In Hanoi lebte und wirkte einst ein weiser Mann, zu dem brachten viele Eltern ihre heranwachsenden Söhne, damit er sie in aller Lebenskunst, darunter auch im rechten Wirtschaften, unterweise. Eines Tages schickte der Meister einen ihm anvertrauten jungen Mann auf den Markt, er sollte Opferkuchen für ein Ahnenopfer einkaufen, aber sich sonst nichts aufschwätzen lassen. Der kam nach einiger Zeit wieder, brachte auch einen schönen Opferkuchen mit, doch außerdem trug er unter dem Arm ein mageres, ängstlich gackerndes Hühnchen. "Was soll das, ungehorsamer und törichter Freund?" erkundigte sich der Lehrer unwillig. Der Schüler antwortete freundlich: "Bitte, Meister, höre an, was ich mir gedacht habe. Wenn ich den Kuchen zum Opfer zerbreche, werden dabei eine Menge Krümel auf die Erde fallen; wäre es nicht schade um sie? Das Hühnchen aber wird sie aufpicken, davon wachsen, später Eier legen. Die Eier und auch das Huhn kann man dann mit gutem Gewissen verkaufen. Dünkt dich das töricht gehandelt?" "Genug! Bravo, junger Meister der Meister!" rief der Lehrer. "Wenn du nicht willst, dass ich in Zukunft bei dir Unterricht nehme, so kehre zu deinen Eltern zurück!" (Vietnam)