Posted by Antonia on Januar 24, 2015 · 2 Kommentare
Mal eben schnell die Welt retten, ist leider doch nicht so einfach. Unser letzter Blogpost wurde ziemlich kontrovers diskutiert, es gab viel Gegenwind und damit für uns viel Stoff zum nachdenken. Die Ergebnisse dieser Grübeleien wollen wir euch, die ihr so viele unterschiedliche und kritische Gedanken dazu hattet, nicht vorenthalten:
Zunächst einmal: Das Verrückte Huhn bleibt Co2-neutral. Zumindest auf dem Papier. Es bleibt ein Ablass-Handel, bei dem das Gewissen beruhigt wird. Der böse Server-Blog wird mit einem gepflanzten Baum kompensiert. Dieses Mal haben wir direkt bei I plant a tree einen Baum erworben. Der wird für uns in Wallendorf zwischen Merseburg und Leipzig auf einer ehemaligen Hausmüll-Deponie gepflanzt.
Ja, besser wäre es, selbst einen Baum zu pflanzen. Noch besser wäre es, zusätzlich den Blog auf einen nachhaltigen Server zu verlegen. Punkt 1 ist nur aufgeschoben bis vielleicht einmal ein eigener Garten zur Verfügung steht. Bei Punkt 2 sind wir uns noch nicht sicher, ob das fürs Bloggen nicht Nachteile hätte (für die WordPress-Reader-Leser wäre ein Umzug auf eine eigene Domain doof, oder?). Falls das Huhn langfristig mal mehr Platz in unserem Leben einnimmt als ein schönes Hobby neben anderen schönen Hobbys, ziehen wir den grünen Host noch einmal in Erwägung.
Nach längerer Recherche und Debatte möchten wir euch das Zertifikat „Mein Blog ist CO2-neutral“ von Kaufda ausdrücklich nicht empfehlen!
Wir haben unseren eigenen Baum gepflanzt.
Ich (Marlene) bin immer noch davon überzeugt, dass die meisten Blogger, die ihren Blog CO2-neutral machen möchten, durch die Initiative noch lange nicht auf besagter Seite nach dem billigsten Schnäppchen suchen werden. Allerdings hat mich Marias Argument, dass jeder Link zur Firma deren Suchmaschinen-Ranking verbessert und damit mehr Menschen dort einkaufen lässt, die vielleicht sonst nachhaltigere Alternativen in der Suche gefunden hätten, überzeugt, die Links zu entfernen und bei der Aktion nicht mehr mitzumachen. Den Blogpost wollte ich dennoch (ohne Links und in abgeänderter Form) stehen lassen, damit Außenstehende die Diskussion noch nachvollziehen und sich gern auch daran beteiligen können.
Nichtsdestotrotz sollte man nicht vergessen, dass es hier eigentlich ums Bäume pflanzen gehen sollte
„I plant a tree“ ist eine saubere Organisation (Stichwort: NGO, ein weiterer Schwerpunkt der entstandenen Diskussion). Dabei sind wir der Meinung, dass NGOs durchaus ihre Berechtigung in unserem aktuellen politischen System haben. Sie bündeln unsere Interessen und können sich viel wirkungsvoller dafür stark machen, als wenn jeder sich alleine müht. Sie sind Kontrollinstanz und fördern das Engagement von Bürgern. Selbstverständlich sind sie nicht fehlerfrei. Viel Geld versickert in Verwaltungsapparaten (und notwendigen Gehältern von engagierten NGO-Mitarbeitern), Mitgliedsbeiträge werden schon mal sinnlos verpulvert, NGOs sind auch anfällig für Manipulation (sei es durch Fördermittelzuwendungen oder die Aussicht auf Sitze und Mitspracherecht in Gremien oder Ausschüssen). Aber wir glauben nicht daran, dass NGOs von „oben gesteuert“ werden. Und im Übrigen sind wir der Meinung, dass jeder von uns, wenn er wirklich wöllte, da „oben“ mitspielen könnte, mit genügend Zeitaufwand und Engagement, als Politiker oder Lobbyist.
Insofern gilt für uns weiterhin das Motto: Lieber kleine Schritte in eine nachhaltige Richtung (z.B. durch Konsumkritik, CSR, Bäume pflanzen, Spenden) als immer nur den großen, perfekten Revolutionsplan im Kopf, der dann scheitert und am Ende gar nichts bewegt.