Ich sitze auf der Betonveranda des Hostels am Rande des Vulkans. Leise spielt eine CD von Bruce Springsteen im Zirpen und Zwitschern der Tierwelt. Mit der Musik verliert sich mein Fremdsein, das leichte Unwohlsein in einer fremden Umgebung. Die Streifen der eingebildeten Gefahren verziehen sich und ich sehe die wundervollen Blumen, die Palmen, den blauen Himmel, schmecke Wolken und Wind und bin plötzlich Teil des Gartens und des Himmels.
Was bedeutet „unterwegs” zu sein?
Ganz nüchtern betrachtet bedeutet es, sich nicht lange an ein und demselben Ort aufzuhalten. Ich komme an in einer fremden Stadt, orientiere mich kurz und suche mir eine Unterkunft. Danach sammle ich Informationen. Wo gibt es Internet, wo kann ich meine Kleidung waschen, wo gibt es ein gutes Restaurant, was kann man in der Umgebung machen. Der Preisspiegel wird ermittelt. Auspacken, Einrichten. Nach 1-4 Tagen Sachen wieder in meinen zwei Rucksäcken verstauen, einen Transport suchen zum nächsten Ziel.
Nüchtern betrachtet.
Doch das sind nur die Dinge, die zur Routine geworden sind. Es gibt noch die Zeiten, in denen man wirklich unterwegs ist, in Bussen, in der Bahn, zu Fuss, auf einem Motorrad oder einer Fähre. Diese Phasen bedeuten mehr oder weniger Reglosigkeit – des Körpers. Hier kommt etwas neues hinzu: Nachdenken. Ich glaube, der wahre Schatz des Travelns sind die Zeiten zwischen zwei Orten. Denn sie erlauben uns, alle Gedanken, die sich in unserem Kopf bilden, Kilometer für Kilometer zu feinem Staub zu zermahlen. Dieser Staub wird am Ende durch einen leichten geistigen Windhauch hinfort geblasen. Dann verschwinden die sich ständig im Kreise drehenden Gedanken, die Ängste, die Wut und für immer länger werdende Momente haben wir die Möglichkeit, die Gegenwart zu sehen und sie ungefärbt annehmen zu können.
Ich bin noch nicht so weit, aber dann… habe ich ja auch noch eine Menge Zeit, um all das zu lernen, was ich noch nicht weiss und welcher Ort wäre besser geeignet als der Ort dazwischen.