Unverhofft kommt oft

Von Turnfieber

Puh! Die letzte Woche hatte es wirklich in sich. Eigentlich startete sie ganz entspannt mit einem sonnigen Montag, den ich mit unserem Sohnemann, seiner kleinen Freundin und meiner Mutti-Freundin auf dem Spielplatz verbrachte. Und auch der Dienstag, der ganz im Zeichen des Haushalts stand, hatte noch nichts Außergewöhnliches im Gepäck. Doch nach zwei ruhigen Tagen nahmen Trubel und Aufregung ihren Lauf.

Am Mittwoch radelte ich in aller Frühe mit unserem Sohn in seinem Fahrradsitz zu seinem zweiten Eingewöhnungstag in einer Spielgruppe. Nach langem Suchen hatten wir endlich eine Spielgruppe gefunden. Hier würde unser Sohn an zwei Tagen in der Woche jeweils für fünf Stunden betreut werden und könnte mit neun anderen etwa gleichaltrigen Kindern um die Wette spielen. Wir waren sehr froh, solch eine Spielgruppe gefunden zu haben, denn unser Sohn signalisiert wo er nur kann, dass er es liebt, unter anderen Kindern zu sein. Und auch ich freute mich auf ein bisschen Auszeit, auf ein wenig Zeit, um den Haushalt und die Familienorganisation in Ruhe erledigen zu können. Die Suche nach einem Kitaplatz hatten wir schon lange aufgegeben und auch eine passende Tagesmutter hatten wir nicht gefunden, dafür standen wir nun auf unzähligen Wartelisten. So ist das eben im Kölner Raum: eine absolute Betreuungskatstrophe.

Kein Betreuungsplatz – Kein Job

Genau diese Betreuungssituation hatte für mich entschieden, dass ich nicht klassisch arbeiten könnte, sondern freiberuflich als Redakteurin von zu Hause aus arbeiten würde. So war zumindest mein Plan bis zum vergangenen Mittwoch, denn an diesem Tag kam der erste alles verändernde Anruf. Mir wurde ein Job angeboten, ein fester Job in der Unternehmenskommunikation und nun kommt das Beste: mit einem sehr geringen Zeitumfang. „Das ist Schicksal!“, da waren der Vater und ich uns einig. Denn an zwei Tagen in der Woche würde unser Kleiner in die Spielgruppe gehen und genau an diesen beiden Tagen könnte ich dann arbeiten gehen. Die Tatsache, dass die Spielgruppe eigentlich zu weit weg war und die Arbeits-Spielgruppen-Tage sehr stressig werden würden, verdrängten wir gekonnt.

Auf einmal kommt doch alles anders

Nach einem herrlich entspannten Donnerstag, den wir mit meiner Mutter in Köln verbrachten, stand am Freitag wieder Spielgruppe auf dem Plan. Um halb acht radelten wir – unser Sohn kann echt nicht genug vom Fahrtwind bekommen – in Richtung Spielgruppe. Wie sehr er sich freute als wir dort ankamen. Er strahlte über’s ganze Gesicht als er die Betreuer und die anderen Kinder sah und krabbelte sofort in den Gruppenraum. Mein Gefühl, dass er Zeit unter anderen Kindern zunehmend braucht und genießt, wurde abermals bestätigt. Zu Hause platzt er vor Energie, deswegen lebe ich momentan gefühlt auf dem Spielplatz. Denn da kann er sich gemeinsam mit anderen Kindern austoben, kann beobachten, ausprobieren und seine kleine Welt erkunden.

Kaum waren wir von der Spielgruppe, bei der ich gerade den Vertrag unterschrieben hatte, daheim angekommen, da schlug Murphy’s Law zu. Mein Handy klingelte und ich erhielt den zweiten bahnbrechenden Anruf in dieser Woche: Unsere favorisierte Kita hatte einen Nachrückerplatz für unseren Sohn frei – ab sofort. Ich war komplett sprachlos, irritiert und wusste nicht, was ich tun sollte, hatte ich doch gerade erst den Spielgruppen-Vertrag unterschrieben. Der Vater war da viel klarer: Vertrag kündigen und den Kita-Platz annehmen. Wer weiß, wann sich so eine Möglichkeit nochmal ergibt. Der Vater hatte entschieden.

Ich ärgere mich zwar dumm und dusselig, dass wir die Spielgruppe nun einen Monat zahlen müssen, aber bin auch unfassbar erleichtert: Denn das Gespräch in der Kita war super. Mir ist schon ein wenig mulmig zumute, denn mir wurde klar, dass ich in Zukunft nicht den ganzen Tag mit unserem Sohn verbringen werde, sondern die Nachmittags- und Abendstunden. Doch ich bin mir sicher, dass er sich pudelwohl fühlen wird. Er wird das Aufwachsen mit den anderen Kindern genießen. Mir hingegen wird es schwer fallen, ihn nicht mehr den ganzen Tag um mich zu haben – sehr schwer. Aber das gehört wohl zum Muttersein dazu. Ob es zu früh ist für unseren Sohn oder für mich, das weiß ich nicht. Aber mein Gefühl sagt mir, dass wir den Versuch wagen sollten. Und wenn unser Gefühl umschlägt, dann ändern wir die Situation eben wieder, es ist ja nichts in Stein gemeißelt.

Zeit, dass Ruhe einkehrt

Einziger Knackpunkt: Mein Gewissen schreit, dass ich nun auch einen umfassenderen Job antreten sollte. Doch ich wurde von allen Seiten und am meisten vom Vater gebremst. Der gibt mir zu Bedenken, dass ich immer noch Haushalt, Einkäufe und Familienorganisation zu erledigen habe. Und auch unser Blog – der für uns beide mittlerweile zu einer echten Herzensangelegenheit geworden ist – verlangt die ein oder andere Arbeitsstunde. Doch sein Hauptanliegen ist, dass ich mir eine kleine Erholungspause gönne. Dass ich einmal auch ein paar Stunden nichts mache und einfach Kraft und Energie tanke. Denn wer weiß, welche unverhofften Schicksalsschläge uns in den nächsten Tagen ereilen.

Diese Woche war chaotisch, stressig und turbulent, aber sie hätte auf ihre Weise nicht besser sein und vor allem nicht besser enden können. Denn wir verbringen das Wochenende in Aachen. Gestern, am Samstag, haben wir unserem Sohn meine alte Heimat gezeigt und haben den Tag bei Antipasti im Garten meiner Eltern ausklingen lassen. Und während ich diesen Text hier schreibe, liege ich mit meiner eigenen kleinen Familie in meinem alten Kinderzimmer und warte darauf, dass die Sonne aufgeht und wir über Feld und Wiesen in einen weiteren wunderbaren Tag laufen können.