Update: LAMPEDUSA: Das ‘Kains-Mal’

Von Mantovan9

2011 war Jürgen Todenhöfer auf Lampedusa. Hier sind ein paar seiner Eindrücke.

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“Lampedusa ist nicht nur eine Tragödie, Lampedusa ist eine Schande”

von Jürgen Todenhöfer

Die merkwürdigen Schiffsuntergänge vor Lampedusa

Liebe Freunde!
Die Welt weint. Zu Recht. Welch eine Tragödie, welch ein Leid!
Aber sind die Schiffsuntergänge vor Lampedusa wirklich nur tragische Unglücksfälle? Es ist seltsam, dass die Schiffe immer wieder in der Nähe der Insel untergehen, explodieren oder verbrennen. Oft sogar wenn italienische Rettungsschiffe in der Nähe sind!
Unfähigkeit, unterlassene Hilfeleistung oder bewusste Gleichgültigkeit zur Abschreckung? Sollte die EU das nicht genauer untersuchen? Und Wege finden, wie wir menschlicher und hilfsbereiter mit Flüchtlingen umgehen? So wie bisher kann es nicht weitergehen.
aufgelesen Jürgen Todenhöfer

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mehr zum Thema

Brief der Bürgermeisterin von Lampedusa:

»Ich bin die neue Bürgermeisterin von Lampedusa. Ich wurde im Mai 2012 gewählt, und bis zum 3. November wurden mir bereits 21 Leichen von Menschen übergeben, die ertrunken sind, weil sie versuchten, Lampedusa zu erreichen.
Das ist für mich unerträglich und für unsere Insel ein großer Schmerz. Wir mussten andere Bürgermeister der Provinz um Hilfe bitten, um die letzten elf Leichen würdevoll zu bestatten. Wir hatten keine Gräber mehr zur Verfügung. Wir werden neue schaffen, aber jetzt frage ich: Wie groß muss der Friedhof auf meiner Insel noch werden? Ich bin über die Gleichgültigkeit entrüstet, die alle angesteckt zu haben scheint; mich regt das Schweigen von Europa auf, das gerade den Friedensnobelpreis erhalten hat, und nichts sagt, obwohl es hier ein Massaker gibt, bei dem Menschen sterben, als sei es ein Krieg.
Ich bin mehr und mehr davon überzeugt, dass die europäische Einwanderungspolitik diese Menschenopfer in Kauf nimmt, um die Migrationsflüsse einzudämmen. Vielleicht betrachtet sie sie sogar als Abschreckung. Aber wenn für diese Menschen die Reise auf den Kähnen den letzten Funken Hoffnung bedeutet, dann meine ich, dass ihr Tod für Europa eine Schande ist.
Wenn Europa aber so tut, als seien dies nur unsere Toten, dann möchte ich für jeden Ertrunkenen, der mir übergeben wird, ein offizielles Beileidstelegramm erhalten. So als hätte er eine weiße Haut, als sei es unser Sohn, der in den Ferien ertrunken ist.

Gezeichnet: Giusi Nicolini.«

aufgelesen Zentrum für Politische Schönheit

Fotomontage Inge Jurk-Prommersberger

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blogbeiträge http://mantovan9.wordpress.com/2013/10/04/lampedusa-das-kains-mal/


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