Unverhofft kommt manchmal...

Von Eric
Meine zwischenzeitliche Blog-Absenz, hatte natürlich seinen Grund und der kam ganz unverhofft.Eigentlich wollte ich mir ja, bei meiner Umsiedlung nach Kambodscha einen Toyota Land Cruiser kaufen - siehe Blog-Link. Jedoch fand ich dann bei entsprechender Suche in PNH nicht den gewünschten J80-Land Cruiser in brauchbarem Zustand, dafür aber den Toyota 4Runner mit LPG-System mit welchem ich nun ein Jahr ohne Problem unterwegs war.Aber es ist halt wie bei Frauen, wenn man sich eine Bestimmte in den Kopf gesetzt hat und dann aber mit einer anderen Frau zusammen ist, geht man mindestens in Gedanken, gelegentlich mit der Wunschfrau "fremd".So setzte ich mal vor etwa 6 Wochen ein Inserat ins "Inder-nett" und es meldeten sich auch Leute, aber mehrheitlich Händler. Auch war Sihanoukville für die Meisten dann zu entfernt, um mal den Wagen anzusehen. Aber prinzipiell war ich ja "happy" mit meinem Wagen und so beschloss ich, die paar optischen Macken (siehe Lack-Doktor) beheben zu lassen und weiterhin mit dem 4Runner glücklich zu sein.Am letzten Mittowoch, erreichte mein Handy eine SMS - "I will buy u car!" Wir telefonierten dann und der junge Kambodschaner der in einer Firma arbeitet, welche die grossen Werbetafeln vermietet, kündigte an, er wolle am Samstag den Wagen anschauen kommen. Eigentlich wollte ich zu der Zeit gar nicht mehr verkaufen, da der "Toyo" nun ja meinen Vorstellungen entsprach. Jedoch sah ich die Sache mit dem Interessent locker und rechnete nicht ernsthaft damit, dass er auch wirklich von PNH kommen würde. Am Samstag kurz nach Mittag klingelte mein Handy und "Samnang" fragte mich, ob ich ihn wie besprochen in 10 Minuten am Busbahnhof abholen könne.Oha - damit hat ich nicht ernsthaft gerechnet und fuhr dann gleich mal los, am Busbahnhof traf ich dann, "Samnang" mit seiner Frau und zwei Freunden an. Zur Besichtigung des Objektes fuhr ich dann mit ihnen auf einen ruhigen Parkplatz und staunte nicht schlecht, dass die eigentlich null Ahnung von Autos hatten. So erklärte ich ihnen dann, was wichtig ist und zeigte die Technik des Wagens. Grosse Begeisterung löste die Rückfahrkamera aus - so sind "sie" halt - wie kleine Kinder.Fahren wollte "er" nicht mit dem Wagen - so beschloss ich dann, in Richtung Victory Beach zu fahren, wo man bei wenig Verkehr ungestört Probefahren konnte.Ich fuhr zuerst selber und zeigte ihnen dann erstmal, wie sauber der Wagen bei losgelassem Lenkrad bremst und wie gut er beschleunigt und dabei butterweich schaltet.Die Vier flippten fast aus - wie kleine Kinder halt - trotzdem wollte der "Samnang" nicht selber fahren, einer seiner Freunde wollte dann fahren und für "Samnang" stand fest - er wollte den Wagen.Der Preis (nicht unter meinem Kaufpreis vor einem Jahr) war schnell ausgemacht und so beschlossen wir, dass in der Zeit wo ich den Vertrag schreiben ging und das Auto ausräumte, die Vier in einem Restaurant etwas essen gehen würden.  So fuhr also der "Freund" in die Stadt zurück - schliesslich war er nach eigener Aussage in SHV aufgewachsen und kannte sich aus. Alle quatschen wie wild durcheinander und der Fahrer sah mehr nach hinten zu seinen Freunden, als auf die Strasse. Vor uns war ein neuer Camry und der bremste bei einem Rotlicht, der liebe Fahrer meines 4Runner sah das nicht und fuhr fröhlich weiter - ich rief Stop! 
Er reagierte nicht - das Unheil war eigentlich nicht mehr abzuwenden, doch in dem Moment, gab der Fahrer des Camry "Gas" und fuhr bei Rot los. Ob er einfach, wie dies die Khmer oft tun, bei Rot los fuhr oder tatsächlich das Unheil von hinten kommen sah, ich weiss es nicht. Jedoch habe ich mich noch nie so über einen "Rot-Fahrer" gefreut, hätte aber fast einen Herzinfarkt erlitten. (5-5-5...)Die lieben Mitfahrer haben vor lauter Quatschen, die Gefahr gar nicht richtig wahrgenommen.So fuhr er weiter, um nach etwa weiteren 400m fast eine der hier im Blog schon beschriebenen Bettlerinnen zu überfahren, welche mitten auf der Fahrbahn kauerte und etwas Essbares ass, dass wohl Jemand weggeworfen hatte. Hätte ich ihm nicht ins Lenkrad gegriffen und einen Schwenker nach rechts eingeleitet, die Frau hätte wohl keine Sorgen mehr gehabt! Selten war ich so froh, schlussendlich doch heil bei einem Restaurant angekommen zu sein. Also Heim - Auto ausgeräumt und den englischen Vertrag aufgesetzt.  Englische Verträge gibt es hier [Klick] - entsprechend den kambodschanischen Verträgen.
Eine Stunde später war ich wieder im Restaurant und die Übergabe der Papiere und des Geldes erfolgte.Ich wurde dann noch freundlicherweise Heim gefahren und wir verabschiedeten uns freundschaftlich - wirklich nette Leute - wenn sie nicht gerade Auto fahren. Verflixt nun war ich ohne Wagen und schaut mich gleich mal im Internet um. Eigentlich gibt es zwischenzeitlich einige Khmer-Portale für den Autoverkauf, bei genauerem Studium wird einem aber schnell klar, dass wohl immer Anzeigen aufgegeben werden, aber speziell die Händler die Inserate nicht löschen, wenn der Wagen verkauft ist. Die Aktualität der Angebote, ist also mehr als nur Glücksache.  Wie ich so im www stöberte, klingelte das Handy, - es war "Lyda" - die Frau des neuen Besitzer. Frage - wie funktioniert die Rückfahrkamera - also nochmals erklärt, gar nicht so einfach am Telefon. Etwa eineinhalb Stunden später klingelt wieder das Telefon - "wir können den Wagen nicht starten". Ich denke ich spinne - überlege und denke mir, die haben beim Automatikgetriebe den Hebel nicht auf "P". Doch dann höre ich im Hintergrund den Anlasser jodeln - Scheisse - was ist da los - ich frage "Lyda" wo sie sind?Sie seien nahe beim Hotel Sokha (Rot markiert) - ich verspreche sofort zu kommen und gehe gleich runter um mir ein Moped-Taxi zu schnappen. Bis zum Sokha-Beach sind es von mir schon rund 5 - 6km und die Gedanken kreisen bei der Fahrt - was spuckt jetzt da - dass gibt es doch gar nicht!?!Mein Taxifahrer schläft fast ein und mit knapp 30km/h kommt einem die Fahrt endlos vor und als wir gut einen Kilometer am Sokha Hotel vorbei sind, ist immer noch kein Pannenfahrzeug zu sehen.  Ich stoppe meinen Fahrer und rufe "Lyda" an, gebe dem Taxler das Handy, er solle nochmals fragen, wo sie sind? Sie sprechen sicher mehr als 5 Minuten miteinander, solche Dinge können auch unter Khmers kompliziert sein - doch nun nickt "er" und wir fahren weiter, sicher nochmals gute 3km.Da stehen sie am Strassenrand und ich bin sprachlos, als ich in den Wagen sitze und ihn zu starten versuche - er dreht aber zündet nicht. Also entweder Zündung oder Sprit - als ich dann aber erfahre, dass während der Fahrt, der Wagen ausgegangen sei (bei Gasbetrieb) tippe ich dann doch auf die Zündung und das Umfeld. Ein optischer Check, lässt keinen Fehler erkennen - loser Stecker etc.- was bleibt ist, die Garage anzurufen, welche den Kühler ersetzt hat, schliesslich ist es schon halb Sechs Uhr und Samstag. Nach längerem Klingeln lassen, meldet sich Jemand und ich gebe das Problem durch, der Taxifahrer der immer noch da ist (schliesslich gibt es was Interessantes zu sehen und vielleicht winkt eine Rückfahrt mit mir)  erklärt dann wo wir sind. In der Wartezeit biete ich dem "Samnang und seiner Frau" an, dass sie mir den Wagen ohne Probleme, wenn sie wollen, zurück geben können. Doch es scheint, dass sie nicht gewillt sind - alle sind noch erstaunlich locker. Ein klappriger weisser Corolla kommt und ein kleiner, dürrer, sehr dunkelhäutiger Khmer-Mechaniker steigt aus - ich denke das wird heute nichts mehr...Er öffnet den Sicherungskasten und checkt die ECU-Sicherung und prompt ist die durchgebrannt, dann legt er sich in den Fussraum und da scheint das wohl bestens bekannte Problem zu liegen - bei der Durchführung des Kabelbaums, scheinen sich Kabel bei der Spritzwand durchzuscheuern. Wenn man das Problem nicht bestens kennt, sucht man sich vermutlich zu Tode. Keine 10 Minuten und eine halbe Rolle Isolierband später, brummt der Wagen wieder - man bin ich froh - nie ein echtes Problem und dann so etwas beim Verkauf! (Ich vermute - der "Fahrer" hat, wie es es die Khmers & Thais gerne machen, mit dem linken Fuss im Fussraum "rumgehambelt" und dabei den Kontakt des vermutlich schon an-gescheuerten Kabels mit der Masse der Karosserie verursacht - die können den linken Fuss beim Fahren nicht still halten.)Mechaniker und Samnang mit Frau, machen eine Probefahrt und nach einigen Minuten kommen alle strahlend zurück. Ich frage dann den "Mech", was die Pannenhilfe kostet - 30'000.-Riel (7.50US$) ich gebe ihm 10.-$ und lobe ihn - Alle freuen sich.Nun biete ich meinem Käufer nochmals an, dass er Wagen zurück geben könne - doch er will weiterhin nicht - okay! Alle bedanken sich wirklich sehr herzlich bei mir und wollen mich noch zum Essen einladen, doch ich bin fix-und foxi und will einen ruhigen Abend geniessen - also das nächste Mal in SHV.Mein Taxifahrer grinst breit und freut sich, dass er nun auch noch bezahlt mit mir zurück fahren kann, er hat sich seine 6.-USD. auch verdient.  Am Sonntagmorgen um 9 Uhr klingelt das Telefon wieder - Lyda die Frau des Käufers ist dran und ich erschrecke mich zuerst. Doch "Lyda" und "Samnang" wollen sich nur nochmals bedanken und kündigen an, dass sie nun nach Phnom Penh fahren...wo ich am Montag auch hin muss(te), um mir etwas fahrbares nach Wunsch zu kaufen.