Ungute Zeiten

Er lauerte mir schon am Flughafen auf. Dr. Ungut. Er trug ein Hawai-Hemd, auf Kniehöhe abgeschnittene Jeans und Sandalen. Mit weißen Socken drin. Dazu ein Basecap mit dem Schirm nach hinten (würg) und eine bunt verspiegelte Sonnenbrille. Von dem Goldkettchen, das ihn wie einen erfolglosen Zuhälter aussehen ließ, mal ganz zu schweigen. Ich versuchte, ihn zu ignorieren, aber als ich eincheckte, drängte er sich neben mich. Dann erklärte er der Dame am Check-in, ich sei seine Freundin, und wir würden es nicht aushalten, wenn wir nicht zusammen sitzen können. Ich wollte mich an dieser Stelle bereits übergeben. Meinen Protest überging er, indem er mir den Arm um die Schulter legte und sagte: “Ach, Hasibär, sei doch nicht so schüchtern.” 17 Stunden lang quälte er mich auf dem Flug mit akustischem Dauerbeschall. Der Höhepunkt kam dann bei unserer Ankunft in San Diego. Stellt sich raus, Dr. Ungut hatte kein Zimmer gebucht! Was sagt man dazu. Er argumentierte, es wäre auch ökonomisch viel sinnvoller, wenn wir uns ein Zimmer teilten. Hier hatte ich aber langsam meine Contenance wiedergewonnen. Ich erklärte ihm, er könne meinetwegen auch unter der Brücke verrecken, das wäre mir gänzlich egal, aber in MEIN Hotelzimmer setzt er mit Sicherheit keinen Fuß.

Ich versuchte dann, ihm weitestgehend aus dem Weg zu gehen, zumal ich dem Frieden auch nicht so recht traute und diese Clownsuniform mir auch nicht ganz geheuer war. Mit Recht, wie sich herausstellen sollte. Gestern hat er dann zum vernichtenden Schlag ausgeholt. Ich war auf dem Weg zu meiner Poster-Präsentation. Poster hübsch aufgerollt in einer Transportbox. Dr. Ungut passte mich am Eingang zur Präsentationsfläche ab, dressed to kill. Ein cremefarbener Anzug, wieder Goldkettchen, sein Hemd darunter war neongrün und mindestens drei Knöpfe zu weit aufgeknöpft. Dazu trug er cremefarbene Schuhe. Und weiße Socken. Ich wollte schon an dieser Stelle im Boden versinken. Zu meiner Freude nahm er mir meine Transportbox ab und legte joval seinen Arm um meine Schulter. Ich schüttelte ihn angewidert ab und versuchte so auszusehen, als würde ich ihn nicht kennen. So rannte ich vor ihm zu der mir zugewiesenen Stellwand und machte mich daran, mein Poster aus der Transportbox zu holen.
“Lass mich das machen.” mit ein paar groben Handgriffen hatte er mir das Poster aus der Hand gerissen und noch bevor ich protestieren konnte, hatte er mich zur Seite geschoben und befestigte das Poster an der Wand. Nur, was musste ich sehen?
Das war gar nicht mein Poster. Auf 180 x 120 cm sah ich die Überschrift:

“Intubation of a cat – how not to”

darunter eine Großaufnahme von mir, wie ich gerade dem armen Ivan den Schädel rasierte.

Ich starrte entsetzt auf das Bild, das sich da vor mir bot, und konnte erst reagieren, als sich bereits eine kleine Menschenmenge hinter mir angesammelt hatte und aufgeregt flüsterte. Mit einem Satz war ich dann neben dem Poster und riss es von der Stellwand. Dr. Ungut versuchte gar nicht erst, mich daran zu hindern.
“Hast du den Verstand verloren?” er lächelte selig. “Wo ist mein Poster?”
“Welches Poster?” fragte er unschuldig.
“Hör mal, du xxx (das Wort, das ich hier verwendete, kann ich nicht aufschreiben), wenn du nicht auf der Stelle mein Poster hier heranschaffst, dann klatscht es, und das ist kein Applaus!” (wollte ich schon immer mal sagen, hier bot sich nun endlich eine passende Gelegenheit). Er lächelte weiter dümmlich vor sich hin.
“Ich weiß nicht, wo dein Poster ist… oh, und ich habe dem Chef versprochen, dass ich dich neben dem Poster fotografiere, wenn du es also noch mal aufhängen könntest…” Ich knallte ihm eine. Im Ernst. Auf dem ASA. Vor allen Leuten. Er nahm’s gelassen. Ich sah auf meine Uhr. Ich hatte noch 20 Minuten bis zum Beginn der Präsentation. Ich stürzte nach draußen. Irgendwo hatte ich doch so ein “Business Center” gesehen. Ich bin zwar nicht sonderlich organisiert, aber für Notfälle habe ich immer wichtige Sachen online gespeichert. Ich rannte also an den Schalter, hielt dem Kerl dahinter mein iPhone hin und sagte:”Drucken. Jetzt. Sofort.” Klar, sagte er, kannste morgen abholen. Ich erklärte ihm, er hätte genau 15 Minuten. Und über Geld wollen wir hier gar nicht sprechen. Nach 13 Minuten hielt ich mein neues Poster in der Hand. Nicht auf Hochglanzpapier, aber es war annehmbar. Genau zwei Minuten vor Beginn der Präsentation hing es dann. Das Committee fand mich in einem desolaten Zustand vor. Japsend, Haare in halb acht Stellung, die Kleidung derangiert, aber man war sehr höflich und kommentierte das nicht. Dr. Ungut versuchte noch, mich mit Fragen in grandios schlechtem Englisch aus dem Konzept zu bringen, aber ich ignorierte ihn einfach und tat so, als sei es mir unmöglich zu verstehen, was er da sagt.

Ich muss mir was einfallen lassen… Irgendeinen Racheplan… Wenn jemand eine Idee hat, so möge er sich bitte melden… ich bin für alle Vorschläge dankbar! Der Kongress geht noch bis Mittwoch.


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