Ein schneller Flug nach Marseille und eine kurze Autofahrt bringt uns nach Crillon le Brave, ca. 40 km nordöstlich von Avignon. Gleichnamiger Ort und Hotel liegen am Fuß des Mont Ventoux, jenem mystischen Berg der Provence, der vielen durch die Tour de France bekannt ist. Der Berg präsentiert sich hoheitsvoll und Respekt einflößend und ich denke an die Zeit zurück, in der ich jubelnd am Wegesrand stand, um den Radlern zuzusehen, wie sie sich den Berg hochquälten. Da glaubte ich noch an das gute im Radsport, nun ja, das ist passé, aber der Berg ist beeindruckend! Die provenzalische Sonne empfängt uns an diesem Wintertag und Temperaturen um die 16 Grad Celsius – über Null, bien sûr! Wir parken das Auto direkt vorm Eingang und ein guter Geist komplimentiert uns zum Entrée. Das Hotel Crillon le Brave besteht aus mehreren, mittelalterlichen Häusern, die sich auf der Anhöhe des Dorfes, in einem Gesamtensemble aneinander schmiegen. Rundherum nichts als Ausblick auf Weinberge und Olivenhaine sehen wir auf unserem ersten Rundgang mit Lucy, die uns auch die nächsten Tage begleiten wird. Unser Zimmer, eins von 36, liegt im Maison Soudain und hat einen kleinen Balkon. Atemberaubend ist auch der Ausblick von diesem und wir nehmen ein erstes Glas Rosé, der kraftvoll und intensiv schmeckt und prächtig zu diesem Wintertag passt.
Unser Zimmer nimmt uns auf und mich sofort vollständig für sich ein. Ich fühle mich einer provenzalischen Landfrau gleich und atme das alte Gemäuer, das warme Holz und eine Gastlichkeit der besonderen Art.
Vor nunmehr 25 Jahren wurde das Hotel gegründet und Peter Chittick und seine Frau Carolyn haben über die Jahre weitere Häuser des Orts dazu kaufen können, sodass dieser kleine, schöne Rückzugsort entstehen konnte. Seit 1995 gehört es zum Kreis der Relais & Châteaux Häuser.
Wer in die Provence reist, der kommt oft in den Sommermonaten. Wenige nutzen den Winter und auch für uns ist es der erste Besuch zu dieser Jahreszeit, wenngleich wir das schon lange in Planung hatten. Der Grund eines Winter-Besuchs ist kurz erklärt – wir wollen Trüffeln suchen und finden und uns ganz der schwarzen Knolle widmen. Diese gibt es hier in besonders guter Qualität im Winter. Das Hotel bietet dafür zwischen November und Ende März lange Wochenenden an und alles steht im Zeichen der truffes und der Weine der Gegend.
Wir werden selbst zur Trüffelsuche gehen, einen Trüffelkochkurs mit Jérôme Blanche, dem Chefkoch machen, in Châteauneuf-du-Pape Weine verkosten und in Isle-sur-la-Sorgue auf dem Antik-Markt stöbern. Darüber hinaus wollen wir unbedingt zur großen Saison-Eröffnung nach Richerenches fahren, um die Prozession der Trüffel-Bruderschaft zu erleben und in Beaumes-de-Venise die besten Süßweine zu degustieren (und mitzunehmen 😉 )
Wir durchstreifen bei einem ersten Rundgang die kleinen Gässchen rund um das Hotel und bemerken schon dabei, dass das Wetter umschlagen wird. Der Mistral beginnt schon zu blasen und in der folgenden Nacht werden wir den noch deutlich spüren. Um jede Ecke pfeift er dann in Böen und rüttelt an allem, was nicht niet-und nagelfest ist. Vorsorglich schließen wir die Fensterläden und nach unserem ersten Abendessen und einem Tisane aus Verveine, einem Kräuteraufguss aus Zitronenverbene, fallen wir in die dicken Kissen, unsere Augen zu und wir träumen bereits von den dicken Knollen, die wir tags drauf finden wollen.
Wie wir unsere ersten Trüffeln fanden, was wir auf den Tellern hatten und warum wir auf ganz zornige Franzosen in Richerenches treffen, gibt es hier in Kürze.