Huhu ihr Lieben,
in Vorbereitung auf unsere Hochzeit gibt es immer wieder diese eine Situation. Ich: “Wir geben 800 Euro für unsere Hochzeitstorte aus.” Entsetzte Gesichter, hochgezogene Augenbrauen und die Frage: “So viel? Warum das denn? Das kriegt man doch auch billiger!” Und spätestens hier gehen bei der Hälfte von euch die Alarmglocken an. Und bei der anderen Hälfte sollten die Alarmglocken angehen.
Wo fange ich an? Eine (in unserem Fall dreistöckige) Hochzeitstorte ist kein Brötchen und kein Blechkuchen, keine Sahnetorte aus einer Tütenmischung und nichts, was mal eben nebenher in der Backstube entsteht. Eine Hochzeitstorte ist ein Projekt. Ein handgemachtes Projekt. Eines, das Planung erfordert, ein Vorgespräch und einen erfahrenen Dienstleister. Dieses Projekt entsteht in den Köpfen des Brautpaares und der Tortenmacher oder die Tortenmacherin müssen dieses Bild aus dem Kopf auf den Tisch bringen. Dies erfordert Recherche und wer schon mal recherchiert hat, der weiß, dass dies in erster Linie Zeit kostet. Und warum sollte des Tortenmachers Zeit weniger wert sein als deine oder meine. Ist die Recherche abgeschlossen, geht es ans Eingemachte. Hoch dekorierte Torten sind wunderschön und grade auch ziemlich in. Hoch dekoriert bedeutet, dass da schon mal 30 handgemachte Zucker-Rosen, die passenden Blätter und andere Deko drauf sind. Ich persönlich brauche für eine Zuckerrose ca. 1 Stunde. Wer mag das hoch rechnen? Vom Material sprechen wir mal noch nicht.
Und dann sind da ja noch die Etagen, die je nach Ausführung 4 Schichten Kuchen, 3 Schichten Creme und hier und da noch Obst beinhalten. Das Ganze mal drei, in unserem Fall jedenfalls. Dann wahlweise die Buttercreme oder Fondant. Manche machen noch eine Schicht Marzipan unter den Fondant. Bei einer voll eingedeckten Torte sprechen wir auch schon mal von 12 Kilo Material und Inhalt. Und nein, Tortenmacher in Deutschland verkaufen nicht nach Kilo. Wer denkt sich sowas aus?
Spätestens bei der zweiten Etage denke ich immer: Wer hat sich eigentlich ausgedacht, dass Hochzeiten im Hochsommer statt finden? Denn bis zu dem Zeitpunkt habe ich mich mit warmen Händen, zerlaufendem Fondant und gerissenen Fondantdecken rumgeschlagen. Und wer von euch hat bitte ein klimatisiertes Heim, so dass die Torten auch auf dem Küchentisch immer schön kalt bleiben? Heißt also immer zwischendurch in den Kühlschrank und das Timing richtig austüfteln, damit die Torte nicht zu kalt ist, weil sonst der Fondant schwitzt, noch zu warm, da sonst die Creme schlecht wird.
Die Deko muss natürlich auch noch angebracht werden. Manche Dekoteile kann man nicht vorbereiten, sondern muss man direkt aufbringen, also geht noch einmal einige Zeit drauf. Insgesamt nimmt ein solches Kunstwerk, und ja, ich bezeichne Hochzeitstorten als solche, einige Stunden in Anspruch. Stunden, die nervenaufreibend und gleichzeitig schön sind, wenn es das ist, was man liebt. Stunden, die bezahlt werden müssen. Stunden, die keiner verschenkt.
Oder hat euch euer Hochzeitsfotograf die Bearbeitung der Bilder geschenkt? Oder euer Autoverleih die Reifen? Oder euer Florist die Blumendeko? Oder euer DJ die ersten beiden Stunden? Oder eure Location die Getränke? Oder euer Graphikdesigner die Einladungskarten? Oder das Standesamt die Gebühren?
Klar, kann man vieles selber machen oder einen Freund fragen, um Geld zu sparen, aber mal ehrlich: wenig Stress + gute Qualität = Profi. So sieht es nun mal aus.
Ich bin so froh, dass wir Heike hier in der Gegend haben, denn so konnte mir Herr M. ein Torten-selber-mach-Verbot erteilen. Ich weiß, ich weiß, jeder sagt da “Oh mein Gott, was hast du denn für einen Mann, das ist ja voll fies, was soll das denn? Und wieso lässt du dir so was verbieten?” Ganz ehrlich? Das kann nur jemand fragen, der noch nie eine 3-stöckige Torte on time gemacht hat (oder jemand, dem Schlaf nicht besonders wichtig ist
Bevor ich gleich noch Heike zu Wort kommen lasse – denn sie spricht einfach auch mal Tacheles – möchte ich an dieser Stelle noch einmal ganz klar betonen, dass eine schöne Hochzeit nichts mit Geld zu tun hat. Wer viel Geld ausgeben kann, der macht das. Wer wenig Geld ausgeben kann, der macht das. Kleine Geldbeutel können Großes hervorbringen, man muss nur die Ressourcen richtig verteilen. Und darum geht es mir hier in diesem Artikel:
1. Setzt eure Prioritäten. Bei mir war es: Torte vor Kleid. Mein Kleid wurde online bestellt, hat 300€ gekostet und hängt seit Februar im Schrank. Der einzige Stress, den ich damit hatte, war dass ich weder großartig ab- noch zunehmen durfte. Hat äh, geht so geklappt. Aber was ich eigentlich damit sagen will, ist: Noch kein Mensch hat zu mir gesagt “ich bin so auf dein Kleid gespannt!” (sagt man doch normalerweise zu Bräuten?), aber der Spruch “Ich bin total gespannt drauf, was für eine Torte du ausgesucht hast” kam schon ziemlich oft. Ich als Tortenfreak bin natürlich ein Extrem. Aber keiner muss sich dafür rechtfertigen müssen, dass er dem einen Teil der Hochzeit mehr Aufmerksamkeit und Budget zukommen lässt als dem anderen. Es sei denn, man hat so viel Geld, dass sowohl Kleid als auch Torte mehrere tausend Euro kosten können
2. Lernt die Arbeit von Tortenmachern zu schätzen! Und das heißt nicht nur, dass ihr euch der Wertigkeit und damit des Preises einer Torte bewusst sein sollt, sondern auch, dass eine dreistöckige Hochzeitstorte keine 120€ kosten kann. Da stimmt dann was nicht. Anbieter, die solche Torten verkaufen, machen zum einen den Markt kaputt und zum anderen sich selbst. Von 120€ müssen Zutaten und Material, Strom und Wasser, Zeit des Konditors und Miete der Küche und eines evtl. Ladens bezahlt werden. Also entweder arbeitet der Anbieter umsonst oder das Material kostet ihn nichts oder er befeuert den Ofen mit Holz aus dem eigenen Garten. Versteht ihr, was ich meine? Handwerk kostet. Und das sollte klar sein.
Ich finde es sehr interessant, dieses Thema aus Heikes Sicht zu sehen. Vor allem, dass es Leute gibt, die sich einen Termin reservieren und dann nicht mal absagen, weil das Ganze zu teuer wird.
Liebe zukünftige Brautleute und Tortenbesteller. Lest euch Heikes Statement mal in Ruhe durch. Vielleicht öffnet es dem einen oder anderen die Augen. Vielen Dank, liebe Heike, dass ich deine bereits auf Fb veröffentlichten Worte hier wiederholen darf!
Let´s talk about money……oder über Geld spricht man nicht……??? Doch ich finde es ist einfach mal an der Zeit dieses heiße Eisen anzufassen.
Vorab, ich bin absolut der Meinung, dass die Höhe des Hochzeitsbudget überhaupt KEIN Gradmesser für die Freude, den Spaß und das Gelingen einer Hochzeitsfeier sein muss!!!!
Brautpaare haben es heute echt nicht leicht. Eine wahre Informationsflut im Internet, Fachzeitschriften und sogar TV-Sendungen. Hochzeiten werden heute viel detailreicher, aufwendiger aber auch teurer gefeiert als noch vor einigen Jahren. Es wird viel berichtet und gezeigt, grandiose Hochzeiten aus Übersee, die gespickt sind mit (teuren) Superlativen, Bedürfnisse und Wünsche werden geweckt. Jedoch ist es für die Brautpaare oft schwer zu unterscheiden was möchten wir und was passt zu unserem Budget?? Eine Selbsteinschätzung ist da sicher auch schwierig, denn bekanntlich heiratet man ja (eigentlich ) nur einmal im Leben…
Designerkleid, Profifotograf, individuelle Hochzeitstorte, Brautstyling, aufwendige Floristik, feines Menü, Feuerwerk……die Liste nimmt kein Ende, nach oben hin, ist alles möglich. Da kommt schon schnell eine hohe 5 stellige Summe “für den schönsten Tag im Leben” zusammen.
Ganz oft kommen Anfragen zu mir, versehen mit Tortenbildern der teuersten und aufwendigsten amerikanischen Tortendesignern, die es gibt. Oft werden diese Torten in den Medien als Beispiele für tolle Hochzeitstorten gezeigt (die sie auch OHNE Zweifel sind). Leider schreibt nie jemand dazu, dass eine Torte in der Art schnell mal ein paar 1000 Dollar kostet…, gleiches gilt für aufwendige Sweet Candy Table Konzepte, grandios verzierte Kekse und vieles mehr. Diese Dinge sind teuer und zwar richtig teuer. Weil sie so extrem aufwendig sind, die Zutaten hochwertig und kostenintensiv , weil alles was individuell ist, sich jemand erst mal ausdenken muss, ja auch dieses ausdenken kostet leider Zeit bzw. dann Geld…
Ich wünsche mir für unsere Hochzeitsbranche ein bisschen mehr Mut zur Preistransparenz, ich meine damit, wir müssen zu unseren Preisen stehen….wir können nicht hochwertige Arbeit ganz preiswert anbieten, sondern unsere ARBEIT ist ihren PREIS WERT.
Wir können auch Hochzeiten ausstatten, die nicht den Vergleich scheuen müssen mit top gestylten Hochzeiten aus Übersee, aber wenn wir das machen, dann geht das auch bei uns nur mit einem komfortablem Budget.
Dieses Thema, was kostet z.B. eine exklusive Hochzeitstorte, ein maßgeschneidertes Brautkleid, eigens entworfene feinste Papeterie.. gerade was die Hochzeitsdienstleister im gehobenen Segement betrifft, da fehlen den Kunden oft jede Vorstellungen in welchem Bereich sich so etwas bewegt..
Das Resultat sind unzählige aufwendig erstellter Angebote, die uns Dienstleister viel Arbeitszeit kosten, und Kunden die völlig überrascht sind, was ihr Hochzeitstraum da plötzlich kosten soll, und die mit einem Preis konfrontiert werden, der das geplante Hochzeitsbudget sprengt. Vor Schreck vegisst der eine oder andere dann gleich mal überhaupt noch abzusagen….
Also mache ich heute mal den Anfang ganz offiziell, ein Brautpaar das eine 3-stöckige Hochzeitstorte für 100 Gäste von mir wünscht, muss mit einem Preis ab 550,00 € kalkulieren. Das ist der Grundpreis einer sehr schlicht dekorierten Torte, wird es aufwendiger sollte man mit circa 6,50 €/pro Person rechnen . Torten mit extrem üppiger Zuckerblütendekoration, Figuren, Ornamenten und vielen Details können durchaus auch mal im Bereich von 7,50 € plus X liegen… Damit sind meine Hochzeitstorten sicher nicht für jedes Budget erschwinglich, auch liegen die Prioritäten nicht bei jedem gleich, und das eine Paar träumt schon immer von einer Traumtorte ein anders legt mehr Wert auf andere Details..
Doch so sind die Preise, denn so romantisch die Hochzeitsbranche auch scheint, so ist sie doch kein Hobby und Platz für reine Selbstverwirklichung, sondern für uns Dienstleister unsere Art unseren Lebensunterhalt zu verdienen……