Unglaubliche Odyssee eines Eherings

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Von Albert Follmann

Gegen so viel Glück verblasst selbst ein Sechser im Lotto: Der Ehering von Agnes Herresthal, den sie vor 40 Jahren verloren hatte, ist nach einer schier unglaublichen Odyssee wieder aufgetaucht: Er geriet in ein Silo, durchwanderte den Magentrakt einer Kuh, wurde mit dem Dung auf ein Feld ausgebracht und von einem Schatzsucher ausgegraben.

Unglaubliche Odyssee eines EheringsIgel/Wasserbilligerbrück. Agnes Herresthal kann ihr Glück noch immer nicht fassen: Der Mann, dem sie am Dienstagmittag die Haustür öffnete, hatte etwas bei sich, das ihr unendlich viel bedeutet und das sie für immer verloren glaubte: ihren Ehering. “Ich war zuerst sprachlos und hab’ Gänsehaut bekommen, als ich ihn gesehen habe”, erzählt die 74-Jährige. Seit fast 40 Jahren hat sie das Schmuckstück vermisst, das durch die Gravur eindeutig zu identifizieren ist: “Hans 29.11.1962″. Es ist die symbolträchtige Erinnerung an den Tag, an dem die aus Irsch/Saar stammende Frau den Bauern von der Löwener Mühle, Hans Herresthal, geheiratet hat. Im nächsten Jahr feiern die beiden, die zusammen mit der Familie ihrer Tochter Monika Johaentges auf dem Weingut leben und dort noch tatkräftig mit anpacken, goldene Hochzeit. “So Gott will mit dem richtigen Ring”, meint Agnes Herresthal.

Es war an einem Septembertag des Jahres 1971, als der Bäuerin der Goldring abhanden kam. Er war ihr offenbar an einem Förderband beim Sortieren von gehäckseltem Mais, das als Viehfutter ins Silo sollte, vom Finger geglitten. “Der Motor vom Gebläse war nicht stark genug, wir mussten den Mais verteilen”, erinnert sich Hans Herresthal (74). Trotz intensiver Suche in der Silage und auf dem Hof wurde der Ring nicht gefunden.

Irgendwann legte sich Agnes Herresthal dann Ersatz zu, doch der brachte ihr kein Glück. “Den musste mal der Uhrmacher aufschneiden, weil der Finger geschwollen war.”

Das Original will die 74-Jährige nun aufarbeiten lassen. Er sieht zwar so blitzeblank aus wie am ersten Tag, hat aber eine Delle abbekommen. “Wahrscheinlich ein Schlag von der Stahlschaufel am Silogebläse”, vermutet Agnes Herresthal. Die weiteren Reise etappen sollten dann für das 585er Gold wesentlich geschmeidiger werden: Über das Viehfutter gelangte der Ring in den Verdauungsapparat einer Kuh, wanderte dann in einem Fladen auf den Misthaufen der Löwener Mühle, von wo aus er schließlich als Dünger auf einem Feld der Herres thals oberhalb von Wasserbilligerbrück landete. Das ist etwa einen halben Kilometer von der Mühle entfernt.

Dort hätte der Ehering von Agnes Herresthal womöglich für ewige Zeiten unentdeckt in der Erde geschlummert, wenn nicht Wolfgang Pauly am richtigen Fleck mit seiner Metallsonde gesucht hätte. Einige historische Münzen habe er schon gefunden, sagt Pauly, aber nichts, was annähernd so wertvoll sei wie der Ring von Frau Herresthal.

Zunächst konnte der Hobby-Schatzsucher nichts mit dem Schmuckstück anfangen, das der Metalldetektor in zehn Zentimeter Tiefe anzeigte. Auch eine Recherche beim Standesamt in Trier war erfolglos: Ein “Hans”, der am 29. November 1962 geheiratet hat, stand dort auf keiner Liste. Pauly folgerte daraus, dass es sich vielleicht um das Datum der kirchlichen Trauung handeln könnte.

Tags darauf sei ihm dann der Geistesblitz gekommen: Bei “Hans” könne es sich womöglich um “Fischen Häns” von der Löwener Mühle handeln. Pauly: “Seine Tochter Monika ist 1964 geboren und war in der Igeler Schule eine Klasse unter mir. Ich habe mir gedacht, dass das vom Heiratsdatum hinhauen könnte.” Also habe er sich seinen Roller geschnappt und sei zur Löwener Mühle gefahren. Dort war die Freude über den wiedergewonnen Ehering und der Dank an den ehrlichen Finder natürlich riesengroß.

“Die Frau ist fast umgekippt, als sie den Ring gesehen hat”, erzählt Wolfgang Pauly, “ich hatte einen Moment richtig Angst um sie.”

via Unglaubliche Odyssee eines Eherings

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