vorgestern haben wir für Klausuren gelernt. Heute wollen wir uns mit dem weiteren leidigen Prüfungsthema Hausarbeiten auseinandersetzen. Mehr Zeit heißt nämlich nicht weniger Aufwand im Vergleich zu Klausuren. Im Gegenteil oft muss man sich in teilweise fremde Themen einlesen. Aber eins nach dem anderen. Erstmal wollen wir schauen, worauf wir bei der Seminararbeit/Hausarbeit achten müssen. Ich werde euch meinen „Hausarbeitsfahrplan“ vorstellen, nachdem ich alles organisiere. Es wird eine Premiere, denn ich hab diesen Plan noch nie verschriftlich. Vielleicht hilft das auch mir, etwas strukturierter zu werden.
Themenfindung
Für mich ist das fast die größte Qual, denn oft fällt mir einfach nichts ein oder ich habe etwas und ich verrenne mich darin. Daher setze ich mir immer das Ziel eine Gliederung zu erstellen, um mir die Themenfindung zu erleichtern. Dazu nehme ich mir zunächst den Seminarplan wieder zur Hand und schaue, was wir behandelt haben, welche Lektüren wir gelesen haben und vor allem, was hat mich am meisten interessiert, sodass ich damit arbeiten kann. Wenn ich etwas gefunden habe, schaue ich in unserem Bibliothekskatalog nach Forschungsliteratur zum Thema. Zum Beispiel arbeite ich derzeit mit dem Buch „Austerlitz“ von W.G. Sebald zum Thema „Erinnerungen“. Also habe ich beide Schlagworte erstmal eingegeben und geschaut, was ich finde. Immer wieder frage ich mich dann welche Problemstellung finde ich? Irgendwann entwickelt sich dann auch die genaue Fragestellung von selbst. Meist helfen Dozenten da auch gerne mit und schlagen Literatur vor oder helfen die Frage zu präzisieren. Mit Hilfe der angesprochenen Gliederung sieht man dann in etwa auch, ob man die Pflichtseitenzahl erreicht bzw. wie viel man sie überschreitet. Hat man eine Idee, muss man diese nur noch absegnen lassen, was bestenfalls sowieso nur noch Formsache ist, wenn man vorher schon Rücksprache gehalten hat.
Damit haben wir die erste Hürde bewältigt und im Optimalfall auch schon die Hälfte der Arbeit, die jetzt folgt, auch schon erledigt. Denn jetzt suchen wir die passende Literatur zum Zitieren, Arbeiten etc. Um jetzt weiterführende Literatur zu finden, schauen wir erneut in den Seminarplan bzw. die dazugegebene Literaturliste. Falls da etwas passendes drin ist, wird das natürlich gleich in der Bibliothek aufgetrieben. Ansonsten fängt man zuerst bei allgemeiner Fachliteratur an und geht dann Schritt für Schritt weiter in die Materie hinein. Doch es gibt nicht nur Bücher. Auch eBooks und Zeitschriften darf man nicht vergessen bei der Recherche. Gerade diese Medien sind meist aktueller als Bücher. eBooks und Zeitschriten finden sich meist am besten in Datenbanken wie MLA Bibliography oder Datenbanken des Fachs. Die fachspezifischen Online-Ressourcen lernt man normalerweise in Übungen zum wissenschaftlichen Arbeiten kennen. Für Buchwissenschaft hatten wir zum Beispiel b2i (leider mittlerweile wieder offline). Im Zweifel kann man natürlich auch Google zu Rate ziehe. Wikipedia ist auch erlaubt, jedoch wird daraus nicht zitiert, sondern nur auf die Literaturlisten und Quellenangaben zurückgegriffen, denn Wikipedia im eigenen Literaturverzeichnis ist wie ein Koch der mit Fixprodukten arbeitet. Schmeckt zwar, aber professionell ist etwas anderes. Haben wir jetzt alles an Literatur, was wir brauchen? Ich hoffe es, denn dann können wir zunächst Exzerpte schreiben. Das sind Zusammenfassungen der Literatur, die wir bearbeiten. Damit schreibt es sich einfacher.
Jetzt haben wir alles zusammen und können mit dem Schreiben beginnen. An dieser Stelle muss ich sagen, dass ich direkt loslege und einfach immer schreibe, was ich gerade finde. Andere schreiben sich zunächst stichpunktartig alle Kapitel nieder und formulieren diese dann aus. Welche Art Schreiberling ihr seid, weiß ich natürlich nicht. Daher soll es in diesem Teil des Beitrags auch eher um den Aufbau der Arbeit gehen, als um den Schreibprozess.
Jede Hausarbeit teilt sich in folgende Abschnitte auf:
– Deckblatt
– Inhaltsverzeichnis
– Einleitung
– Hauptteil
– Schluss
– Literaturverzeichnis
Klingt logisch oder? Doch die einzelnen Bestandteile haben auch ihre Ecken und Kanten, die beachtet werden sollten.
– Name
– Matrikelnummer
– Titel/Thema
– Dozent
– Institut
– Fakultät
– E-Mailadresse
– Adresse
– Seminarbezeichung
– Semester
– Fachsemesteranzahl
– Fächer
Ganz schön viel für eine DIN A4 Seite. Das soll am Ende noch gut aussehen? Mein letztes seht ihr auf dem Bild rechts. Und ja die Matrikelnummer hatte ich vergessen, aber die steht ja auf dem uni-internen Deckblatt. Daher nicht so wild.
Daraufhin folgt die Einleitung. Mir wurde beigebracht, dass man sie erst am Ende schreiben soll, aber ich schreibe sie meist zuerst und korrigiere dann bei Bedarf einfach nach. Mit der Einleitung verschaffe ich sowohl dem Leser als auch mir selbst den ersten Überblick zu meiner Arbeit. Ich steige, wenn möglich immer mit einem Blickfang ein. Das kann ein Zitat sein oder der Bezug zu einem aktuellen Thema oder was auch immer, die Fragestellung greifbar macht. Danach werden Fragestellung, Aufbau und Vorgehensweise erläutert. Dies sollte mit etwa 10% der Arbeit getan sein. Das entspricht bei Hausarbeiten 1-2 Seiten und das dürfte auch genügen.
Im Hauptteil analysieren wir die Fragestellung. Außerdem sollte man nie den roten Faden aus den Augen verlieren. Großartige Exkurse haben nichts in einer Hausarbeit verloren. Immer nur das verarbeiten, was man bei der Analyse auch verwenden kann. Wenn wir im Kapitel 4 eine Kurzgeschichte analysieren auf Basis historischer Begebenheiten, dann muss man diese natürlich vorher erläutern. So wie in meinem Inhaltsverzeichnis zu sehen. Des Weiteren sollte man beachten, dass der Leser die Gedankengänge von euch von denen der Forschungsliteratur unterscheiden kann. Das passiert mit Paraphrasen und Zitaten.
Zitate sind wortwörtliche Übernahmen von Textauszügen. Diese werden im Fließtext mit Anführungszeichen und in der Fußnote mit Quellenangabe gekennzeichnet. Paraphrasen sind Zusammenfassungen von Abschnitten aus der Forschungsliteratur. Auch sie bekommen eine Fußnotezahl, doch am Ende der Seite folgt nicht direkt die Quellenangabe sondern „Vgl.“ (Vergleich). Übrigens lieber einmal mehr zitieren oder paraphrasieren als zu wenig und man bekommt Ärger wegen eines Plagiats. Will niemand. Bei einigen Politikern haben wir gesehen, wo sowas enden kann. Wie ihr genau zitieren müsst, also wie die Fußnote auszusehen hat, verraten euch die Stylesheets eurer Institute oder Veranstaltungen zu wissenschaftlichem Arbeiten. Meine Fußnote sehen allgemein folgendermaßen aus: Name, Vorname: Titel. ggf. Untertitel. Ort: Verlag Jahr. Seite. So habe ich das in der Buchwissenschaft gelernt und darf es auch weiterführen. Die meisten Dozenten sagen, aber bereits im Voraus, wie sie es wollen. Bei uns heißt es: „Es ist egal. Seien Sie aber bitte konsequent!“
Ganz schöne Arbeit so eine Hausarbeit von 10 – 20 Seiten oder? Für 10 Seiten reichen mir meistens 4 Wochen Arbeit. Soviel hatten wir zum Beispiel auch nur in Mainz von daher bin ich ziemlichen Zeitdruck gewohnt. Ich hatte auch Semester, in denen 2 Hausarbeiten in dieser Zeit fertig werden mussten. Das ist Stress. Jetzt in Saarbrücken kann ich mir das besser einteilen. Die Hausarbeit, von der ihr die Screenshots seht, habe ich während des Semesters angefangen und am Ende etwa 6 Wochen für 15 Seiten gebraucht. Zwei weitere mit je 20 Seiten warten noch bis Dezember. Wird knapp aber ist machbar.
Wie ist das bei euch so mit Hausarbeiten? Schreibt ihr auf den letzten Drücker oder doch frühzeitig?
Liebe Grüße
Jess
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