Es ist geradezu erschreckend, wie schnell das Studium geht. Und obwohl das jetzt pathetisch klingt, abgedrochen und klischeebelastet: Solltet ihr noch zur Schule gehen, genießt das! Drei Monate geht ein Semester und diese drei Monate sind so schnell rum, dass man beinahe meint, die Zeit rieseln zu hören. Mal ehrlich, wenn ich das nächste (dritte) Semester fertig habe, habe ich die Hälfte meines Bachelors, dabei kommt es mir so vor, als hätte ich gestern erst angefangen zu studieren. So viel also zum Thema! Da es viele von euch interessiert hat, wird es nach jedem Semester einen Übersichtspost mit meinen studienbedingten Lektüren geben. Vielleicht ist das ja ein kleiner Anstoß etwas Ähnliches zu studieren oder ihr merkt, dass es eben genau das Falsche ist - wie auch immer, um Bücher geht es ja trotzdem, wenn auch nicht um Jugendbücher.
"Die Jungfrau von Orleans" von Friedrich von Schiller war das erste Buch, das ich in diesem Semester lesen musste - und es war mitunter aus das Beste. Die Geschichte um Jeane D'Arc und ihrem Kampf um Frankreich hat Schiller hier adaptiert und umgeschrieben, sodass am Ende eine leicht leserliche - und sogar teils sehr spannende - Lektüre dabei herauskommt, die zugegeben manchmal etwas melodramatisch, feierlich und überstürzt ist, wie das eben so ist bei den ollen Klassikern, aber insgesamt hat mir die Lektüre doch sehr viel Spaß gemacht und die Geschichte einer Frau erzählt, die definitiv eine Amazone ist und für sich und ihr Land einsteht, wobei sie zwischenzeitlich an sich und ihrem Glauben zweifelt, doch am Ende siegt ihre Unerschütterlichkeit.
Buch Nr. 2 im Amazonen-Seminar war "Penthesilea" von Heinrich von Kleist, was unser Dozent mit der euphorischen Bemerkung ausstattete, dass es wohl sehr spannend wäre und man es in einem Rutsch durchbekäme. In diesem Fall muss ich sagen: Pustekuchen. Die Sprache ist derart verschachtelt und dem Leser werden direkt zu Beginn 4598 verschiedene Namen ins Gesicht geklatscht, dass man eigentlich gar nicht mehr weiß, was Sache ist und die Leselust direkt wieder verliert. Das wird zumindest im Laufe der Tragödie etwas besser, insgesamt ist es aber viel schwieriger lesbar als noch "Die Jungfrau von Orleans", allerdings ist insgesamt die Geschichte etwas "actionhaltiger" und auch die Liebe steht viel mehr im Vordergrund. Dabei kommt es während der Geschichte zwischen der Amazone Penthesilea und dem Griechen Achill durchgehend zu Missverständnissen und Kommunikationsschwierigkeiten, die dafür sorgen, dass ihre Liebe nicht immer wirklich verständlich ist. Auch das Ende zeugt nicht unbedingt von Romantik, aber gut, deswegen ist es eben auch eine romantische Tragödie - das konnte ja nur schlecht enden.
Erinnert ihr euch noch, wie ich anfangs meinte, auf "Erec" würde ich mich am allerwenigsten freuen? Tja, falsch gedacht, "Erec" war quasi das "Semesterhighlight" (was aber auch daran liegt, dass ich nur das Neuhochdeutsche gelesen habe, gnihihi!). Solltet ihr je das Bedürfnis haben, den ersten deutschen Artusroman zu lesen, dann schaut euch "Erec" mal genauer an. Witzigerweise könnte man den guten, jungen Erec in die Sparte mittelalterliche High Fantasy stecken und wenn man ihn als ganz normalen Roman abdrucken würde, würde wahrscheinlich nicht mehr auffallen, dass das gute Stück im Mittelalter geschrieben wurde, denn die Geschichte um den Artusritter Erec und seine (im Buch oft hochgelobte) wunderschöne Frau Enite liest sich nicht nur schnell weg, sondern bietet auch einen Faktor, den so mancher hoher Literatur fehlen dürfte: Spannung! Ja, tatsächlich, Erec ist spannend - ein bisschen überzogen, ja, das schon, aber es gibt Riesen, Zwerge, unbesiegbare Ritter und bis in die Unendlichkeit beschriebene Pferde. Wer seinem mittelalterlich literarischen Wissen also etwas Gutes tun möchte und auf Rittertuniere steht, sollte sich "Erec" definitiv mal zu Gemüte führen.
Meine letzte Lektüre dieses Semester gab es in Philosophie, in dem (leider sehr eintönigen und repetetiven) Seminar zu Mills Schädigungsprinzip. Ein interessantes Thema, ein interessanter Philosoph und ein interessantes Buch, dem man das fürs 18. Jahrhundert fortschrittliche Denken definitiv anmerkt. Ich fand es spannend, wie weit Mill seiner Zeit voraus war und wie hoch aktuell seine Thesen sind - wenn man von einigen Dingen absieht. Allerdings liest sich das Buch doch sehr langwiedrig und für manche Sätze brauchte man etwas länger. Das Seminar hat da an Eintönigkeit leider nicht viel geändert, hat aber zum besseren Verständnis ingsesamt gesorgt und mir den Philosophen Mill näher bringen können. Die Themen an sich waren durchweg interessant - von Gesetzen, Moral und Rechten bis hin zu aktuelleren Problematiken wie Homosexualität und Snowden. Durchgelesen habe ich "On Liberty" aber nicht (wir sind bis zum 4. Kapitel gekommen und das auch nur mit Müh und Not!), weil ich es einfach schwer lesbar fand und dann doch zu faul war. Die Ansichten Mills sind aber interessant und sorgen für Gesprächsstoff.
Das zweite Semester "Literatur- und Sprachwissenschaften" war deutlich aufwändiger (wenn auch immer noch ziemlich human!), als das letzte, auch wenn ich viel weniger Klausuren schreibe. Es gab mehr Lektüren, mehr zum Lesen und generell wurde es merklich anspruchsvoller und lernintensiver. Mal ganz davon abgesehen, dass Philosophie (eine meiner Komponenten) den Großteil (leider) einnimmt, habe ich so einiges lesen können - auch außerhalb der Philosophie. Dabei fand ich 2/4 Büchern tatsächlich sehr gut, nämlich den guten, alten "Erec" und die unantastbare "Jungfrau von Orleans", während ich die "Penthesilea" leider ziemlich langwiedrig fand und auch "On Liberty/Über die Freiheit" von Mill war mehr Fluch als Segen - was aber in diesem Fall nicht unbedingt an der Lektüre selbst lag, sondern eher an dem Seminar dazu, was meinen Geschmack nicht getroffen hat.
Was musstet ihr dieses Jahr für die Schule/Uni lesen? War etwas dabei, was euch gefallen hat? Was hat euch gar nicht gefallen?
"Die Jungfrau von Orleans" von Friedrich von Schiller war das erste Buch, das ich in diesem Semester lesen musste - und es war mitunter aus das Beste. Die Geschichte um Jeane D'Arc und ihrem Kampf um Frankreich hat Schiller hier adaptiert und umgeschrieben, sodass am Ende eine leicht leserliche - und sogar teils sehr spannende - Lektüre dabei herauskommt, die zugegeben manchmal etwas melodramatisch, feierlich und überstürzt ist, wie das eben so ist bei den ollen Klassikern, aber insgesamt hat mir die Lektüre doch sehr viel Spaß gemacht und die Geschichte einer Frau erzählt, die definitiv eine Amazone ist und für sich und ihr Land einsteht, wobei sie zwischenzeitlich an sich und ihrem Glauben zweifelt, doch am Ende siegt ihre Unerschütterlichkeit.
Buch Nr. 2 im Amazonen-Seminar war "Penthesilea" von Heinrich von Kleist, was unser Dozent mit der euphorischen Bemerkung ausstattete, dass es wohl sehr spannend wäre und man es in einem Rutsch durchbekäme. In diesem Fall muss ich sagen: Pustekuchen. Die Sprache ist derart verschachtelt und dem Leser werden direkt zu Beginn 4598 verschiedene Namen ins Gesicht geklatscht, dass man eigentlich gar nicht mehr weiß, was Sache ist und die Leselust direkt wieder verliert. Das wird zumindest im Laufe der Tragödie etwas besser, insgesamt ist es aber viel schwieriger lesbar als noch "Die Jungfrau von Orleans", allerdings ist insgesamt die Geschichte etwas "actionhaltiger" und auch die Liebe steht viel mehr im Vordergrund. Dabei kommt es während der Geschichte zwischen der Amazone Penthesilea und dem Griechen Achill durchgehend zu Missverständnissen und Kommunikationsschwierigkeiten, die dafür sorgen, dass ihre Liebe nicht immer wirklich verständlich ist. Auch das Ende zeugt nicht unbedingt von Romantik, aber gut, deswegen ist es eben auch eine romantische Tragödie - das konnte ja nur schlecht enden.
Erinnert ihr euch noch, wie ich anfangs meinte, auf "Erec" würde ich mich am allerwenigsten freuen? Tja, falsch gedacht, "Erec" war quasi das "Semesterhighlight" (was aber auch daran liegt, dass ich nur das Neuhochdeutsche gelesen habe, gnihihi!). Solltet ihr je das Bedürfnis haben, den ersten deutschen Artusroman zu lesen, dann schaut euch "Erec" mal genauer an. Witzigerweise könnte man den guten, jungen Erec in die Sparte mittelalterliche High Fantasy stecken und wenn man ihn als ganz normalen Roman abdrucken würde, würde wahrscheinlich nicht mehr auffallen, dass das gute Stück im Mittelalter geschrieben wurde, denn die Geschichte um den Artusritter Erec und seine (im Buch oft hochgelobte) wunderschöne Frau Enite liest sich nicht nur schnell weg, sondern bietet auch einen Faktor, den so mancher hoher Literatur fehlen dürfte: Spannung! Ja, tatsächlich, Erec ist spannend - ein bisschen überzogen, ja, das schon, aber es gibt Riesen, Zwerge, unbesiegbare Ritter und bis in die Unendlichkeit beschriebene Pferde. Wer seinem mittelalterlich literarischen Wissen also etwas Gutes tun möchte und auf Rittertuniere steht, sollte sich "Erec" definitiv mal zu Gemüte führen.
Meine letzte Lektüre dieses Semester gab es in Philosophie, in dem (leider sehr eintönigen und repetetiven) Seminar zu Mills Schädigungsprinzip. Ein interessantes Thema, ein interessanter Philosoph und ein interessantes Buch, dem man das fürs 18. Jahrhundert fortschrittliche Denken definitiv anmerkt. Ich fand es spannend, wie weit Mill seiner Zeit voraus war und wie hoch aktuell seine Thesen sind - wenn man von einigen Dingen absieht. Allerdings liest sich das Buch doch sehr langwiedrig und für manche Sätze brauchte man etwas länger. Das Seminar hat da an Eintönigkeit leider nicht viel geändert, hat aber zum besseren Verständnis ingsesamt gesorgt und mir den Philosophen Mill näher bringen können. Die Themen an sich waren durchweg interessant - von Gesetzen, Moral und Rechten bis hin zu aktuelleren Problematiken wie Homosexualität und Snowden. Durchgelesen habe ich "On Liberty" aber nicht (wir sind bis zum 4. Kapitel gekommen und das auch nur mit Müh und Not!), weil ich es einfach schwer lesbar fand und dann doch zu faul war. Die Ansichten Mills sind aber interessant und sorgen für Gesprächsstoff.
Das zweite Semester "Literatur- und Sprachwissenschaften" war deutlich aufwändiger (wenn auch immer noch ziemlich human!), als das letzte, auch wenn ich viel weniger Klausuren schreibe. Es gab mehr Lektüren, mehr zum Lesen und generell wurde es merklich anspruchsvoller und lernintensiver. Mal ganz davon abgesehen, dass Philosophie (eine meiner Komponenten) den Großteil (leider) einnimmt, habe ich so einiges lesen können - auch außerhalb der Philosophie. Dabei fand ich 2/4 Büchern tatsächlich sehr gut, nämlich den guten, alten "Erec" und die unantastbare "Jungfrau von Orleans", während ich die "Penthesilea" leider ziemlich langwiedrig fand und auch "On Liberty/Über die Freiheit" von Mill war mehr Fluch als Segen - was aber in diesem Fall nicht unbedingt an der Lektüre selbst lag, sondern eher an dem Seminar dazu, was meinen Geschmack nicht getroffen hat.
Was musstet ihr dieses Jahr für die Schule/Uni lesen? War etwas dabei, was euch gefallen hat? Was hat euch gar nicht gefallen?