Unicef - "Foto des Jahres" 2011

Sie leben im Müll und vom Müll: Am Rande Accras in Ghana liegt die wohl größte Elektroschrottdeponie der Welt. Hier landen Fernseher, Computer und Kühlschränke, die Europa nicht mehr braucht. Kai Löffelbein hat das Leben der Menschen auf der Halde dokumentiert - und das Unicef-"Foto des Jahres" gemacht.

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Unicef - "Foto des Jahres" 2011


Es ist ein warmer Tag im September, als Kai Löffelbein dem Jungen begegnet, der ihn berühmt machen wird. Die Reste des westlichen Fortschritts gammeln hier am Rande von Accra, der Hauptstadt Ghanas, auf einer Deponie vor sich hin, im Staub, im Ruß von Agbogbloshie, einem Friedhof der Technik. Monitore, Tastaturen, Kabel, Festplatten, einst angeschafft, um den Menschen in Europa das Leben zu erleichtern, führen hier ein Dasein nach dem Tod und dienen Hunderten als Lebensgrundlage. Sie werden ausgeweidet von Jugendlichen, deren Lebensgrundlage und Lebensort die Müllhalde ist. Im Innern der veralteten Elektronik finden sich wertvolle Edelmetalle. Was im Westen zum Leben nicht mehr gebraucht wird, ist hier gerade gut genug.
Als Kai Löffelbein aus Hannover nach Accra reist, kennt er die Zahlen: Nur 30 Prozent der aus dem Westen importierten Geräte sind noch funktionsfähig - obwohl das Baseler Übereinkommen von 1989 es verboten hat, Elektroschrott in Länder zu exportieren, die nicht Mitglied der OECD sind. Allein 100.000 Tonnen veralteter Technik werden dennoch jährlich aus Deutschland ins nichteuropäische Ausland exportiert, ein durchschnittlicher Haushalt rangiert hierzulande alle zwei Jahre den PC aus. Alte Elektronikartikel werden illegal gemeinsam mit gebrauchten, aber noch nutzbaren Geräten nach Afrika verschifft - unter dem Label Entwicklungshilfe. Löffelbein will sich auf die Suche machen nach den Relikten des annehmlichen Lebens. 
"Andere Journalisten sprachen von Agbogbloshie immer als 'Vorhof zur Hölle'", sagt Löffelbein. "Erst als ich ankam, verstand ich, was sie meinten." Auf der Deponie lodern den ganzen Tag Feuer, die Kinder und Jugendlichen brennen die Gummiummantelungen der Kabel ab, um ihr kostbares Innenleben freizulegen. Am Tag, als das Foto entstand, brannte zusätzlich ein Stapel Autoreifen, in denen Stahl verarbeitet war. Die Deponie gilt größter Elektroschrottplatz der Welt."Der Rauch über dem Feld zieht nicht ab. Die Stimmung ist gespenstisch, oft kann man keine zwei Meter weit sehen. Der Nebel spuckt Menschen aus, die Fernseher oder Monitore auf dem Kopf tragen - und er verschluckt sie auch wieder."Agbogbloshie ist ein Platz aus Sand, die Gifte, die aus den Geräten dringen, fließen ins Grundwasser. Forscher der Universität der Vereinten Nationen (UNU) haben nach eigenen Angaben in Bodenproben eine Konzentration von Schwermetallen gefunden, die bis zu 50-mal über den als gesundheitlich unbedenklich geltenden Werten liegt. Agbogbloshie ernährt Hunderte - und vergiftet sie.
Hier Platz 1-13 der Fotos des Jahres 2011 
Frohes neues Jahr 2012 wünscht die Nebelmaschine. Nicht vergessen - genießt 2011 noch, denn 2012 wird anders. Ganz anders. 

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