Urlaub! Ab in die Franche-Comté!

Von Erichkimmich @Erich_Kimmich

Freitag 22. Mai 2015.  Von Stuttgart über Dole zum Mont Roland.

Eine lange, aufreibende Sitzung am Vorabend liegt hinter mir. Mit der letzten S-Bahn bin ich nach Hause gefahren, um rasch noch den Rucksack zu packen. 16 Kilo wiegt das Ding samt Getränken und Verpflegung. Ich gebe zu: Ich habe reichlich eingesackt und nicht lange überlegt! Was solls! Um 8.55 Uhr fährt der TGV im Stuttgarter Hauptbahnhof ab. Der Streik der Lokführer ging heute Nacht zu Ende. Sicherheitshalber nehme ich die S-Bahn um 7.33 Uhr Richtung Stuttgart. Sicher ist sicher. Alles klappt bestens. In Karlsruhe steigt mein Wanderfreund Helmut zu und schon bald sind wir in Strasbourg zu einem kurzen Aufenthalt.

  

Wir essen ein „pain au chocolat“ vom Bäcker ‚Paul‘ und blicken vom Vorplatz auf die Glaszigarre des Bahnhofs und werfen einen Blick in die beiden Wanderführer, in denen die Strecke des „Burgunder Jakobswegs“ skizziert ist: Dieses Jahr möchte ich den Weg fortsetzen: Von Dole aus nach Westen, südlich von Dijon vorbei führt der Pilgerweg durch die Weinbaugebiete des Burgund, durch Beaune und Cluny und wechselt dann hinüber ins Tal der Loire.

Schon geht es weiter mit dem nächsten TGV und gegen 13 Uhr sind wir bereits in Besançon-Viotte angekommen. Ups, mein Buch habe ich im Schnellzug vergessen! Zu spät. Auch hier gibt es wieder eine Umsteige-Pause, die wir mit einem Schinkenteller und einem gewöhnungsbedürftigen lokalen Weißwein überbrücken.  Ein Regionalzug bringt uns weiter. Um 14.21 Uhr sind wir in Dole angekommen.

„Lockeres Besichtigungsprogramm zum Einstieg“ heißt die heutige Devise. Der wunderschön erhaltene historische Stadtkern erinnert an die ehemalige Hauptstadt der Grafschaft Burgund, die dann zur Franche-Comté wurde. Unterhalb der im 16. Jahrhundert erbauten Stiftskirche liegt der Jachthafen, wo man Boote mieten kann.

  

Wir flanieren durch das alte Gerberviertel, in dem der Wissenschaftler Louis Pasteur geboren wurde, vorbei an dem ihm gewidmeten Museum. Die Dame vom Touristenbüro hat uns einen Rundgang empfohlen, der mit Katzenmotiven auf dem Gehwegen markiert ist. Wir kommen vorbei an alten Patrizierhäusern, geheimen Durchgängen und alten Klöstern, einem tiefen Brunnen und alten Treppen. Im Café La Chandeleur genießen wir das heiße Bohnengetränk und beobachten einige französische Radtouristen, die hier offenbar auf der Eurovelo-Route Nantes – Budapest (Atlantik – Schwarzes Meer) unterwegs sind und sich deftig-pikante Crèpes schmecken lassen.

  

Nun aber voran. Wir wandern los – machen noch einen Abstecher zum Decathlon-Markt – und steigen dann allmählich aufwärts zum Mont Roland. Dass ich das Wandern noch nicht gewohnt bin zeigt sich an einem ungemütlichen Wadenkrampf. Die Sonne scheint vom blauen Himmel; gut dass ein heftiger Wind den Schweiß gleich weg bläst! Nach etwa 11 Kilometern erreichen wir das Hotel Châlet du Mont-Roland. Hier endete im vergangenen Jahr meine letzte Etappe auf dem Jakobsweg.

  

  

Nun müssen wir nur noch von Zimmer 5 aus hinab in den Speiseraum schreiten, wo wir das Menü zu 39.- auswählen: Helmut die Variante mit Escargots (Schnecken), ich mit einem erfrischenden Fischgericht. Als Hauptgang das Filet de bœuf aux morilles. Und dazu den lokalen Weißwein aus Arbois, ein Château Béthanie. Zum Abschluss ein Käseteller und ein Dessert auf der Terrasse – mit abendlichem Blick auf das weit entfernt in der Dunkelheit leuchtende Dole. Ich freue mich aufs Bett: statt zweieinhalb Stunden gestern wird es nun ein achtstündiger Schlaf werden!

    11,5 km      2,5 km/h    4:36     599 hm    494 hm     11,5 km.

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