Unterwegs zum “Ewigen Eis” im Westerwald

Von Martinaunddayo

Strahlender Sonnenschein und warme Temperaturen sind für den ersten Aprilsonntag gemeldet. Ideale Voraussetzungen für eine Frühlingswanderung. Auf meiner Outdoor-App Komoot habe ich uns die Rundwanderung “Ewiges Eis am Rande des Westerwalds” ausgesucht. Dabei handelt sich um eine Teilstrecke des Blasiussteigs, der in seiner Gesamtstrecke durch die Ortschaften Frickhofen, Dornburg, Dorndorf und Thalheim führt. 

Wir starten unsere Tour in Dorndorf, einer hessischen Gemeinde im Norden des Limburger Beckens. Von uns aus ist das Örtchen am östlichen Rand des Westerwalds nur etwas mehr als zehn Kilometer entfernt. Dort parken wir am örtlichen Fußballplatz. Dank Komoot finden wir den Einstieg in den Blasiussteig auch ganz schnell.Der angekündigte Sonnenschein hat sich zwar versteckt, aber die Temperaturen liegen bei + 17° Grad. Gott sei Dank haben wir die dicken Jacken zu Hause gelassen. Auch meine Softshell-Jacke ziehe ich nach wenigen Metern aus. Der Blasiussteig ist ein relativ neuer Wanderweg, der erst 2013 eröffnet wurde und insgesamt 20,8 Kilometer lang ist. Der niedrigste Punkt liegt bei 159 Metern und der höchste bei 443 Metern.Solange wir noch ganz in der Nähe von Dorndorf sind, ist der gut ausgebaute Weg stark frequentiert. Vermutlich ist das auch die örtliche Hunderunde. Ich glaube, wir nerven den ein oder anderen Spaziergänger, weil wir andauernd stehen bleiben, Fotos machen und dadurch recht langsam voran kommen.So erreichen wir den ersten “Informationspunkt” – die Kieselquelle. Dayo und Suri haben jedoch nach der kurzen Strecke noch kein Interesse, eine Schnauze voll Trinkwasser zu nehmen. Der gesamte Wanderweg ist gut ausgeschildert.Am Wegesrand gibt es immer wieder Zusatzinformationen über den Wanderweg und seine “Sehenswürdigkeiten”.An dieser Informationstafel verlassen wir den bequemen Spazierweg und schlagen uns in die  Büsche … jetzt wird auch klar, das es sich um einen Wandersteig handelt.Auf einem schmalen Waldweg geht es nun etwas strammer bergauf. Hier werden auch die Spaziergänger weniger und wir schrecken das ein oder andere Reh auf. Gott sei Dank ist Dayo so von seiner neuen Umgebung fasziniert, dass er die schreckhaften Waldbewohner nicht weiter beachtet. Suri hingegen bemerkt jedes einzelne Tier … aber sie ist ja an der Leine.Kurz darauf kommen wir oberhalb eines Steinbruchs aus dem Wald heraus und haben eine schöne Rundumsicht auf den Taunus und das Limburger Land.Jetzt fängt es an, ein wenig zu regnen. Immer mal wieder ein paar Tropfen, wobei die Temperaturen weiter warm sind. Ein bisschen schwitzen tue ich ja schon …Der Name Blasiussteig leitet sich vom Blasiusberg ab. Darüber hinaus ist die Blasiuskapelle in der Nähe (die wir nicht besucht haben) ein gern besuchter Wallfahrtsort. Dass die Menschen der Region sehr gläubig sind, zeigen die zahlreichen Gedenkstellen, die sich rechts und links des Weges finden.Die bedeutenden Gedenkstätten sind auch ausgeschildert …

Bevor wir den Bildstock erreichen, nutzen Dayo und Suri die Gelegenheit, um Wasser zu fassen …

Wir haben jetzt offensichtlich den höchsten Punkt unserer Strecke hinter uns gelassen, denn ab jetzt geht es fast nur noch bergab.Kurz bevor wir auf die “Dornburg” treffen, überqueren wir die von der Ortschaft Wilsenroth kommende Landstraße.
Und dann stehen wir auch schon vor den Resten der “Dornburg”, … … von der man glaubte, dass es sich um eine mittelalterliche Burg handelte. Es ist zwar eine Art Burg, aber sie wurde viele hundert Jahre vor dem Mittelalter gebaut. Es handelt sich um eine Ringburganlage der Kelten aus dem 6. Jahrhundert vor Christus. Der Wall ist noch erkennbar. Leider wurde ein Großteil des Geländes durch den Basaltabbau zerstört.Wir gehen weiter zum nächsten Höhepunkt der Wanderung …

… verzauberter Märchenwald …

Bevor wir jedoch den Hildegardisfelsen erreichen, machen wir einen kleinen Abstecher zur Hildegardis Kappelle. Wäre hier nicht eine Informationstafel aufgestellt, würden wir hier vorbei gehen, ohne diesem Platz eine besondere Beachtung zu schenken. Mit viel Fantasie können wir uns hier aber auch eine Kapelle vorstellen …😉 …
Mittlerweile hat sich der Weg wieder in einen Steig verwandelt.Kurze Zeit später kommen wir an den Felsen, wo sich der Sage nach die Bürgermeister-Tochter Hildegardis in den Tod gestürzt hat, weil sie so verzweifelt gewesen sein soll.Wo sich im Mittelalter ein Drama abspielte, befindet sich heute eine schöne Aussichtsplattform, die bei guten Wetter zum Verweilen einlädt.Dayo interessiert sich nicht für das Drama, dass sich der Sage nach im Mittelalter hier abgespielt hat. Die Bürgermeister-Tochter Hildegard war in den Raubritter Ruprecht verliebt, der von den Bürgern der Stadt Dornburg in den Kerker geworfen wurde. Hildegard befreite ihn jedoch, und zur Strafe für die Stadt zündete der üble Geselle eben diese an. Darüber wurde die arme Hildegard wahnsinnig und stürzte sich in den Tod.Wir werfen noch einen letzten Blick auf die wunderschöne Aussicht … … und machen uns auf in Richtung “Ewiges Eis”, …… das am Fuße des Hildegardisfelsens zu finden und nicht zu verfehlen ist.So, hier ist das “Ewige Eis”. Das befindet sich allerdings im Steinhang …Wikipedia schreibt dazu: “Hier lassen Luftströmungen unter dem losen Basaltgeröll des Berges im Winter Feuchtigkeit zu Eis gefrieren. Die Luft trocknet und erwärmt sich dabei, steigt nach oben und hält so die Oberfläche der Geröllhalde schneefrei. Im Sommer kehrt sich die Luftströmung um. Dann fließt warme Luft von oben in die Halde, kühlt sich stark ab und tritt als kalter Luftstrom am unteren Ende wieder aus.“ Die Gemeinde lässt im Winter zusätzliches Eis ins Berginnere schaffen, um dadurch die Wirkung dieser Strömungen zu verstärken .” Das alles wird vor Ort auch auf einer Informationstafel erklärt. Das Eis konnten wir durch die vergitterten Eingänge leider nicht sehen. Aber den kalten Luftzug (obwohl noch kein Sommer ist) haben wir sehr deutlich gespürt. Weil ich das beim ersten Mal für einen Zufall hielt, bin ich mehrfach hin und her gelaufen … für einen kurzen Moment streift einen der eiskalte Lufthauch … ein bisschen gruselig ist das schon gewesen.Damit sind wir fast am Ende unserer Wanderung. Die letzten Kilometer geht es gemächlich am Waldrand entlang. Und den Steinbruch, der uns anfangs von oben begegnete, sehen wir nun aus der unteren Perspektive. Auch wenn wir eine Frühlingswanderung mit den entsprechenden Temperaturen gemacht haben, hielt sich die Natur vornehm zurück und erstrahlte noch im eher braunen Wintergrün. Nun, die ein oder andere Ausnahme gab es dann aber doch …Nach 9,5 Kilometern erreichen wir Dorndorf. Unser Auto steht am Fußballplatz. Bis wir diesen erreichen, müssen wir doch noch einmal ganz schön stramm bergauf laufen … gefühlt haben wir in den letzten 10 Minuten der Wanderung ganz bestimmt 400 Höhenmeter überwunden …😉 …

Fazit:

Der Blasiussteig ist als mittelschwerer Wanderweg gekennzeichnet. An sich ist die Teilstrecke, die wir gelaufen sind, angenehm zu wandern. Allerdings sind die “Steig-Passagen” etwas steiler und damit auch anstrengender. Hier solltet ihr auch trittsicher sein. Uns hat dieser Wanderweg auch deshalb so gut gefallen, weil die Strecke sehr abwechslungsreich ist und unterwegs einiges an Geschichte und Sagen geboten wird. Wanderkarte und weitere Information findet ihr hier.