Immer wieder bekommen wir gesagt, dass wir doch nur Urlaub machen. Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich bei solchen Kommentaren missverstanden. Viel besser finde ich es, wenn jemand sagt, dass wir reisen. Doch wo ist eigentlich der Unterschied zwischen Urlaub und Reisen?
Hotelanlage in Cancún, Mexiko
Meine Vorstellung von Urlaub wurde vor allem durch Pauschalurlaube geprägt. Spontan assoziiere ich mit dem Wort Urlaub überfüllte Stände, riesige Hotelanlagen mit Animateuren, Buffet und Swimmingpools. In dieser Welt prahlen Menschen damit, dass sie schon das siebte Jahr in Folge in diesem Hotel sind und seit Ewigkeiten keine neuen Eindrücke mehr hatten. Im Reich der Minidiscos musste ich auch Touristen erleben, die sich scheinbar nur von Cocktails und Bier ernährten und ab einem gewissen Pegel das einheimische Personal anpöbelten. Einige Pauschalurlauber wollten den Kontakt mit der lokalen Kultur nur dann, wenn sie unterhaltsam auf einer Hotelbühne präsentiert wurde.
Spätesten in Budapest packte mich das Reisefieber
Auch wenn dieses Bild einseitig ist und nur einen kleinen Teilaspekt der Urlaube verkörpert, wollte ich mich nach meinem Auslandssemester in Budapest von dieser Welt distanzieren. Spätestens hier wurde mir klar, dass ich (nicht nur) im Ausland so viel mehr erleben kann als die künstliche Welt in einer Hotelanlage.
Weiter geprägt wurde ich durch meine ersten größeren Fernreisen. Vor allem meine Tour durch China hat mir ganz neue Horizonte eröffnet. Spätestens ab da war Reisen für mich gleichbedeutend mit:
- Eintauchen in andere Kulturen
- Dinge lernen, von denen ich zuvor nie gehört hatte
- Die Komfortzone verlassen und Dinge tun, die ich mir wenige Wochen zuvor nie zugetraut hätte
- …
Die Liste kann ich wohl endlos fortführen. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich Dinge mit diesen Reisen verbinde, die mit persönlichem Wachstum zusammenhängen. Nach meiner früheren Auffassung war Backpacking der beste, wenn nicht sogar einzige Weg zum Reisen. Diese Anschauungen haben sich mit der Zeit von allein gebildet, ohne dass ich mich länger mit der Differenzierung beschäftigt habe.
Nun hat sich also aus meinen Erfahrungen heraus dieses Bild ergeben:
- Urlaub = Kopf ausschalten, den Alltag vergessen, Souvenirs einkaufen
- Reisen = Persönlichkeit entwickeln, neue Horizonte eröffnen, Abenteuer erleben
Meine erste Asien-Reise führte mich nach China
Mittlerweile wird mir immer deutlicher bewusst, wie primitiv diese Formel ist. Sicherlich kann ich diese Unterscheidung für mich persönlich treffen. Doch ich kann unmöglich Kofferreisende in All-inclusive-Hotels als rücksichtslose Kulturbanausen einstufen oder Backpacker zu den welterfahrenen Reisehelden stilisieren.
Bewusst darüber nachgedacht habe ich das erste Mal auf Sri Lanka. Im traumhaften Ella trafen wir ein Backpacker-Paar, das wir einige Tage zuvor in Haputale kennenlernten. Die Beiden fuhren allerdings nur nach Ella, um dort gewesen zu sein. Sie konnten jetzt sagen, dass sie mal in diesem angesagten Örtchen waren. Die ganzen wundervollen Plätze, weshalb Ella bei Touristen beliebt ist, haben sie sich nicht angesehen und lieber die Zeit im Gästehaus bzw. in einem der hippen Cafés totgeschlagen. In meinen Augen war das genau die Oberflächlichkeit, die ich mit Urlaubern verbunden habe. Aber sie haben damit niemanden wehgetan. Was sollte also schlecht daran sein, dass sie in der Stadt waren?
Nach Sri Lanka sind wir nach Indien gereist, ein riesiges Land mit so vielen atemberaubenden Ecken. In den meisten Städten, in denen wir bisher waren, haben wir fast keine Weißen getroffen. Vor zwei Wochen sind wir in McLeod Ganj angekommen. Hier wimmelt es nur so von Europäern und ich hab mich gefragt, warum sich hier alle treffen. Warum zieht es die Europäer nur dahin, wo es Pfannkuchen und Pizza gibt? In meinem Kopf ging sofort die Urlauber-Schublade auf. Doch das war riesiger Quatsch. Viele kommen hier her, um sich als Volontär für die tibetischen Flüchtlinge in der Stadt zu engagieren oder Kurse (Buddhismus, Reiki, Yoga, Meditation,…) zu besuchen. Alles Dinge, die ziemlich gut zu meinem Reiseverständnis passten.
Brauchen wir eine Unterscheidung von Touristen?
Wie du merkst, meine frühere Trennung von Urlaubern und Reisenden ist absolut nicht wasserdicht. Doch warum ist es überhaupt wichtig, eine Unterscheidung vorzunehmen?
Nach Neuseeland entschieden wir uns zur Weltreise
Bei meiner Recherche habe ich darüber gelesen, dass Unterscheidungen vor allem dazu dient, um sich selbst als etwas Besseres darzustellen. Und ja, tatsächlich ist es so. Dabei spielt es für mich keine Rolle, welchen Reisestil (Backpacker, Expat, Flashpacker, …) andere Touristen bevorzugen.
Ich will mich allerdings deutlich abgrenzen von denen, die rücksichtslos die Kultur in anderen Ländern ausnutzen.
Ich möchte mich distanzieren von:
- dem Deutschen, der handgreiflich gegenüber einem Tuk Tuk-Fahrer wurde, nur weil sie sich nicht wegen des Fahrpreises einigen konnten.
- den Touristen, die Straßenkünstlern Geld dafür geben, das diese wilde Tiere an einer Leine durch die Stadt zerren.
- den Pauschalurlaubern, die in ihrem Suff aggressiv gegenüber ihren Gastgebern werden.
- den Backpackern, die die Gewohnheiten im Reiseland mit Füßen treten.
- den Reisenden, die ihren Müll in der Natur entsorgen.
Ich bin der Überzeugung, dass man das Verhalten dieser Menschen nicht tolerieren darf. Von daher finde ich es nicht verwerflich, wenn man Touristen unterteilt. Dabei will ich niemanden verurteilen, der es sich während seines wohlverdienten Urlaubs in einer All-Inclusive-Anlage gemütlich macht. Jeder soll seine freie Zeit so nutzen, wie er sich damit wohl fühlt. Vielmehr geht es mir darum, dass Touristen Verantwortung übernehmen sollen. Wer das nicht kann, sollte einfach zuhause bleiben!
Mit meiner Unterscheidung von Urlaubern und Reisenden komme ich jedoch nicht mehr weiter, weshalb ich zu einer Blogparade aufrufe!
Die Blogparade: Urlaub machen und Reisen – Ein Unterschied?
Ich will von dir wissen, wie dein Blickwinkel auf das Thema ist. Dabei kannst du gern eine der folgenden Fragen beantworten:
- Ordnest du dich selbst eher den Reisenden oder den Urlaubern zu?
- Was bedeutet diese Einordnung für dich?
- Braucht es überhaupt eine Unterscheidung von Touristen?
- Wenn ja, warum?
- Wenn nein, warum wollen sich dann so viele Reisende von anderen Touristen abgrenzen?
- Gibt es noch ganz andere Aspekte (Reisestil, Dauer der Reise, Budget, …), nach denen man trennen muss?
- Wann wolltest du dich schon einmal deutlich von anderen Touristen distanzieren?
Gern kannst du auch noch ganz neue Gesichtspunkte zu diesem Thema einbringen. Ich bin wirklich gespannt auf deine Antworten, weil mich diese Fragen nun schon einige Wochen beschäftigen.
Teilnehmen kannst du, wenn du folgende Regeln beachtest:
- Schreibe einen Artikel zum Thema und verweise dort auf diesen Beitrag.
- Hinterlasse hier einen Kommentar mit dem Link zu deinem Text bis zum 20.07.2015.
- Teile deinen Beitrag in den sozialen Netzwerken.
Darüber hinaus wäre es klasse, wenn du auf andere Teilnehmer der Blogparade verlinkst!
Gern kannst du mit einem Beitrag teilnehmen, den du bereits veröffentlicht hast. Falls du keinen Blog hast, dann erzähle uns in den Kommentaren von deinen Ansichten. Alle Beiträge werde ich hier und in einer Zusammenfassung der Blogparade verlinken.
Die bisherigen Teilnehmer der Blogparade
- Thomas von reisen-fotografie.de
- Steffi von freileben.net
- Joana von joanafranke.de
- Christina von reisemeisterei.de
- Sissi von travel-mart.de
- Etienne von vietmok.de
- Martin von uruguay-erleben.de und lateinamerika-reisemagazin.com