Wehmut überall, denn "Unstoppable" war Tony Scotts letzter Film. Aber selbst in dieser abschließenden Arbeit versteckt sich eine formalästhetische Liebeserklärung an die Energie, an ein pulsierendes Schnittgewitter, das den Fluss der Bewegung zerteilt. Elektrisierend ist es ist, fiebrig, stilsicher und voller Informationen. Mit dem führerlosen Güterzeug, der per grölender, brüllender Tonspur zusätzlich als nahezu selbstständig destruktiv denkender, organischer Antagonist zum Ungeheuer stilisiert wird, den es unter Kräften aufzuhalten gilt, die weit über menschliche Vorstellungen hinausreichen (vgl. Spielbergs "Duell"), erzählt Scott eine in ihrer Prämisse jederzeit ersichtliche Geschichte eines durchgehend linearen B-Movies gegen die Zeit. Denzel Washington (Glatze) und Chris Pine (zuweilen farblos) spielen, stellvertretend für die in schlechten Zeiten aufgewachsene Arbeiterklasse, diejenigen, bei denen das Gewissen über monetären Industrie- und Prestigeverlust steht. Spannung kann man "Unstoppable" wahrlich nicht absprechen; so wie Scott die pure, entfesselte Geschwindigkeit beschleunigt, so ist die Physis eines Films mehr und mehr offensichtlich, der mit dem Raum und dessen Montage experimentiert. Seine zwischenmenschliche Bedeutung erlangt der Film indes in der Interaktion zwischen altem Berufshasen und jungem Ausbildungsfrischling. Gerade dort, wo Scott innehält, wo die Bilder sich ausschweigen, ist "Unstoppable" am faszinierendsten, weil die Raserei auch inhaltlich grundiert wird. Selten geschieht das. Der Rest ist durchdeklinierte Hollywood-Abgeklärtheit.
5 | 10