Posted by Marlene on Oktober 3, 2015 · Hinterlasse einen Kommentar
Unsere Wohnung ist recht fußkalt. Schon im Frühjahr mussten wir einsehen, dass früher oder später ein Teppich her muss. Leider habe ich meinen alten beim Umzug weggegeben, weil ich ihn fünf Jahre lang nicht benutzt hatte. Man könnte jetzt einfach zum schwedischen Möbelriesen gehen oder in den nächsten Baumarkt. Aber dann bekommt man mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Teppich, der nicht unbedingt fair hergestellt wurde und noch dazu Chemikalien ausdünstet.
Laut BUND enthalten 98 Prozent aller Teppiche im Handel Kunststoffe (die Zahl stammt allerdings von 2007, vielleicht gab es eine Änderung). Der Kunststoff-Anteil muss nicht zwangsläufig schädlich sein – kann aber Weichmacher, Nervengifte und das Hormonsystem schädigende Stoffe enthalten. Man mag mich für extrem oder pingelich halten, aber in so einem Cocktail sollen meine Kinder nicht herumkrabbeln – und ich würde in so einem Raum auch nicht schlafen wollen. In Frage kommen also noch Naturfasern und Teppiche, die mit dem GUT-Siegel ausgezeichnet sind. Wir wollten allerdings einen großen, runden Teppich, was die Auswahl erheblich reduzierte und den Preis ziemlich in die Höhe trieb.
Nahaufnahme meines DIY-Teppichs.
Die Lösung: Selbermachen
Deshalb hab ich mich an ein Großprojekt gewagt, das sich auch wunderbar eignet, größere Mengen an Altstoffen wie alte Bettlaken, Handtücher und andere Reste zu verwerten. Die einzige Investition war letztlich eine Häkelnadel aus Holz in der Größe 10 mm. Schon länger lag bei mir ein Laken herum, das an einer Stelle eingerissen war. Außerdem ein Bettbezug meiner Schwester, der sich einmal in der Wäsche verfärbt hatte und sehr fleckig-rosa aussah. Darüber hinaus ein paar Wischtücher und ein größerer Stoffrest, aus dem ich schon eine Kinderwagentasche und einen Rock genäht hatte.
Schritt 1: Garn aus Stoffresten machen
Ich habe die Stoffbahnen einfach in grob geschätzt 3-5 cm dicke zu einem zusammenhängenden Garn gerissen und aufgerollt. Reißen kann man die Stoffbahn ganz einfach, nachdem man den Anfang per Schnitt mit der Schere gemacht hat und dann kräftig mit beiden Händen zieht. Um den Stoff optimal aufzubrauchen und einen langen “Faden” zu erhalten, folgt man einfach diesem simplen Schema (und weil ich es hier lieber schnell als genau nehme, habe ich die Dicke der Bahnen per Augenmaß geschätzt. Man kann sie sich aber vor dem Einreißen aber auch abmessen):
Reißt (oder schneidet) man den Stoff entlang der grünen Linie, erhält man ein zusammenhängendes Garn.
Schritt 2: Häkeln
Wer schon einmal einen runden Untersetzer gehäkelt hat, weiß Bescheid. Man fängt an mit 2-3 Luftmaschen und beginnt dann im Kreis zu häkeln. Anfangs hab ich jede Masche doppelt gehäkelt und dann langsam immer weniger neue Maschen pro Runde aufgenommen. Hier lässt sich meiner Meinung nach kein genaues Maß vorgeben, weil je nach Stoffart und Garnbreite das Ergebnis anders aussieht. Stattdessen muss man den Teppich immer wieder glatt hinlegen und sehen, dass er sich nicht wellt.
Runden Teppich aus Stoffresten selbst häkeln. Sehr meditativ oder zum Fernsehen, spart Geld und schont Umwelt und Gesundheit.
Ich bin noch nicht fertig, aber inzwischen hat mein Teppich über einen Meter Durchmesser. Verdoppeln möchte ich ihn schon noch, man sollte aber viel Zeit mitbringen. Das Gewebe ist dicht und ca. 1 cm hoch. Natürlich bekommt man auf diese Art keinen weichen, flauschigen Teppich, aber ein Unikat, das die Füße warm hält. Bisher habe ich ein weißes Stück Laken, einen von den Kindern mit Stoffmalfarbe bemalten Bettbezug meiner Oma, die Reste eines Tuchs, den verfärbten Bettbezug (rosa auf dem Bild), ein Bettlaken meiner Oma und einen Teil meines eingerissenen, dunkelgrauen Spannbettlakens verbraucht. Man sollte also einiges an Material vorrätig haben. Neu kaufen, fände ich kontraproduktiv. Aber in den Schränken von Bekannten und Verwandten schlummert bestimmt noch das ein oder andere nicht mehr verwendete oder fleckige Laken, löchrige Handtücher oder hässliche Tischdecken. Besonders schön finde ich, dass mich jede Farbe des Teppichs an das ursprüngliche Wäschestück und bestenfalls an seinen Besitzer erinnert. Wer es lieber einfarbig mag, kann die Stoffe vorher einfach in der Waschmaschine färben.
Ein Fall für {EiNab}
Weil das nicht nur Geld spart, sondern auch Gesundheit und die Umwelt entlastet, möchte ich diesen Artikel zur Linkparade “Einfach. Nachhaltig. Besser. Leben” geben, die noch bis 9. Oktober 2015 bei Maria im Blog widerstandistzweckmässig stattfindet. Alle Beiträge zu grünen Themen sind dort herzlich willkommen.