Unvollständig

Von Kielfeder

Ich fühle mich unvollständig, abgehackt.
Als hätte mir jemand einen Arm oder ein Bein geklaut.

Bist das wirklich nur du?

Warum schaffe ich es jetzt nicht, einfach ohne dich entspannt Zeit zu verbringen?
Warum schwirrst du so oft durch meine Gedanken und machst dich da breit, auch wenn ich es zu verhindern versuche?
Bevor ich dich kannte, habe ich meinen Tag auch rumgekriegt und nicht an dich gedacht.
Jetzt bist du weg und manchmal, manchmal habe ich das Gefühl, die Luft zum Atmen wird mir zu knapp.
Das hört sich wahnsinnig, manisch und vielleicht auch verrückt an.
Eigentlich bin ich ganz normal. Ich war vor dir eine glückliche Frau, doch mit dir fühle ich mich auf eine Weise vollständig, von der ich nicht wusste, dass mir vorher etwas fehlte.

Versteht man das?

Ich war vorher wunschlos glücklich.
Ich habe nicht auf dich gewartet und du nicht auf mich.
Doch jetzt, wo ich dich habe, fehlst du mir, als hätte man mir etwas lebensnotweniges genommen.
Und manchmal, wenn ich nicht vorsichtig genug bin, dann nimmt dieses Gefühl überhand.
Denn du bist zu weit weg. Zu weit, um mal eben das Telefon in die Hand zu nehmen und deine Stimme zu hören. Zu weit, um nur mal ganz spontan auf einen Kuss bei dir vorbeizufahren.


Unvollständig.

Es klingt verrückt, wenn ich das schreibe, aber du bist mittlerweile einfach ein Teil von mir.
Und wenn ich weiß, dass du dich wenigstens im selben Land, oder in der selben Stadt befindest, dann geht es mir deutlich besser.

Denn was auch immer du jetzt vielleicht denkst, weil ich etwas derartiges niederschreibe, so ist die Quintessenz des ganzen doch eigentlich nur eine Tatsache.

Ich vermisse dich.