(Un)verdrossen

Bereits die zweite Abstimmung in Folge verpasst. Wenn das so weitergeht mit mir, dann werde ich, was ich nie habe werden wollen: Eine unzufriedene Bürgerin, die nur jammert und von ihrem Stimmrecht keinen Gebrauch macht. Nun gut, so tief gesunken bin ich noch nicht, die letzten beiden Abstimmungen habe ich auch nicht aus absoluter Gleichgültigkeit verpasst, aber ganz offensichtlich war mir die Sache auch nicht wichtig genug, dass ich rechtzeitig daran gedacht hätte, die Stimmzettel auszufüllen. Ziemlich alarmierend, finde ich. Dennoch überrascht es mich nicht, habe ich doch derzeit grosse Mühe mit dem Stück, das auf der politischen Bühne gespielt wird.

Nein, ich würde nicht von Verdrossenheit sprechen, wenn ich mein derzeitiges Verhältnis zur Politik beschreiben müsste, aber eine gewisse Ermüdung kann ich nicht leugnen. Oh ja, ich will daran glauben, dass auch meine Stimme zählt und doch überkommt mich beim Lesen der Inland-Berichterstattung immer öfter eine grosse Verzweiflung. Diese Selbstgerechtigkeit, dieses Gejammer darüber, dass unser ach so hoher Lebensstandard – der sich durch Burnout, Verkehrskollaps und eine zerstörte Umwelt auszeichnet – in Gefahr ist, diese Kälte gegenüber Schwächeren, die je länger je mehr das Denken beherrscht. Immer öfter überkommt mich ein Gefühl der Ohnmacht, wenn ich sehe, wie hier ein Problem aufgebauscht und dort eine schreiende Ungerechtigkeit ignoriert wird. Gehört wird nur noch derjenige, der poltert. Wer differenziert argumentieren will, wird niedergeschrien, bevor er den Satz zu Ende geredet hat. Das heisst, in hin und wieder ist differenzieren durchaus gefragt, nämlich dann, wenn es darum geht, Dinge schönzureden, die alles andere als schön sind. Ansonsten aber bitte nur Schlagworte.

Nun gut, wenn ich lese, was ich soeben geschrieben habe, sieht das doch ziemlich nach Verdrossenheit aus. Aber dabei bleiben will ich nicht, denn das hiesse ja, dass ich mich kleinkriegen liesse von jenen, die nur zu froh sind, wenn eine weniger gegen ihre Vorlagen stimmt. Und deswegen werde ich beim nächsten Mal wieder mitmachen, wenn unsere Meinung gefragt ist. Und vielleicht werde ich dann sehen, dass nicht immer alles anders kommt, als ich es wünsche. Heute hätte ich ja durchaus auch Grund zur Freude gehabt, wenn ich denn meine Stimmzettel eingeworfen hätte.

(Un)verdrossen



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