Unser Star für Baku - kein Lob für Roman Lob

Von Peter Broell


Die Vorentscheidung für Baku: Langweilige Show, schwache Kandidaten, schwache Songs und noch schwächere Juroren.  Ladies & Gentlemen,hoffentlich haben Sie die Grand-prix-Castingshow im Ersten „Unser Star für Baku“ nicht gesehen! Denn Glück hatte derjenige, der die TV-Sendung nicht sah. - Ich hatte leider Pech.Roman Lob, 21, konnte sich im Finale des Casting-Marathons gegenüber seiner Konkurrentin Ornella de Santis mit knappem Vorsprung durchsetzen und wird nun Deutschland als Sänger beim Eurovison Song Contest 2012 in Baku, Aserbaidschan, mit dem Song „Standing Still“. vertreten. Die Jury schien gestern von allen guten Geistern verlassen. Stefan Raab, Mitglied der Jury, schaffte es, mit vielen Worten nichts zu sagen. Kritik an den Kandidaten vermied Raab wie der Teufel das Weihwasser. Bei seinen breit mäandernden Ausführungen musste der Zuschauer den Eindruck gewinnen, dass Raab einfach nicht wußte was er zu den Darbietungen sagen soll. Einem guten Juror darf das nicht passieren! (Ich halte sonst sehr viel von den Fähigkeiten Stefan Raabs, weil er es in der Vergangenheit meisterhaft verstand, aus nichts etwas zu machen) Seine Kollegin, die bedauernswert dünne, zappelige, rot verpackte Alina Süggeler mit Stoppelglatze, erweckte den Eindruck, dass sie jedem beliebigen Sänger oder Nichtsänger mit nervöser Gebärdensprache Begeisterung zollt. Übertroffen wurde sie aber noch von Chefjuror Thomas D im güldenen Hochzeitsanzug. Sein Lob für schwache Darbietungen war buchstäblich grenzenlos. Mit seiner krampfhaften Begeisterung machte er sich lächerlich, denn jeder Song-Beitrag war nach seiner Ansicht mindestens Weltspitze. Von Musik scheint der freundliche Mann zwar wenig Ahnung zu haben, aber immerhin kann man die Wahl seiner edlen Worte und die Art und Weise seiner Sprache gut finden.Die im Finale unterlegene Ornella de Santis hat zweifelsohne eine gute Stimme. Sie machte jedoch den Fehler, dass sie die ehemalige Grand Prix-Siegerin Lena Meyer-Landrut sklavisch zu kopieren bemüht war. Gleiche Frisur, gleiche Kleidung, gleiches Bühnengehampel. - So bitte nicht!  Der Sieger Roman Lob zeichnete sich weniger durch Gesang, sondern vielmehr durch wildes Geschrei aus. Er hat eine mittelmäßige Stimme. Seine Stärken sind sein Charme, seine schönen großen Augen, seine ausdrucksstarken Gesten und seine jugendliche Unbekümmertheit. Er verkörpert ideal die neue deutsche Bescheidenheit. Konsequente Sparsamkeit inmitten der Eurokrise. Seht her, liebe Europäer, wir Deutschen gehen beim Sparen mit gutem Beispiel voran!! Kam er doch tatsächlich als biederer Holzfäller auf die Bühne. Fehlte nur noch Vierkantholz, Axt und Säge. - Unsäglich!
Nein, Lob kann man Lob nach seinem schwachen Auftritt nicht erteilen. In Baku dürfte er vor 120 Millionen Zuschauern wenig Chancen haben, meint... Peter Broell