Dieses Zitat des englischen Fußballbloggers David Chalmers, „A Football Report“, stellte “Die Presse” an den Beginn eines Artikels über den Fußballjournalismus auf der Insel.
Obwohl in englischen Medien viele Seiten für Sport- und besonders Fußballberichte zur Verfügung stehen, werde kaum über den Fußball auf dem Kontinent berichtet, heißt es in dem interessanten “Presse”-Artikel. So seien etwa letzten Mittwoch so gut wie ausschließlich die Länderspiele der “Home Nations” England, Schottland, Wales und NI in der Berichterstattung präsent gewesen, nicht aber so interessante Ergebnisse wie Frankreichs Sieg gegen Deutschland oder Italiens Niederlage gegen die USA.
Splendid isolation
Diese “splendid isolation” sei vielleicht darauf zurückzuführen, dass der schottische und der englische Fußballverband um einige Jahrzehnte älter seien als die UEFA und die FIFA. Aber auch Übermut spiele eine Rolle. „Wir tendieren schon dazu, unseren Fußball für den besten zu halten. Auch wenn das offensichtlich nicht der Fall ist“, meint Andrew Fifield, der beim „Daily Telegraph“ für die Fußballberichterstattung zuständig ist.
Hinzu komme, dass in keinem Land der Welt so viele Profiklubs spielen wie in England. In den oberen vier Ligen gibt es professionellen Fußball mit insgesamt 92 Vereinen. „Die müssen alle irgendwie erwähnt werden. Die sind ja vor unserer Haustür“, begründet Fifield, warum man lieber über Stevenage oder Notts County berichtet als über Borussia Dortmund oder Bayern München. Obwohl die Sportressorts meist größer sind als in anderen Ländern, mangle es dann am Platz.
Internet
Aber in Wahrheit ist es in Zeiten des Internet ohnehin kein wirkliches Problem mehr, sich als Sportinteressierter über das zu informieren, was einem unter den Nägeln brennt. Ein Engländer, den die deutsche Bundesliga oder die Länderspielresultate vom Kontinent interessieren, wird seine Neugierde sicher auf den passenden Websites befriedigen können. Nur gibt es wahrscheinlich von diesen “Tellerrand-Guckern” in England ungleich weniger als auf dem Kontinent, wo der englische und auch der schottische Fußball wegen seiner Qualität und Tradition vielen Fans als das Non-plus-ultra des Kicks gelten.
Obwohl einen manchmal schon interessieren würde, wie die durchaus qualitätsvollen englischen Fußballjournalisten den kontinentalen Fußball beurteilen, und man auch darauf hinweisen muss, dass manches deutsche Bundesliga-Match spannender und qualitätsvoller ist als der Kick von zwei Premier League-Mittelständlern, bin ich nicht wirklich betrübt darüber, dass ich über die deutsche oder französische Liga nichts auf den BBC Sportseiten finde. Ich muss gestehen, dass ich vielmehr sehr froh darüber bin, dass die englischen Medien auch über den Fußball von der Premier League abwärts ausführlich berichten.
Championship-Berichterstattung
Denn so hatte ich kein Problem damit, das Schicksal von West Ham United auch nach dem Abstieg in die zweite Leistungsstufe zu verfolgen. Bloß unangenehm, dass die Video-Dichte seither stark abgenommen hat, weil die auf BBC gezeigten Spielzusammenfassungen der Championship außerhalb Großbritanniens leider nicht abgerufen werden können. Und auf den beiden bekanntesten Video-Sites 101 Great Goals und FootyRoom findet so gut wie ausschließlich nur die Premier League statt.
Umso erfreulicher für mich, dass ich heute endlich die beiden West Ham-Tore vom wichtigen Sieg gegen Cardiff auf der Seite “Football Discussion” finden konnte.
Wer also die beiden Treffer von Kevin Nolan und McCartney bei herrlichem Sonntag-Mittags-Sonnenschein genießen möchte, der hat nun den passenden Link dazu. Und die “unvorstellbare Ignoranz gegenüber Fußball im Ausland” soll mir recht sein, wenn die englischen Medien nur recht ausführlich über die Championship und – hoffentlich – West Hams baldigen Aufstieg in die Premier League berichten!
