Keine pädagogische Theorie heute, sondern eine kleine Geschichte aus dem Leben, die zeigt, wie schön es ist, wenn alle einander mit Respekt begegnen, die sogenannten Respektspersonen genauso wie die “anderen”.
Der perfekte Sohn hat eine Bewegungsstörung am linken Auge (für allfällige Fachleute und andere Interessierte: Das Duane-Syndrom). Heute hatten wir deswegen einen Termin beim Professor der Augenklinik am hiesigen Kantonsspital. Der Herr Professor ist ein sehr renommierter Arzt und Forscher, der unter anderem mit der NASA zusammenarbeitet.
Ein Titel allein kann mich nicht besonders beeindrucken, Fachkompetenz und Begabung hingegen sehr, und so begegnete ich dem Herrn Professor und seiner Meinung mit grossem Respekt.
Der perfekte Sohn hingegen sah keinen Grund, die Meinung eines Herrn Professors einfach so hinzunehmen.
“Schau mich an”, sagte dieser, “siehst du mich ein- oder zweimal?”
“Einmal”, antwortete der perfekte Sohn.
“Nun drehst du den Kopf zu deinem Mami und schaust mich an. Siehst du mich ein- oder zweimal?”
“Zweimal!”
“Aha! Siehst du, ich kann zaubern!”
“Nein”, sagte der perfekte Sohn da zum Herrn Professor, “ICH kann zaubern!”
Und der Herr Professor? Der gab ihm schmunzelnd recht, warf seinen ebenfalls schmunzelnden Mitarbeiterinnen einen amüsierten Blick zu und stieg in meinem Respekt noch einmal eine Stufe an.
(Seine abschliessende Fachmeinung, der perfekte Sohn könne gut und ohne weitere Behandlung mit seinem Duane-Syndrom leben, wurde von uns beiden gern und freudig und respektvoll akzeptiert!)