Unterwegs nach Diamond City

Von Yhoko

Lieber Dan

Als wir mit 15 zelten waren, hatte ich eine Heidenangst vor der Dunkelheit und vor den nächtlichen Geräuschen im Wald. An meinen Gefühlen hat sich seither nicht viel geändert, aber an der Umgebung schon - wo die Angst früher (fast) völlig unbegründet war, ist sie heute real und die Gefahr tatsächlich präsent. Aber eins nach dem andern; ich habe mich nach Diamond City aufgemacht!


Man glaubt es wirklich kaum, aber diese Raider haben nichts als Tod und Zerstörung in ihren Köpfen. Es wundert mich wirklich, wie sie sich überhaupt zu kleinen Gruppen zusammenraffen können statt sich gegenseitig auseinanderzunehmen. Die meisten von ihnen haben instinktiv erkannt, dass sie keine menschlichen Züge mehr an sich haben, und verdecken ihre Gesichter mit Schleiern und Gasmasken.
Ich begegnete einigen von ihnen auf meiner Reise nach Diamond City, welches irgendwo im Süden, inmitten der früheren Grossstadt liegen sollte. Ich entdeckte die Corvega-Fabrikanlage, die wir damals schon im Rahmen eines Schulprojekts besichtigen durften, und war neugierig, ob dort noch jemand lebte zumindest noch etwas nützliches, vielleicht ein Verbandskasten, herumlag. Ehrlich gesagt war ich mir überhaupt nicht sicher, ob ich die Fabrikanlage überhaupt betreten sollte. Schon als Kind hatte ich mich beinahe verrirt und nun waren die grossen Hallen menschenleer und düster - dachte ich zumindest. Ich hätte wissen sollen, dass sich in der Zwischenzeit jemand dort eingenistet hat und aus dem riesigen Komplex eine Wohnung mit Werkstatt entstanden ist. Leider waren die Bewohner nichts anderes als Raider und bereits als ich auch nur in die Nähe der Eingangstür kam, regnete es Molotow-Cocktails und Bleikugeln auf mich herab.
Ich will gar nicht weiter ausführen, wie diese Begegnung letztendlich geenget hat - offenkundig habe ich es überlebt. Am Ende stand ich weit oben auf einem Metallgerüst und wie nach einer anstrengenden Bergwanderung wurde ich mit einer sagenhaften Aussicht belohnt.

Aus der Ferne sah die Stadt gar nicht so übel aus - von der zusammengebrochenen Autobahnbrücke mal abgesehen. Ich blieb eine Weile dort oben und beobachtete einige Karawanen, Raufbolde, Viehzüchter und auch diese schleimigen Ghule, um zu sehen, worauf ich mich da eingelassen hatte. Immer wieder hörte ich Schüsse, meist Maschinengewehre, und gerade als ich das metallene Gerüst wieder herunterstieg, kreuzte ein Militärhubschrauber am Horizont auf. Keine Ahnung, was der wollte, aber ich machte mich schnell aus dem Staub - am Ende waren es noch fliegende Raider!
Ich setzte meine Wanderung fort, bis es dunkel wurde, dann spürte ich allmählich die Angst in mir aufkeimen. Welche Monster würden mich in den düsteren Gassen erwarten? Raider? Ghule? Andere? Ich weiss, ich bin ein Angsthase, aber letztendlich verbrachte ich die ganze Nacht bis zum Morgengrauen in einer dieser Pulowski-Atomschutzbunker "für kleines Geld". Weisst du noch, wie diese plötzlich überall aufgestellt wurden? Damals dachte ich auch, es sei gar keine so schlechte Idee, aber nun im Nachhinein... wie will man so eine Katastrophe in einer Telefonzelle überleben, die weder Wasser noch Nahrung bietet? Jedenfalls, für eine Nacht schien mir das eine gute Idee und so erbärmlich das auch sein mochte, bei den seltsamen Geräuschen war ich doch ständig froh um meine kleine, sichere Zelle.

Bevor du jetzt fragst: Ja, es war verdammt eng und unbequem da drin, zusammen mit Streuner. Das war das erste und letzte Mal, dass ich eine dieser Todesröhren betreten habe! Wer denkt sich sowas nur aus?
Vanessa