UNKNOWN USER
Und wieder eine kleine Moralpredigt für den wohl überlegten Umgang mit den Sorgen bereitenden sozialen Medien. Als habe nicht schon Jason Reitman in #ZEITGEIST ebenso versucht eine Generation von Digital Natives davon zu überzeugen, dass das was sie dort tun schlecht und böse ist. Das wirkt dann schon etwas plakativ. Aber warum nicht einfach einen Horrorfilm draus machen, am besten noch gleich ab 12 Jahren freigegeben, damit die Social Media anfälligste Gruppe den Film auch sehen kann.
Für den geneigten Horrorfilmfan wird UNKNOWN USER nicht allzu viel hergeben. Die Prämisse ist sicherlich interessant, der Horror an sich, das Gruseln und Erschrecken ist der Altersfreigabe zum Opfer gefallen.
In UNKNOWN USER führen sechs Teenies einen Skype Gruppenchat, eine siebte Person gesellt sich hinzu. Erst versucht man diese loszuwerden, schon bald glaubt man an eine verstorbene Mitschülerin, die aus dem Reich der Toten versucht Vergeltung zu üben. Der Film erzählt die eigentlich recht herkömmliche Horror-Story in einer Online Optik, in der wir als Zuschauer niemals einen Blick vom Laptop der Hauptprotagonistin Blaire machen dürfen. Wir sehen ihr Skype Fenster, wie sehen wie sie mit ihrem Boyfriend nebenher chattet und wie sie in ihrer iTunes Musikbibliothek nach stimmigen Songs sucht, die dann für uns als filmische Untermalung dienen.
Clever gemacht, keine Frage. Es wird neuer Schwung in das Genre gebracht. Allerdings nur durch die Optik, nicht durch die Story. Diese ist für Horror-Einsteiger gemacht, die sich noch nicht allzu sehr das gruseln und erschrecken trauen. Gerade deswegen könnten Kenner und abgestumpfte Fans des Genres eher enttäuscht darüber sein, dass hier nicht ansatzweise an den Nerven gekitzelt wird.
Davon allerdings abgesehen, schafft es UNKNOWN USER über seine knapp über 80 Minuten dem Stil treu zu bleiben ohne und damit auf genannte Nerven zu gehen. Irgendwie kommt immer wieder ein gewisser Schwung hinein, während die Kiddies dort an ihren Rechnern sitzen und den Abend verbaseln. Vielleicht wirkt das so gewohnt, weil wir selbst schon viel zu viel Zeit mit der Social Media-Welt verbringen.
Es gibt aber auch eine gefühlte halbe Stunde – vielleicht gar eine wirkliche halbe Stunde – in der sich UNKNOWN USER wie ein zäher Kaugummi in die Länge zieht. Wenn die Teenies, schon nicht mehr Vollzählig, mit dem UNKNOWN USER viele, viele Runden „Ich habe noch nie…“ spielen müssen. Der Verlierer stirbt natürlich. Dieses Spielchen, bei dem fünf Finger in die Höhe gehalten werden und verschiedenste Fragen beginnend mit „Ich habe noch nie…“ gestellt werden, dafür sorgen sollen, das Finger nach Finger nach unten wandert, könnte so eine Art Showdown des Films sein, allerdings leider viel zu lang geraten.
UNKNOWN USER ist interessanter als der Film es verdient hat. Die Umsetzung ist originell, macht aber auch Angst, dass hier nun so etwas folgt wie es mit THE BLAIR WITCH PROJECT und dessen Einwirkung geschehen ist. Seither können wir uns ja kaum noch vor minder guten Found Footage Filmen retten. Bleibt nur zu hoffen dass UNKNOWN USER nicht eine Fülle von Horrorfilmen nach sich zieht, die wir allesamt am Kinoleinwand-PC verfolgen dürfen.
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### INHALT ###
Ein Jahr ist es her, seit sich High-School-Schönheit Laura (Heather Sossaman) auf der Party eines Mitschülers bis auf die Knochen blamierte. Ein Jahr, seit das Video ihres peinlichen Fehltrittes ins Internet gestellt wurde und Lauras Ruf auf einen Schlag ruinierte. Ein Jahr, seit sich Laura auf tragische Weise das Leben genommen hat. Heute Nacht versammeln sich sechs ihrer Mitschüler auf Skype, um über Lauras Tod zu reden. Bis sich eine unbekannte siebte Person mit Lauras Konto einloggt und alle Anwesenden warnt: Wer versucht, den Chat zu verlassen – stirbt. Wer sich weigert, zu reden – stirbt. Wer die Wahrheit über die Ereignisse im vergangenen Jahr verschweigt – stirbt. Ist Lauras Geist zurückkehrt, um Rache zu nehmen? Oder spielt jemand den sechs Freunden einen grausamen Streich? (Universal Pictures Germany)
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UNKNOWN USER
OT: Unfriended
Darsteller: Shelley Hennig, Moses Storm, Renee Olstead, Will Peltz, Jacob Wysocki, Courtney Halverson, Heather Sossaman
Regie: Levan Gabriadze
Länge: 83 Min
Kinostart: 16. Juli 2015