Der Burn-Out lässt grüßen
Die Hauptursache für einen Burn-Out ist Überforderung. Man verbrennt sich innerlich, weil man sich selbst zu viel abverlangt, oder einfach zu viele Aufgaben hat. Oft wird der Burn-Out eher als Schwäche gedeutet, aber die Psyche kann, wenn man sie zu wenig pflegt, oder schont, genauso schaden nehmen, wie die Bandscheiben, wenn ich den ganzen Sack Kohlensäcke schleppe. Mütter stehen den ganzen Tag unter Druck und auch wenn der Job gerne mit Haushaltsmanagement sprachlich aufgewertet wird, kann man ihn nicht mit dem, eines Managers vergleichen. Die Unterschiede sind ganz klar. Ein Manager hat Mitarbeiter und er lenkt und entscheidet. Eine Mutter und Hausfrau entscheidet, muss aber die Entscheidung selber umsetzen und sich auch nicht zu gut sein, die Toilette zu putzen. Ein Manager kann Mitarbeiter kündigen. Klar, das kann eine Hausfrau und Mutter nicht. Die Kinder sind und bleiben da, egal wie ungeeignet sie erscheinen und wieviele Fehler sie machen.
Haushaltsmanagement-Lüge
Der Vergleich hinkt in vielerlei Hinsicht, nicht zuletzt, weil es einen ganz klaren und entscheidenden Unterschied gibt. Ein Manager kann kündigen. Auch wenn man selbst ein Unternehmen besitzt, kann man es verkaufen, wenn man dem Druck nicht mehr gewachsen ist. Als Mutter muss man schon ein harte Sau sein, wenn man etwas vergleichbares tut. Keine richtige Mutter lässt ihre Kinder freiwillig alleine. Also ist man gebunden an den Job und hat zumindest auf die ersten fünf bis zehn Jahre eine Verpflichtung eingegangen.
Auch wenn die Kinder danach langsam vernünftig werden trägt die Mutter weiterhin die Verantwortung. In meinem Fall muss ich neben meinen eigenen Terminen auch noch die Termine der drei Kinder im Kopf, oder zumindest auf dem Kalender haben. Ich kaufe laufend neue Kleidungsstücke für die Kinder und habe eine exakten Überblick darüber, was meine Kleinen im Kasten haben und was in der nächsten Jahreszeit fehlt.
Urlaub für gestresste Mütter
Ein Urlaub mit Familie ist für eine Mutter relativ wertlos. Man hat Stress, bis alles gepackt ist, hat Stress während der Reise, weil die Kinder unruhig werden, hat Stress im Zimmer die Koffer wieder auszuräumen. Danach ist man ein paar Tage mit drei Kindern in einer ungewohnten und viel zu engen Umgebung und verbringt dort relativ viel Zeit. Die Kinder müssen trotzem versorgt werden, also duscht man sie, kleidet sie an, packt Ersatzwäsche, entscheidet über Sandalen, Sportschuhe, oder Gummistiefel und achtet darauf, dass die kleinen ausreichend Essen. Im Prinzip also ungefähr 90% von dem, was man auch zu Hause macht. Es fällt das Kochen zwar weitgehend weg, aber das Wäschewaschen ist nur aufgeschoben, weil nach dem Urlaub müssen die Koffer wieder ausgeräumt und der Inhalt gewaschen werden. Unterm Strich also eine Woche in der ich nicht koche.
Besser besser
Besser wäre es natürlich, wirklich einen Urlaub für gestresste Mütter zu machen. Die Wunschvorstellung wäre, ein paar Tage mal alleine, ohne Kinder hinzufahren. Auszeit nehmen und mal nicht für mehr Personen, als sich selbst verantwortlich sein. Schon physisch ist das eigentlich eine Notwendigkeit. Morgens einmal Ausschlafen! Alleine das ist schon ein plausibler Grund einmal ohne Kinder wegzufahren! Morgend nur eine Garnitur Wäsche rauslegen. Kein Ersatzgewand brauchen. Das Zimmer innerhalb von Minuten verlassen, anstatt eine Viertelstunde die Ausrüstung zusammenzusuchen und die Kinder zu komplettieren. Abends mal länger unterwegs sein, als 19h. Einfach mal einen Abend genießen, ohne schlechtes Gewissen zu haben, dass die Kinder ins Bett müssen.
Eins, Zwei, Viele
Ich denke, dass jede Form des Urlaubs seine Berechtigung hat. Ob ein Urlaub für gestresste Mütter alleine. Sich selbst als Individium und Person erleben und nicht immer als Teil eines Ganzen. Sich wiederfinden, spüren und einmal eigene Bedürfnisse ganz oben auf die Liste schreiben. Auch ein Urlaub für gestresste Paare sollte drin sein. Klar ist Papa die erste Wahl als Babysitter, aber das können auch andere. Unsere Kinder sind ja keine Babies mehr und auch die Kleinste geht langsam auf die zwei Jahre zu.
Wir haben ja auch beide Kinder aus früheren Beziehungen, die zwischen 15 und 25 Jahren alt sind und durchaus auch mal über Nacht auf die Kinder schauen können. Sich als Paar und nicht als Eltern wahrnehmen und einmal wieder die alten Zeiten aufleben lassen. Morgens im Bett ein wenig Kuscheln, statt nach der Pfeife der Kinder zu tanzen und vielleicht mal ganz arg die Schlafenszeit überschreiten und erst Stunden nachdem die Kinder schlafen sollten, heimkommen. Auch der Urlaub mit der Familie kann etwas Wunderbares sein. Raus aus dem Alltag und ein bisschen Natur genießen und etwas sehen, was man daheim nicht hat.
Eins und Zwei nicht vergessen
Es soll aber nicht nur der Familienurlaub sein, der als Urlaub für gestresste Mütter gewertet wird. Ja, ein gemeinsamer Urlaub ist gut und auch schön, aber auch ein Auszeit-Wochenende zu zweit ist wichtig für die psychische Hygiene und auch eine Auszeit für die Mutter allein ist sinnvoll und notwendig. Ich verbringe ein- bis zweimal im Jahr ein Wochenende bei einer lieben Freundin. Mein Mann bringt mich hin, wir haben einen netten Nachmittag mit unseren gemeinsamen Freunden, danach fährt er wieder mit den Kindern und ich habe zumindest zwei Nächte. Lang genug um mich selbst zu finden und zu spüren, wie sehr ich meine Kinder vermisse, wenn sie nicht da sind.
Das verfliegt zwar meistens innerhalb der ersten 90 Sekunden, wenn sie zurückkommen um mich zu holen, aber alleine das Wissen, wie sehr ich sie mag und wie weh es tut sie zu vermissen gibt mir wieder Kraft. Es muss nicht viel sein und auch ein netter langer Abend bei einer Freundin ist schon eine kleine Auszeit, die ich mir immer wieder nehme. Raus aus den eigenen vier Wänden und aus einem Weinglas tinken, das ich nicht selber waschen muss. Auf einer Couch sitzen, deren Kissen ich am nächsten Tag nicht selbst wieder aufschütteln muss und einmal über Erwachsenenthemen reden. Wobei es meistens dann doch wieder um die Kinder geht, aber zumindest auf einem ganz anderen Niveau als sonst.
Fair sein
Was man bei all dem Stress und der Sehnsucht nach Auszeit aber nicht vergessen darf ist, dass auch der Partner ähnlich belastet ist. Auch der Job meines Mannes ist oft stressig und wenn er heimkommt, oder am Wochenende ist er auch mit Kindern und Haushalt beschäftigt und unterstützt mich natürlich. Urlaub für gestresste Mütter ist natürlich eine wichtige und notwendige Sache, aber auch gestresste Väter haben sich eine Auszeit verdient. Ein Männerabend hie und da sind zwar nett, aber man darf nicht jede Dienstreise automatisch als Urlaub werten und die Bedürfnisse des Mannes auch wahrnehmen.
Unsere Kinder sind langsam in einem Alter, in dem wir sie unter fremder Aufsicht daheim lassen können. Seit etwa drei Jahren haben wir einen Gutschein für einen Thermenaufenthalt zu Hause liegen, den wir bisher noch nicht einlösen konnten. Wir planen aber in den nächsten Monaten einmal eine Nacht außer Haus zu verbringen und dem Alltagsstress zu entfliehen. Ein Candlelight-Dinner zu zweit ein nettes Zimmer mit großem Bett, gutes Essen und keine Kinder. Das tut jedem einzelnen, aber auch uns beiden gemeinsam sicher verdammt gut!