Update: STRASSENKINDER HEUTE WIRD`S NICHTS GEBEN

Update: STRASSENKINDER HEUTE WIRD`S NICHTS GEBEN

Obdachlose Jugendliche in Deutschland

An der Häuserwand sitzt ein kleines Mädchen, eingehüllt in eine alte Decke, sie ist vielleicht gerade mal 14 Jahre alt. Es ist ein kühler Nachmittag und so sitzt sie zusammengekauert und zitternd und vor ihr ist ein Becher, mit höchstens 10 Cent Inhalt. Die Passanten laufen an ihr vorbei, würdigen sie keines Blickes, selten guckt sie einer mit mitleidigem Blick an. Keiner fragt sich, wieso sie da sitzt, wieso sie kein Zuhause hat. Denn immerhin ist es ja nichts ungewöhnliches; obdach-lose Kinder und Jugendliche sieht man ja immer öfter, man hat sich an den Anblick gewöhnt.

Tatsächlich steigt die Anzahl der sogenannten Straßenkinder in Deutschland. Noch 1993 hieß es, in Deutschland gäbe es keine jugendlichen Obdach-losen und jedes Kind besäße eine Adresse unter der man es erreichen könne. Heute weiß man, dass es deutschlandweit ca. 50.000 Jugendliche ohne festen Wohnsitz gibt. Ab 13 Jahren ist jedes Alter vertreten, sogar 10jährige sind unter ihnen. Die Zahl der betroffenen Mädchen steigt, dennoch ist die Anzahl der Jungen höher. Sie leben in der Großstadt, obwohl viele von ihnen aus ländlichen Gegenden stammen, denn hier suchen sie Anonymität und haben hier bereits ihre Freunde gefunden. Aber eines haben sie alle gemein, sie sind aus ihrem Leben geflüchtet. Denn dieses bestand früher aus Misshandlungen, Missbrauch und Vernachlässigung. Viele von ihnen wurden beschimpft, geschlagen, manchmal mit einem Kabel, einem Knüppel oder mit Gürteln. Einige haben mittlere bis schwere Verletzungen, Brandmale, Narben oder sind Opfer sexueller Übergriffe ihrer Schutzbefohlenen. Manche leiden unter der Scheidung der Eltern, haben Probleme mit Stiefvater oder Mutter, sie haben Druck von der Schule, wurden aus der Familie oder einem Heim geworfen oder leiden unter materieller Not.

Nun leben sie auf der Straße, verbringen ihre Nächte unter freiem Himmel, in Parks, unter Brücken oder in Hauseingängen, eventuell auch in Bauwagen, leerstehenden Häusern oder Wohnungen oder bei Freunden und Verwandten. Manchmal sind sie auch auf Notschlafstellen angewiesen, doch es gibt wenige, in denen eine anonyme Übernachtung möglich ist. Den Tag verbringen die Jugendlichen in ihrer Clique oder sie versuchen Geld zu beschaffen. Ihr Leben besteht aus Betteln, Diebstahl und Prostitution.

Während ein Teil der Jungen in der Öffentlichkeit auf den Strich geht, finden Mädchen zum Teil schnell einen “Freund”, der sich meistens als Zuhälter entpuppt. Ihre “Dienstleistungen” gehen von Masturbation, über sadistischmasochistische Praktiken, öfter posieren sie für Foto- oder Videoaufnahmen. Und vielleicht ergeht es dem kleinen Mädchen an der Hauswand genauso, vielleicht greift es irgendwann nach starken Drogen, wie Kokain oder Heroin, um sich zu betäuben und so die monate- oder sogar jahrelangen Erfahrungen zu verarbeiten.

Den Passanten muss bewusst werden, dass Straßenkinder nicht aus Freude auf der Straße leben, sondern dass jeder Jugendliche seine eigene Geschichte hat und dass das immer noch Menschen sind, die sie da vor sich haben. Alle von ihnen wollen “Normalität” und haben sich ihr Leben anders vorgestellt, ihre Träume und Wünsche sind die von uns allen. Sie wollen einen festen Arbeitsplatz, eine eigene Wohnung und später eine eigene heile Familie mit Kindern.

Ich persönlich bin dankbar, nicht unter diesen 50.000 zu sein, aber man kann nie wissen was kommt und ich bin der Meinung, dass das jedem einmal passieren kann. Bei jedem kann sich das Leben plötzlich ändern und dann ist man auf die Hilfe anderer angewiesen. Wer helfen oder sich zum Thema informieren möchte findet Informationen unter http://www.karuna-berlin.de unter http://www.offroadkids.de oder in dem Buch “Straßenkinder in Deutschland” von Markus H. Seidel, Ullstein.

Josephin Kurowski

quelle http://www.strassenfeger-archiv.org/article/606.0015.html

mehr http://mantovan9.wordpress.com/2011/12/24/strassenkinder-heute-wirds-nichts-geben/

Cartoon http://fr.toonpool.com/cartoons/Collateral%20damage_150018

Informationen zum Thema – aktuell

http://www.neues-deutschland.de/artikel/918933.auf-der-suche-nach-geborgenheit.html

“Bettler und Obdachlose wurden wieder zu einem gewohnten Bild in den städtischen Zentren”

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blogbeiträge zum Thema

http://mantovan9.wordpress.com/2012/06/15/jugendarmut-in-deutschland-ignoriert-und-ausgegrenzt/

http://mantovan9.wordpress.com/2012/07/27/deutschlands-verlorene-kinder/

aktuell  – Sanktionen bei Jugendlichen_

Jugendarmut in Deutschland — IGNORIERT UND AUSGEGRENZT_

Epilog -

Gemäß der Armutsquote in Deutschland von derzeit 18,9% leben 2.457.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren unterhalb der Armutsschwelle.
Erich Kästner schrieb diesen Text 1928, leider hat er an Aktualität nichts verloren.

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Erich Kästner -

Morgen, Kinder, wird’s nichts geben! Nur wer hat, kriegt noch geschenkt. Mutter schenkte euch das Leben. Das genügt, wenn man’s bedenkt. Einmal kommt auch Eure Zeit. Morgen ist’s noch nicht so weit.

Doch ihr dürft nicht traurig werden, Reiche haben Armut gern. Gänsebraten macht Beschwerden, Puppen sind nicht mehr modern. Morgen kommt der Weihnachtsmann. Allerdings nur nebenan.

Lauft ein bisschen durch die Straßen! Dort gibt’s Weihnachtsfest genug. Christentum, vom Turm geblasen, macht die kleinsten Kinder klug. Kopf gut schütteln vor Gebrauch! Ohne Christbaum geht es auch.

Tannengrün mit Osrambirnen – lernt drauf pfeifen! Werdet stolz! Reißt die Bretter von den Stirnen, denn im Ofen fehlt’s an Holz! Stille Nacht und heilge Nacht – Weint, wenn’s geht, nicht! Sondern lacht!

Morgen, Kinder, wird’s nichts geben! Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld! Morgen, Kinder, lernt fürs Leben! Gott ist nicht allein dran schuld. Gottes Güte reicht so weit . . . Ach, du liebe Weihnachtszeit!

aufgelesen http://www.deutschelyrik.de/index.php/morgen-kinder-wirds-nichts-geben.html

YouTube Uwe Schildbach


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