Unser Verantwortlicher vor Ort

Die Deutschen müssen mehr Verantwortung in der Welt übernehmen. Als Volk. Und jeder dort, wo er gerade steht. Oder wo er zu Gast ist. Das gehört dazu. Leitkultur im Inneren und Anleitung außerhalb des Landes.

Unser Verantwortlicher vor Ort

Quelle: Thüringer Blog-
zentrale

Unser Verantwortlicher vor Ort ist jetzt mal Joachim Gauck. Er übernahm mal wieder rhetorische Verantwortung, wagte sich in die Höhle des Löwen und erklärte den Türken, wie sie ihre Türkei zu bestellen haben. Er habe der türkische Regierung »die Leviten gelesen«, »mit Erdoğan abgerechnet«, die dortige Politik »verurteilt«. Die Beschreibung seines Auftritts pendelt zwischen strengen Floskeln aus dem Pädagogischen und brachialen Lehnwörtern aus dem Militärischen. Genau aus diesen Metiers zusammengebastelt stellen sich die Verantwortlichen der These von der »Verantwortung der Deutschen in der Welt« auch ihr »neues Deutschland in der Welt« vor. Der Oberlehrer soll als Feldwebel dienen können.

Klar läuft in der Türkei vieles nicht rund. Aber warum glaubt dieses neue Deutschland, es müsste immer wieder erklären, wie man es richtig macht? Welcher Teufel reitet es? Welche Befähigung war es denn genau, die dieses Sendungsbewusstsein auslöste? So eine Psychose tritt doch nicht einfach so auf. Und warum vertraut man eigentlich den türkischen Verfassungsorganen nicht zu, dass sie sich gegen einen demokratisch gewählten Autokraten alleine durchsetzen können? Das türkische Verfassungsgericht hat doch Erdoğans Twitter-Sperre kassiert. Das Bundesverfassungsgericht hat zur Kontrolle des Internets durch diverse Geheimdienste noch nicht gesprochen.
Ja wundert sich Gauck eigentlich nicht, dass die Partei Erdoğans bei den kürzlich abgehaltenen Kommunalwahlen als Sieger hervorging? Glaubt er echt, er spricht in einem Land, in dem Menschen kurz davor stehen, von einer Diktatur unterdrückt zu werden? Und warum ist er dann eigentlich nicht wegen Aufwiegelei festgenommen worden? Wieso haben ihn die Schergen nicht von seinem Pult gezogen und aus dem Land bugsiert?
Nein, die Türkei unter Erdoğan ist kein Land in demokratischer Blüte. Aber so kaputt scheint die Demokratie dort dann doch nicht, als dass sie mit einem Typen wie ihm nicht wenigstens langfristig fertig würde. Und im Gegenzug ist unsere Demokratie ja auch nicht so intakt, wie das die, die die »Verantwortung der Deutschen in der Welt« predigen, immer mal so durchschimmern lassen.
Ich erinnere mich, dass Erdoğan vor Jahren mal Staatsgast in Deutschland war. Damals sagte er, dass er sich türkische Schulen in Deutschland wünsche. Der Aufschrei war ohrenbetäubend. Wie kann es dieser Gast wagen, hier auf deutschem Boden solche Angriffe auf die Leitkultur zu fahren? Dreist sei das! Frech! Er leiste dem Islamismus Vorschub! Was immer dieser letzte Satz bedeuten mochte. Wenn aber Gauck den Türken in der Türkei erklärt, wie sie ihre Türkei zu halten haben, dann nennt man das Courage, dann ist das lobenswert und zollt man ihm Respekt.
Das sei schließlich verantwortungsbewusst - das Verantwortungsbewusstsein, dass die Deutschen in der Welt jetzt bräuchten. Aber im Inland übernimmt von diesen Verantwortlichen keiner die Verantwortung und sagt mal ganz offen, dass die Demokratie auch hier in Gefahr ist, von Lobbyvertretern gelähmt und von Partikularinteressen aufgefressen wird. Da ist natürlich alles ordnungsgemäß. Und das zu verschweigen, dass nennen die, die die »Verantwortung der Deutschen in der Welt« loben, dann natürlich auch verantwortungsvoll. Denn nach Innen sind Typen gefordert, die die Verantwortung nicht übernehmen oder gar tragen wollen. Sie sollen sie in die Welt outsourcen und nicht das Innenleben unnötig stören.
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