meiner Zimmertür. Also habe ich mich ins Bett verkrochen und schreibe an meiner Weihnachtsgeschichte weiter und überlege außerdem ernsthaft, ob ich in eine depressive Episode hineinrutsche. Inzwischen bin ich zur der Überzeugung gekommen, dass meine derzeitige Stimmung ganz normale Trauerarbeit ist. Vor vielen Jahren erklärte mir jemand, dass man jede Jahreszeit einmal ohne den betreffenden Menschen durchleben müsse, Trauerarbeit ist also etwas Langwieriges.

Und damit ich es mir auch selber glaube, dass es gerade ganz viel ist, was mein Herz verarbeiten muss, habe ich mir eine Liste geschrieben, was innerhalb des letzten Jahres passiert ist:

  • Meine Schwester stirbt an einem Herzinfarkt. Sie war neun Jahre älter.
  • Unser ehemaliger Nachbar stirbt an einem Routineeingriff im Krankenhaus.
  • Ein lieber alter Mann, den ich seit vielen Jahren kannte, stirbt, möglicherweise war es ein Herzinfarkt.
  • Eine Freundin von uns stirbt durch einen erneuten Selbstmordversuch. Gerade hatte sie einen Therapieplatz in einer Spezialklinik erhalten.
  • Ein Mensch, den ich mochte, mag mich nicht mehr und will allenfalls per Email noch Kontakt. Ich frage ihn also per Email, ob es etwas gibt, wegen dem ich ihn um Vergebung bitten kann. Er antwortet, es sei alles in Ordnung zwischen uns. Ich erfahre durch einen Dritten, dass er sich meine naive Art nicht mehr antun will.
  • Ein Kollege erklärt mir seine Einschätzung meiner Persönlichkeit. Es tut mir einfach nur weh; ich fühle mich ungerecht behandelt, respektlos behandelt und emotional angegriffen – ich bin mir noch nicht schlüssig, wie ich vorgehen werde.
  • Ich nehme ein Projekt in die Hand und versuche, im Konsens mit allen Beteiligten eine Richtung einzuschlagen. Wer etwas stemmen will, macht Dinge verkehrt und Leute reden über einen. Ich hätte nicht gedacht, dass es mich so mitnehmen würde.
  • Fazit: Es sind Dinge passiert, die ich akzeptieren muss, die ich nicht auflösen kann, die mein Herz noch verdauen muss. Ich glaube, das braucht Zeit und lange Spaziergänge am Meeresrand.

Dafür haben die Kinder aber viel Spaß bei dem neu entwickelten Spiel: Wenn ein Kind größere Geschäfte auf dem Klo erledigt (oder einen Elternteil dabei ertappt), rennen die übrigen raus in den Vorgarten, heben den verrosteten Deckel der Sickergrube hoch, schauen kreischend und lachend hinein und rufen: „Wo ist das Würstchen?“

Es ist ja so schön, wie viel sie im Urlaub lernen.


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