Unterwegs im Land der Superlative

Der höchstgelegene Regierungssitz der Erde. Die tödlichste Straße der Welt. Das höchstgelegene, kommerziell schiffbare Gewässer unseres Planeten und der gefühlt größte Markt der Erde. Boliviens Norden vereint wunderschöne Landschaft mit superlativen Orten.

Seit knapp 3 Wochen bereisen wir Bolivien. Wir haben hohe Berge, große Lagunen, arme Menschen, gefährliche Berge, gutes Essen und die surreale Landschaft des Altiplanos gesehen. Wir reisten von Stadt zu Stadt ohne zu Wissen, dass wir uns innerhalb unserer letzten Woche in Bolivien nicht vor Superlativen retten können.

Die höchstgelegene Hauptstadt der Welt

La Paz (dt.: der Frieden) liegt auf einer Höhe von 3200-4100 Metern und ist somit höchstgelener Regierungssitz unserer Erde. La Paz ist anders als die restlichen Großstädte Boliviens. Es ist laut, vollgestopft, dreckig und belebt – eigentlich wie viele andere Großstädte auch. Aber irgendwie doch anders. Das Stadtzentrum und die umliegenden Bezirke wirken wie der brodelnde Inhalt eines Dampfkessels, umringt von einer wunderschönen Berglandschaft mit dem 6.439 Meter hohen Illimani, der als Wahrzeichen der Bewohner gilt. Für viele Backpacker gibt es nicht sonderlich viel zu holen in La Paz. Ein kurzer Spaziergang durch die Einkaufsstraße mit den immer gleichen Läden in denen es Strickpullies, tote Babylamas oder Umhängetaschen zu kaufen gibt. Ein Besuch einer der vielen Pubs in Downtown und des städtischen Marktes. Nebenbei erwischt man sich dabei wie man durch die Trekkingläden stolpert und sich das ein oder andere Gadget für die nächste Trekkingtour kauft. Rückblickend betrachtet erinnert mich La Paz ein wenig an Bangkok. Entweder man liebt die Stadt oder hasst sie. Ich persönlich kann meinem Aufenthalt in La Paz nicht wirklich viel abgewinnen, wobei es in Bangkok anfangs ähnlich war und es nach meinem zweiten Besuch zu einer meiner Lieblingsstädte aufgestiegen ist. An einen wiederholten Besuch von La Paz glaube ich allerdings nicht…

La Paz - ©Florian Blümel

La Paz – ©Florian Blümel

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Der anscheinend größte Markt der Welt

Eben habe ich davon gesprochen, dass La Paz der brodelnde Inhalt eines Dampfkessels ist. Wenn La Paz der Inhalt ist, ist El Alto der innere Rand des Dampfkessels. Spricht man von La Paz darf El Alto nicht fehlen. El Alto war bis 1985 Stadtteil von La Paz, ist Heute aber eine eigenständige Stadt die sich neben dem größten Markt der Welt auch den höchstgelegenen internationalen Flughafen der Welt zuschreiben kann. Die Fahrt auf 4100 Höhenmeter ist durch die neu erbaute Gondel “El Teleferico” sehr einfach, preislich nicht zu toppen (3 Bolivianos = 25 Euro Cent) und nebenbei kriegt man noch einen wahnsinns Blick auf das innere des Dampfkessels (La Paz) geboten.

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Oben angekommen sehen wir nix außer Verkaufsstände. Einen Stand mit Jacken, einen Stand mit Sonnenbrillen, der nächste mit Batterien, ein weiterer mit Autoteilen, ein anderer mit Mützen, Rucksäcken und Jeansvesten. Von A wie Anzugshose bis Z wie Zylinderkopfdichtung findet man hier alles. Wirklich alles. Man läuft und läuft und läuft. Es scheint kein Ende zu nehmen dieser Markt. Was brauchbares ist dennoch nicht dabei, ach doch, einheimisches Essen für wenige Bolivianos, geht immer!

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Die tödlichste Straße der Welt

Okay, gelogen. Die 62km lange Yungas-Straße, auch Death Road genannt, war mal die gefährlichste Straße der Welt bis im Jahr 2006 eine neue, asphaltierte Straße eröffnet wurde die den Amazonas-Regenwald im Norden Boliviens mit La Paz verbindet.

Doch genug Geschichte. Nun zu uns. Ab auf die Mountainbikes und runter da. Death Road! Downhill! Von 4700 Metern runter auf 1200 Meter. Geil. Und das auf einer Straße auf der bis 2007 jährlich circa 200-300 Reisende ums Leben kamen. Soen bissel Nervenkitzel kommt schon auf wenn wir mit dem Mountainbike bewaffnet einen ersten Blick auf die Stra0e werfen.

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Doch bevor es auf die unbefestigte, eigentliche Death Road ging hatten wir die Möglichkeit uns mit unserem geliehenen Fahrrad auf einem asphaltierten Pass mitten in den Wolken vertraut zu machen. Mit Scheibenbremsen und Vollfederung ausgestattet kann man uns also auf die Death Road loslassen. Bitte!

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Nach einem kurzen Snack gehts auf die alte Death Road. Raus aus dem Bus, Knieschützer an, Helm auf und ab aufs Bike. Dem Guide hinterher. Seinen Namen hab ich im Geschwindigkeitsrausch vergessen, spielt auch keine Rolle.

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Die Serpentinen und steilen Berghänge hinab durchqueren wir fast alle Klimazonen Südamerikas. Die Fahrt an sich macht Spaß. Immer wieder machen wir halt an schönen Aussichtspunkten um Fotos zu machen. Ich mein, ich mag Fotos und bin froh wenn wir so etwas einmaliges dokumentieren, hält der Guide während der 3-stündigen-Fahrt allerdings alle 10-20 Minuten irgendwo an um ein inszeniertes Gruppenbild zu machen geht es nach ner gewissen Zeit dann doch tierisch auf die Nerven…

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Nach knapp 3500 Metern Höhenunterschied, 62 Kilometern und 4 Stunden später rollen wir leicht erschöpft in Coroico ein. Ich für meinen Teil mit der Erkenntnis, dass es spaßig ist eine Straße mit solch einer Geschichte hinunterzurollen, man seinen Adrenalinspiegel aber nie wirklich ans Limit treiben kann und jeder, der seinen gesunden Menschenverstand einsetzt, als “Death Road Survivor” das anschließend wohl verdiente Mittagessen im Hotel genießen kann.

Das höchstgelegene, kommerziel schiffbare Gewässer

Klingt im ersten Moment unspektakulär. Blauer See auf über 3500 Metern Höhe der zu 60% Peru, zu 40% Bolivien gehört, auf dem Leute auf schwimmenden Inseln leben, der weiße Strände schafft wie es eigentlich nur das Meer kann, 15 Mal so groß ist wie der Bodensee und der den Namen Titicaca trägt, klingt spannender. Denk ich aber auch.

Wir befinden uns in Copacabana, nein, nicht in Rio. In der Stadt Copacabana am Lake Titicaca. Touranbieter an jeder Ecke, noble Restaurants, Boote und diese hässlichen Enten-Tretboote prägen das Bild von Copacabana.

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Copacabana

Copacabana

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Eigentlich gibt es nichts spannendes zu erleben hier außer man fährt auf eine Insel die den schönen Namen “Isla del Sol” trägt. So haben wir uns kurzerhand entschlossen auf die Fähre zu springen und den Tag auf der Sonneninsel zu verbringen. Auf der Sonneninsel angekommen, scheint tatsächlich die Sonne und “es fühlt sich so an, als wäre man der Sonne hier tatsächlich näher als irgendwo anders”- das zumindest das Zitat unseres polnischen Mitreisenden Arek, der uns seit ein paar Tagen begleitet. Isla del Sol ist schön und nach einer kurzen Wanderung im nördlichen Teil der Insel erspäht man schon von Weiten eine eindrucksvoll erbaute Inka Ruine.

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Nach einem meiner Lieblingsgerichte in Bolivien (Grilled Trout – Gegrillter Fisch) ist es an der Zeit sich in den Bus zu setzen, den bolivianischen Grenzbeamten den Reisepass zu geben und das Land nach genau 21 Tagen Richtung Peru zu verlassen.

Das war Bolivien

Bolivien ist das zweitärmste Land Südamerikas, gemessen an den dreckigen, kaputten Straßen, den unfertigen Häusern und dem günstigen Lebensstil der Einheimischen (viele geben nicht mehr als 1 Euro pro Tag aus) merkt man das auch. Wer sich in Bolivien aufhält kommt an einem Besuch des Altiplanos nicht vorbei, denn dieser Ort ist wohl einer der magischsten unseres gesamten Planeten.

Bolivien ist unglaublich vielfältig, die Bolivianer sind unglaublich herzlich und hilfsbereit und rückblickend betrachtet hinterlässt dieses Land einen positiven Eindruck auf uns.


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