Ich habe endlich Internet gefunden.
Und natürlich schon so viel zu erzählen. Nachdem ich gestern pünktlich um 10:20 Uhr das kalte Deuts
chland verlassen hatte, traf mich hier in Griechenland bei der Landung erst mal der Schlag. Der Hitzschlag! Hier ist es gerade so heiß, wie während der WM bei uns in Deutschland. Nur eben noch dreimal so doll. Und auch schlimmer, als damals im Pretty Vacant in Düsseldorf, wo Leo und ich geguckt haben, wer mehr schwitzt. Sehr aufregende Geschichte. Jedenfalls bin ich zunächst in die Arme meiner lieben ERASMUS-„Mama“ gestolpert.Ich hab echt als allererstes mein Gepäck gehabt und war dann auf der Suche nach Jakob, aber plötzlich stand Eva vor mir und hat sich der Sache direkt angenommen. Nachdem wir auch Jakob gefunden hatten (ein Mann von 1,99mist schwer zu übersehen), ging es mit dem Bus in die Stadt. Das Busfahren in Griechenland ist sehr günstig. Man zahlt hier für ein Ticket (mit dem man auch gut 1 ½ Stunden fahren darf) 0,60 €. Da können die deutschen Verkehrsmittel nicht mithalten. Die Fahrt hat bestimmt eine halbe Stunde gedauert und es ging quer durch die Stadt. Ich habe ja viel erwartet. Vor allem eine dreckige und vielleicht auch nicht so schöne Stadt. Sagen wir das Essen von Griechenland. Aber, Überraschung, Thessaloniki ist wirklich sehr, sehr schön. Leider ist die Stadt Anfang des 20. Jahrhunderts einem großen Brand zum Opfer gefallen und wurde zu großen Teilen zerstört. Aber, so erzählte Eva uns, die Hauptstraße rund um die Aristoteles Plaza wurde dann von einem deutschen Architekten wieder rekonstruiert. Wäre dieses Stadtbild erhalten geblieben, könnte Thessaloniki locker mit Paris mithalten. Leider habe ich von dem Stadtteil noch keine Fotos. Aber ich komm da bestimmt bald wieder hin. Dafür ist die Stadt hier geprägt von vielen unterschiedlichen Baustilen. Man findet alte Kirchen und Häuser aus allen Jahrhunderten in Mitten von großen, modernen Bauten und den typischen südländischen Balkon-Hochhäusern.Besonders dreckig ist es hier auf den Straßen auch nicht. Nur sehr laut und viel Verkehr. Dreck findet man dann eher im Meer. Eva sagte uns, wir könnten hier nicht schwimmen. „It’s TOXIC!!!!!!!“. Sie ist wirklich eine gute Mama. Deswegen wurde ich auch zuerst zum Hotel gebracht. Nur leider haben wir den Weg nicht direkt gefunden und ich bin halb umgekommen mit meinem Gepäck und dem Weg bergauf durch die verwinkelten Straßen der Stadt. Irgendwie war ich aber auch die einzige, die gelitten hat. Es war ein wenig peinlich, aber nun gut. Man muss sich ja erst mal ans Wetter gewöhnen. Leo und Julia werden mich jetzt verstehen. Und mein Papa wird denken: Ja, das hat sie von mir. Schön. Ich hatte jedenfalls keine Zeit mehr zu Bewusstsein zu kommen, denn nachdem ich mein Gepäck ins Zimmer geworfen hatte, sind wir weiter zu Eva (sie wohnt gerade im Appartement einer Freundin), um dort ein wenig zu entspannen und etwas zu essen. Wir haben uns auch prompt Kebab und Salat bringen lassen. Den Service werde ich wohl öfter in Anspruch nehmen. Dann habe ich den Trupp verlassen, denn ich merkte, dass es so langsam mit mir zu Ende ging. Bus gesucht, Bus gefunden. Hotel gesucht, Hotel gefunden. Und geschlafen geschlafen geschlafen.
Am nächsten Morgen habe ich mich gefühlt wie ein neuer Mensch. Nach einer Morgendusche (ohne Duschwand, wozu denn auch?), habe ich mich von meinem Hotel verabschiedet (es war sehr schön übrigends). Eva und Jakob haben mich abgeholt und wir sind dann mit dem Taxi ganz bequem zu unserem Wohnheim gefahren. Wir waren echt eine Weile unterwegs und der ganze Spaß hat gerade mal etwas über 5 Euro gekostet. Taxis sind hier nämlich auch sehr günstig.Da war es: Mein Heim für die nächsten zwei Monate. Das Wohnheim in der Vassilis Olgas Straße ist das größte hier in Thessaloniki. Es hat sieben Etagen und etwas über 100 Studenten aus aller Welt wohnen hier. Und jetzt eben auch ich. Das einchecken war problemlos, ich hab tatsächlich mein Einzelzimmer bekommen, nur leider keinen Balkon. Egal, ich war doch irgendwie positiv überrascht, weil ich mir alles viel, viel schlimmer vorgestellt habe. Genug Schränke, ein Bett und sogar Fenster. Was will man mehr? Die Bäder hier sind gewöhnungsbedürftig. Aber die Hitze treibt einen unter die ekelige Dusche. Eva ist wieder vorbei gekommen und als sie gesehen hat, wie furchtbar mein Klo aussah (man teilt sich Klo und Dusche immer mit den Zimmernachbarn, aber die waren auch gerade neu angekommen und auch nicht schuld) hat sie erst mal die Sekretärin auf Griechisch frisch gemacht. Und die hat dann wiederum die Putzfrau frisch gemacht, damit die mein Klo frisch macht. Nur mal so am Rande.
Mein Zimmer:
Dann wurde wieder zum Aufbruch geblasen. Wieso auch ni
cht. 12 Uhr. Ist ja nicht so heiß. Wieder fand‘s keiner schlimm, ich bin fast gestorben. Unser erster Weg führte uns zur Bank. Denn wir wollten ein griechisches Konto eröffnen. Die griechische Nationalbank hielt ungeahnte Hürden für uns bereit. Wer hier eine Bank betreten will, muss zunächst durch eine lustige Sicherheitstür. Das sind im Grunde zwei Türen, die man per Knopfdruck und alleine passieren muss. Dann spricht eine lustige griechische Stimme zu einem. Das ist übrigens öfter der Fall. Auch in Fahrstühlen. Gut, dass ich so viel Griechisch kann. Deswegen habe ich natürlich auch nicht verstanden, dass ich da in so eine dämliche Kamera gucken musste und hab den Eingang erst mal zehn Minuten blockiert. Wider Erwarten hat man mich dann doch eingelassen und Eva hat uns ein griechisches Konto klar gemacht. Das war sehr lustig, denn man braucht für alles hier die Namen seiner Eltern. Ich heiße also nicht mehr nur Sandra Davina, sondern auch Volker. Wieso eigentlich nicht? Hab dann ein paar Unterschriften getätigt und hoffe inständig, dass ich mir damit keinen Kühlschrank gekauft habe oder den kompletten Besitz meiner Eltern, aber wir werden sehen. Es bleibt spannend.Später ist Simon aus Deutschland zu unserer Gruppe dazu gestoßen. Eva hat sich extra deutschsprachige Erasmus-Studenten ausgesucht, weil sie seit neuestem in Graz lebt und auch Deutsch lernt. Nachdem wir alle ein Konto hatten,
ging es zum Phone-Shop, eine griechische Handykarte holen. Leider akzeptiert mein Handy die neue SIM nicht. Das heißt nächste Mission: Neues Handy kaufen. Und einen Ventilator. Hier, in meinem Wohnheimzimmer sind es gefühlte 40°C. Es ist furchtbar. Man sitzt einfach nur da und schwitzt vor sich hin.Wir waren heute Nachmittag an der Uferpromenade essen. Richtig griechisch: Einfach alles auf den Tisch und jeder isst von allem. Es war super lecker und der Blick aufs Meer ein Traum (selbst wenn es TOXIC ist). Dann noch zum weißen Turm gebummelt und ab zurück zu unseren dorms.Vorher sind Jakob und ich im Supermarkt gewesen und haben uns ganz viel zu trinken gekauft. Und griechischen Joghurt und so. Ich habe ein Foto von den Öl-„Fässern“ gemacht, die man hier kaufen kann. Die Griechen sind lustige Leute. Haha. Bereits im Flugzeug saßen sehr viele Deutsch-Griechen. Es war ein Fest, weil sie einfach so wunderbar laut, direkt, aber auch freundlich sind. Ein alter Grieche hat die ganze Zeit Schabernack mit der Stewardess getrieben. Und es waren so viele schreiende Kinder an Bord, die es zu bespaßen galt. Schon da wusste ich: Es wird eine gute Zeit!Es gibt noch so viel mehr zu erzählen, aber dafür fehlt mir die Zeit und der Platz wohl auch. Sonst liest es keiner mehr. Ich habe noch ein paar Fotos hier mit reingestellt, die glaube ich, für sich sprechen. Jeder, der mich besuchen kommt: Freut euch, es ist schön hier. Und alle, die nicht hier sind: Es gibt genug Gründe neidisch zu sein. Harrrr.Einen schönen Abend, ihr Lieben. Ich gehe duschen und dann runter ans Meer (ist ja nur eine Straße weiter. Haha!).
Ah, noch ein paar Worte zur Uni. Wir waren heute auf dem Campus und was soll ich sagen: Ich studiere in der alten Philosophie, die wie man sieht, sehr schön ist.
Jakob studiert Chemie. Das sieht dann so aus. Hihi.