Nathaniel Talbot hat für sich herausgefunden, dass er diese Art Musik nicht nur hören, sondern auch selbst machen will. Mit seiner Band The Physical Hearts versucht der 25-Jährige aus Portland seit zwei Jahren, die Welt davon zu überzeugen, dass Stücke wie "Mayflower" (Video oben) sehr wohl die Chance verdienten, auf CD zu erscheinen und ihre Erfinder wenigstens ein bisschen berühmt zu machen.
Auch der Rest vom Repertoire des Quartetts klingt ein bisschen wie die vor Urzeiten aufgelösten Gin Blossoms, The Jayhawks und The Blue Aeroplanes, Folkrock mit singender Gitarre, "Country Comfort" mit neuen Noten und selbstgemachten Lyrics. Talbot singt wie Tim Buckley, manchmal erinnert er an Conor Oberst von Bright Eyes. Tate Peterson verziert das Ganze mit "Voodoo Soundscapes", wie die Band selbst das Geflirre aus der Klampfe des stets schmunzelnden zweiten Gitarristen nennt.
Talbot, der nebenher noch ein Nebenprojekt namens Nathaniel Talbot-Trio betreibt, das ganz akustisch vor sich hin klampft, bewegt sich auf der Bühne wie der sagenhafte Andy Cox von den Fine Young Cannibals und er klingt zuweilen wie Dodge McKay von den legendären Ghost of an American Airman, beeinflusst aber will er sein von Radiohead, Wilco und Leo Kottke, dem fingerflinken Wundergitarristen. Seit er 13 war, schreibt er Lieder, seit er einige Zeit in einem winzigen Häuschen in der Opal Creek Wilderness im heimischen Oregon zugebracht hat, gibt es "Music Box", ein Album, das von den "giant conifers and clear waters" inspiriert ist, die dort schon etwas länger leben.
Das Album, so altertümlich ist das bei jungen Leuten, die so alte Musik machen, gibt es bei CD Baby als Silberling in einer vom Künstler selbst handgefalteten Pappbox. Und das für 9,99 Dollar, also knapp mehr als sieben Euro, der Gegenwert von zwei Abendessen mit Migrationshintergrund. Der bisher einzigen Physical Hearts-CD, einer EP mit dem Namen 'Fend off the Tide'wird der Freud dieser Art anämischen Rocks dann sich auch nicht mehr lange widerstehen können.