Ich verreise sehr gerne. Die Aufregung vor der Reise, darüber, etwas neues zu sehen oder das Packen verbreitet immer wieder eine faszinierende Stimmung. Was ich dagegen hasse, ist das Fliegen. Die Vorstellung, von einem riesigen Haufen Schrott mit irrwitzigem Tempo in die untere Stratosphäre geschossen zu werden, bereitet mir immer wieder Schweißausbrüche und ich bin froh, wenn es vorbei ist, bevor es überhaupt angefangen hat. Von einem Mann, der das Fliegen in jeder freien Minute seines Lebens genießen will handelt der neue Film von Jason Reitman, "Up In The Air" mit George Clooney
Ryan arbeitet für eine Firma, die ihre Mitarbeiter quer durchs Land schickt. Sein Job ist es, Leute zu entlassen. Eine Aufgabe, die Ryan beherrscht, wie kein anderer. Am schönsten findet er allerdings, dass er unentwegt fliegen darf. Das Aus-der-Tasche leben, die Sicherheitschecks, Jetlag und 1-Klasse-Essen; all das sind wichtige Inhalte in Ryans Leben. Am wichtigsten sind allerdings Rabbatpunkte und Meilen, die es zu sammeln gilt. So befremdlich es erscheinen mag, Ryan ist mit seinem Leben vollkommen zufrieden. Dann geschehen zwei Dinge. Eine neue Kollegin hat ein Konzept entwickelt, das vorsieht, die Entlassungsgespräche fortan virtuell über Webcam zu absolvieren. Dadurch werden die Reisekosten der Firma stark gesenkt. Ryan findet diese neuen Ansätze natürlich gar nicht gut, vor allem, weil er gerade eine Frau kennen gelernt hat, die den gleichen Knacks zu haben scheint, wie er selbst.
Jason Reitman ist ein relativ neues Mitgleid der amerikanischen Super-Regisseur-Riege. Sein angenehmstes Merkmal ist seine Schlichtheit. Ein Regisseur, der George Clooney als Hauptdarsteller bekommt, hat viele Gründe, sich feiern zu lassen. Reitmans Filmen merkt man das nicht an. "Thank You For Smoking" war cool und locker; "Juno" erzählte eine schöne Geschichte. In "Up In The Air" werden diese Eigenschafften kombiniert und mit einer nahezu perfekten Inszenierung abgerundet. Man sieht wunderschöne Aufnahmen von amerikanischen Großstädten aus der Vogelperspektive und der Vorspann des Filmes ist in diesem Jahr eindeutig der schönste seiner Art. Und das nicht nur, weil diese kleine Mini-Subkultur im Film derzeit am Aussterben ist. George Clooney und Vera Farminga harmonieren ebenfalls nahezu perfekt. Neben zahlreichen schönen Dialogen ist ein heimlicher Höhepunkt der Rabattkartenvergleich. Trotz der vielen lockeren Witzelein handelt der Film eine ernsthafte Thematik ab, die er allerdings derart elegant einfließen lässt, dass die Tiefgründigkeit ganz heimlich daher kommt. Das ist eine Kunst, die nicht viele Regisseure beherrschen. Witzig sein, ohne lächerlich zu wirken und ernsthaft sein, ohne ins Jammertal zu wandern.
Außerdem prägt der Film auf sehr frische Art und Weise die Ästhetik des Fliegens und der Flughäfen. So, wie sich George Clooney durch Sicherheitsschleusen bewegt, wie ein Fisch im Wasser, bekommt man unvermeidbar auch Lust, zu fliegen.
"Up In The Air" ist ein wunderbarer Film, der durch schöne Bilder und einer lockeren Inszenierung glänzt und George Clooney mal wieder in einer Paraderolle auftreten lässt. Wer ihn derzeit im Kino sehen will, sollte auf "Männer, die auf Ziegen starren" verzichten und stattdessen die Kino-Boing besteigen.
Up In The Air (USA 2009): R.: Jason Reitman; D.: George Clooney, Vera Farminga, Anna Kendrick, u.a.; M.: Rolfe Kent; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus
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