27. Juli: In Finnland sollte man heute besser früh aufstehen, denn alles, was nach 7:00 Uhr am Morgen noch nicht aus den Federn ist, könnte zu einem, sagen wir mal, bösen Erwachen führen. Genauer gesagt: Wer heute als letzter im Haushalt noch im Bett liegt, dem kann es passieren, dass er/sie mit einer Ladung kaltem Wasser recht unsanft geweckt wird.
Alternativ, so hört man, sollen einige finnische Langschläfer in den letzten Jahren am 27. Juli auch in einem (kalten) See, Fluss oder sogar dem Meer aufgewacht sein. Besagte Langschläfer dürfen dann auch für die nächsten 12 Monate den fragwürdigen Ehrentitel „faulste Person des Hauses“ führen. Und warum? Zwar mögen die Uhren in Finnland etwas anders ticken als bei uns, der eigentliche Grund ist der Feiertag zu Ehren der 7 (heiligen) Schläfer von Ephesus, dem sogenannten Unikeonpäivä – der finnischen Variante des Siebenschläfers. Oder wie es sich am ehesten auf Deutsch übersetzen lässt: Nationaler Tag der Schlafmütze (engl.: National Sleepy Head Day). Grund genug, dieser Geschichte des 27. Juli auf den kuriosen Feiertagen nachzugehen.
Die Geschichte der 7 (heiligen) Schläfer von Ephesus
Und die christliche Legende zu diesem kuriosen Feiertag in Finnland geht ungefähr so: Während der Regentschaft des römischen Kaisers Decius (ca. 250 n.Chr.) sollen in Ephesus (heute in der Türkei) 7 junge Männer, Söhne von Familien vornehmer Abstammung, die als Palastdiener bei Decius angestellt sind, aufgrund ihres christlichen Glaubens verraten und angeklagt worden sein. Aufgrund ihres jungen Alters stellte der römische Kaiser sie zwar vor die Wahl, entweder ihrem Glauben abzuschwören oder zum Tode verurteilt zu werden, gewährte ihnen jedoch zugleich auch eine gewisse Bedenkzeit. Die 7 konnten in die Berge fliehen und sich in einer Höhle verstecken, wurden dort jedoch schlafend von den römischen Truppen gefunden.
Auf Befehl des Kaisers wurde der Eingang der Höhle versiegelt und die 7 Schläfer ihrem Schicksal überlassen. Rund 200 Jahre später während der Regentschaft des Kaisers Theodosius II (408 – 450 n.Chr.), das Christentum ist inzwischen zur offiziellen Staatsreligion geworden, beschließt der Besitzer des Landes, auf dem die Höhle liegt, diese wieder zu öffnen und diese zukünftig als Viehstall zu nutzen. Durch den Lärm erwachen die 7 Schläfer in der Höhle – natürlich im Glauben, dass sie nur einen Tag geschlafen hätten – und, man ahnt es schon, werden angesichts des erlebten Wunders Gott gepriesen und Kaiser Theodosius II lässt über der Höhle eine Kirche errichten. So in etwa die Kurzform. Aber zurück nach Finnland und seinem Unikeonpäivä (National Sleepy Head Day).
Unikeonpäivä – der Tag der Schlafmütze in Finnland
Auch wenn nicht ganz klar ist, weshalb unsere finnischen Nachbarn sich mit diesem kuriosen Feiertag am 27. Juli ausgerechnet auf die oben skizzierte christliche Legende beziehen, lässt sich zumindest festhalten, dass das skandinavische Land den Tag der Schlafmütze als seine eigene Variante des Siebenschläfers seit dem 17. Jahrhundert feiert. Zentrum der Feierlichkeiten ist die Stadt Naantali (www.visitnaantalifinland.com), die jedes Jahr eine Person des öffentlichen Lebens dazu auswählt, diese um 7:00 Uhr morgens im Rahmen einer großen Feier im Hafen der Stadt ins Wasser zu werfen. Die Identität des jeweiligen Langschläfers bleibt bis zum Event geheim.
Gemeinsam ist allen Kandidaten allerdings, dass sie einen Bezug zur Stadt haben. So wurde bisher nahezu jeder amtierende Bürgermeister mindestens einmal während seiner Amtszeit ins Wasser geworfen, aber auch der Ehemann der finnischen Präsidentin Tarja Halonen, Dr Pentti Arajärvi (CEO von Neste Oil Risto Rinne) sowie zahlreiche weitere Künstler, Schriftsteller und Politiker. Und da die Finnen zu feiern wissen, zieht sich das Unikeonpäivä bis in die späten Abendstunden.
Mal gut, dass ich heute nicht in Finnland war, denn ich habe bis 11:00 Uhr geschlafen. Trotzdem: Happy Unikeonpäivä.