Untypischer Teenie-Horror: “The Cabin in the Woods”

Erstellt am 1. September 2012 von Denis Sasse @filmtogo

© Universum / Richard Jenkins (links), Bradley Whitford (rechts) und Amy Acker (mitte) überwachen “The Cabin in the Woods”

Aus vielen verschiedenen Teenie-Slasher-Horrorproduktionen ist das Bild bekannt, nicht zuletzt spielt sogar Bruce Campbell in dem Klassiker „Tanz der Teufel“ in dieser Location nach dem altbekannten Genremuster: Ein finsterer Wald, eine einsam verlassene Hütte und eine Gruppe stereotyper Jugendlicher, die dort für ein paar Tage ausgiebig feiern wollen. Da sind der großspurige Supersportler, das zurückgezogene Superhirn, der etwas schluderige Verlierertyp, das leicht zu habende Mädchen und die brave Jungfrau. Wenn sich allerdings ein Filmemacher wie Joss Whedon, jüngst durch „The Avengers“ zu größeren Ruhm gekommen, an eine solche Geschichte heranwagt, dann kann die schon einmal in eine ganz andere Richtung abdriften. Durch die Marvel-Großproduktion jedoch gut beschäftigt, hat er seinen „Buffy“ und „Angel“-Drehbuchautor Drew Goddard dessen Regiedebüt beschert. Und dieser hat mit „The Cabin in the Woods“ einen beeindruckenden Einstand inszeniert.

Und wie jeder andere Horrorfilm beginnt auch hier alles mit einem entspannten Wochenende in einer Hütte im Wald. Fünf Freunde befinden sich mitten im Nirgendwo, wo es fernab der Zivilisation weder Handy-Empfang noch Internet gibt. Allenfalls die lächerlich klingenden Warnungen eines alten Tankwarts könnten den Jugendlichen Grund zur Sorge geben, aber hieran wird kein Gedanke verschwendet, denn sie wollen hier Spaß haben. Dann aber entdeckt die Truppe einen verborgenen Zugang im Keller der Hütte, der sie hinab ins Dunkle führt, wo sie allerlei Krimskrams finden. Hier soll ihr Abenteuer beginnen, welches von drei Wissenschaftlern in ihrem geheimen Labor tief unter der Erde beobachtet wird.

Chris Hemsworth

Nun mag man das Mysterium um den Film natürlich nicht sofort lüften, das würde eine gewaltige Portion des Spaßes mindern, den „The Cabin in the Woods“ beim anschauen verbreitet. Aber der Film selbst vergeudet nur sehr wenig Zeit damit, sein Geheimnis aufrecht zu erhalten, streut sofort genügend Indizien in die Story, damit die Zuschauer sofort realisieren, dass hier ein mehrschichtiger, komplexer Horrorfilm auf sie wartet und nicht nur die stereotype Abhandlung der übrigen Abschlacht-Teenie-Streifen. So hat selbst der Einsatz der sechs unterschiedlichen Charaktere – vom tumben Supersportler bis zum jungfräulichen Mauerblümchen am Ende eine genaue Bewandtnis, die nicht etwa mit einer Einfallslosigkeit des Drehbuchs zu tun hätte, sondern zu einer schlau kalkulierten Story beiträgt.

Ebenso geschickt wird das Geheimnis um die Hütte in den Wäldern nach und nach gelüftet, sowohl für die Zuschauer als auch für die Teenager, die sich hier in einer der „Truman Show“ ähnlichen Überwachungssituation befinden. Die Beobachter sind jedoch nicht weltweit vor den Fernsehbildschirmen versammelt, sondern lediglich in einem kleinen Laborkomplex, wo sich die Angestellten – ein großartiges Dreiergespann bestehend aus Richard Jenkins („Rum Diary“), Bradley Whitford („The West Wing“) und Amy Acker („Angel“, „Dollhouse“) – an dem Horrorvergnügen erfreuen. Aber auch sie haben natürlich einen Auftraggeber, dessen Bedürfnisse erfüllt werden wollen. In einem kuriosen Finale mitsamt Gastauftritt einer Horror/Sci-Fi Legende, darf der Auftraggeber dann auch teilweise in Erscheinung treten, nachdem aber bereits im Vorfeld die Hölle auf Erden losgetreten wurde. Denn hier bleibt es nicht nur bei dem Einsatz einer Hillbilly Zombie Familie, die den Protagonisten das Leben schwer macht, hier bedient man sich jedwedem Monster, welches im Whedonverse herumzuschwirren scheint.

Jesse Williams (links) mit Kristen Connolly (rechts)

Der wahre Spaß an „The Cabin in the Woods“ liegt dann immer genau dort, wo der Film zu den Kontrolleuren des Massakers wechselt, während die Teenager hier ebenso wie in jedem anderen Film als oberflächliche Handlung dienlich sind. Nur wo eben jeder andere Film zumeist nicht viel mehr zu bieten hat, gestaltet sich die Handlung hier weitaus tiefsinniger, wenn auch mit einem immensen Spaßfaktor inszeniert, der gar nicht so arg intelligent daherkommen soll. Der Film möchte einfach mehr sein als der herkömmliche Teenie-Horror und schafft das mit raffiniertem Einfallsreichtum.

„The Cabin in the Woods“ zelebriert nicht nur das Horrorfilmgenre und seine schlichten Inszenierungen, sondern auch den wahnsinnigen Konsum eben dieser Filme und die immer verrückter werdenden Erwartungen der Fans. Ganz nebenbei bekommt auch das Format der Reality-Shows sein Fett weg, welches gerade in japanischen Landen, aber natürlich auch überall sonst, so dermaßen absurde Ideen hervorbringt. Regisseur Drew Goddard empfiehlt sich als guter Mann, der die Schreibe von Joss Whedon, der das Drehbuch gemeinsam mit dem Regisseur schrieb, brillant umgesetzt hat. Man freut sich auf die nächste Zusammenarbeit.

Denis Sasse


“The Cabin in the Woods“