Schon lange liebäugelten wir mit dem Eisenerzer-Alpen-Höhenweg. Spätestens aber, seit wir vom Eisenerzer Reichenstein in Richtung Wildfeld aufbrachen war klar, dass wir diesen Weg unbedingt einmal gehen müssen. Eine wunderschöne, lange Wanderung am Grat entlang, keine Menschenseele die einem unterwegs begegnet, Kontakt mit wildlebenden Tieren... alles Gründe nach einer machbaren Lösung für diese Tour zu suchen.
Machbar deshalb, weil der gesamte Eisenerzer-Alpen-Höhenweg sich über sagenhafte 40 km von der Reichensteinhütte bis zur Mödlingerhütte erstreckt. Über 3.600 Höhenmeter sind im Aufstieg und über 4.000 Höhenmeter sind im Abstieg zu bewältigen. Dabei liegen nur zwei, drei Quellen am Weg. Es gibt Leute, die diesen Weg an nur einem Tag zurücklegen. Wir gehören da eher nicht dazu.
Da wir den Abschnitt Reichenstein-Niedertörl sowie den Abschnitt Niedertörl-Stadelstein bereits kannten, beschlossen wir etwas weiter östlich direkt auf den nächstgelegenen Wildfeld-Gipfel aufzusteigen. Wir legten die Tour als 3-Tages-Tour an, mit Rastplätzen am Wildfeld sowie am Leobner Törl, da sich dort jeweils eine Quelle befindet. Was wir bei dieser 3-Tages-Tour alles am Rücken mit uns herum schleppten werde ich euch später noch berichten.
Tag 1 - Auf den Wildfeld
Von der Eisenerzer Ramsau ausgehend, stiegen wir über die Lassitzen zum Wildfeld auf. Bei der Teichneggalm legten wir die erste Rast für Fotos und Snacks ein.
Nachdem wir unser Tagesziel (am Bild oben) ins Auge gefasst hatten, machten wir uns an den weiteren Aufstieg.
Im oberen Bereich wird der Wildfeld ziemlich steil und wir mühten uns ab, den Gipfel zu erreichen. Doch irgendwann war auch diese Müh zu Ende und wir kamen auf das Gipfelplateau mit wunderschönem Blick auf Speikkogel, Stadelstein und Schwarzenstein.
Dem Weg, den ihr hier seht, folgten wir später am Abend dann auch um unser Sonnenuntergangs Plätzchen zu erreichen. Vom Gipfel des Stadelstein aus beobachten wir das Untergehen der Sonne, wie jedes Mal am Berg hatten diese Augenblicke etwas magisches.
Tag 2 - Vom Wildfeld zum Leobner Törl
Nach einer halbwegs erhohlsamen Nacht bauten wir in der Früh das Zelt ab, frühstücken noch genüsslich und machten uns dann zum Marsch bereit. 1.300 Höhenmeter und knapp 16 km warteten auf uns.
Der erste Berg den wir an diesem Tag erklimmen durften, war der Kragelschinken. Hier machten wir kurz Rast für ein paar Fotos, danach ging es zügig weiter.
Oben sieht man Kaiserschild und Hochkogel, am unteren Bild unsen Lagerplatz vom Vortag.
Nachdem wir am Paarenkogel und am Saukogel vorbei sind und auch die Weitböden (der Name ist hier Programm!) hinter uns gelassen hatten, standen wir vor dem Zeiritzkampel. Vom Brunnecksattel zum Gipfel sind es zwar "nur" 400 Höhenmeter, doch wir hatten schon deutlich mehr Höhenmeter in den Beinen. Der Anstieg zum Gipfel war wirklich sehr steil, aber Schritt für Schritt materten wir uns hinauf. Während das Gepäck meinen Freund in die Knie zwang bekam ich, aus welchen Gründen auch immer, einen Energieschub.
Obwohl uns mittlerweile die Zeit knapp wurde, war erst mal eine ordentliche Rast nötig. Nach über einer Stunde Gipfelpause machten wir uns kurz nach 16 Uhr an die letzten 4 km und die angeblichen 300 Aufstiegs-Höhenmeter. Wir stiegen also vom Zeiritzkampel zum Zeiritztörl ab, von dort wieder auf das Hinkareck auf, wieder ein Stück runter, auf den Speikkogel, wieder runter, auf die Lahnerleitenspitz und wieder runter in die Nähe vom Leobner Törl.
Eine grasende Kuhherde machte unseren Plan im flachen Bereich zu übernachten zunichte, wir blieben also in der Nähe der "Heiligen Quelle", suchten uns das am wenigsten mit Grashügeln überwachsene Eck in der Wiese und schlugen unser Lager auf. Erschöpft fielen wir ins "Bett".
Tag 3 - Vom Leobner Törl zum Blaseneck
Am nächsten Tag war mir dann auch klar, warum es keine gute Idee ist, ein Zelt auf die Wiese zu stellen. Erstens waren überall Schnecken und Mini-Schnecken, die wir vom Zelt klauben konnten, zweitens hatte sie so viel Kondenswasser gebildet, dass ich mit dem Outdoor-Handtuch längere Zeit beschäftig war das Zelt abzuwischen. Naja... Man lernt.
Unseren ursprünglichen Plan am dritten Tag bis zur Möglinger Hütte zu wandern, verwarfen wir beim Frühstück. Zu viele Körperstellen taten uns mittlerweile weh, der Marsch des zweiten Tages hatte uns viel abverlangt und ich war vom Gedanken nochmals so einen Gewaltmarsch auf mich zu nehmen nicht angetan. Wir entschieden uns also nur noch bis zum Blaseneck zu gehen und von dort über einen unmarkierten Weg zum Sebringgraben abzusteigen, der direkt nach Johnsbach führt.
Hier befanden wir uns gerade am Aufstieg zum Leobner. Obwohl es Donnerstag war, waren wirklich viele Leute am Gipfel und nutzten das traumhafte Bergwetter aus.
Am Leobner rasteten wir kurz, konsultierten ein weiteres Mal die Karte, um den besten Weg für den Abstieg zu suchen und machten uns danach an den Abstieg zum Haberltörl. Auf einmal war auch klar, warum alle Leute von der anderen Seite auf den Leobner kamen. Der Weg zum Haberltörl war wirklich saumäßig steil, ein Knieschinder sozusagen. Von dort ging es dann gleich wieder bergauf zum Sonnleitenspitz. Nachdem wir eine kleine Mulde durchschritten hatten, kamen wir auch schon zu den letzten paar Höhenmetern, die uns noch vom Gipfel des Blaseneck trennten.
Am Blaseneck jausneten wir ordentlich, bemühten noch mals die Karte zwecks Abstieg und sonnten uns gemütlich einige Zeit. Hier war, im Gegensatz zum Leobner nämlich überhaupt nichts los und das Panorama war genauso beeindruckend.
Wenig später machten wir uns an dem Abstieg vom Blaseneck. Lange ging es bergab und kurz vor dem nächsten deutlichen Abstieg, zweigten wir nach rechts auf einen unmarkierten Weg zu einer Jagdhütte ab. Dieser Wegabschnitt war sogar recht gut erhalten. Von der Jagdhütte marschierten wir dann auf einer Art Traktorweg weiter bis zur Querung einer Forststraße. Ab hier war der Weg deutlich weniger erhalten, sehr verwachsen und verwildert. Trotz allem noch als Weg erkennbar. Mit Beginn des Sebringgrabens kamen wir auch wieder zu den markierten Wanderwegen und folgten den Markierungen in Richtung Johnsbach.
Auf dem Weg dorthin hatten wir noch eine Begegnung mit einer verwaisten Jungstier, der uns nicht vorbei lassen wollte und dadurch zwang durch das Bachbett und später durch die Brennesseln zu warten, um an ihm vorbei zu kommen.
In Johnsbach warteten dann meine Eltern auf uns, und nach drei Tagen am Berg freuten wir uns dann über ein kühles Bier und sonstige Annehmlichkeiten der Zivilisation wie etwas eine Dusche.
Da dies sicher nicht die letzte mehrtägige Tour war und wir hier erstmals Blut geleckt haben, werde ich euch in den kommenden Wochen noch unsere Packlisten präsentieren.
Auf Bergfex findet ihr übrigens eine Karte für den gesamten Eisenerzer-Alpen-Höhenweg.