Der amerikanische Indie-Found Footage Unknown User kam im Juli 2015 in die deutschen Kinos. Regie führte Levan Gabriadze. Der komplette Film spielt sich auf dem Bildschirm von Blaire Lily ab, die sich abends mit ihren Freunden im Videochatprogramm Skype trifft. Ein Jahr vor besagtem Abend, beging eine Mitschülerin der Gruppe, Laura Barns, Selbstmord, nachdem sie vorher massiv im Internet gemobbt wurde, weil jemand ein Video von Ihr hochgeladen hat, in dem sie sturzbetrunken in ihren eigenen Fäkalien liegt.
Als sich plötzlich ein unbekannter Teilnehmer namens billie227 in das Gespräch der Gruppe einwählt, herrscht Ratlosigkeit. Nachdem sich billie227 als die tote Laura vorstellt, halten Blaire und ihre Freunde das erst für einen makabren Streich und fangen an sich gegenseitig zu verdächtigen. Die Situation eskaliert, bis den Chatteilnehmern nach und nach klar wird, dass es sich hierbei tatsächlich um die verstorbene Laura handeln muss, die mit ihnen in Kontakt getreten ist um sich an ihren Mitschülern zu rächen.
Unknown User ist einer der wenigen Filme, die mich wirklich zutiefst enttäuscht haben. Die Idee hinter Unknown User ist extrem interessant und vor allem auch originell und spannend. Leider scheitert der Film vollkommen bei der Umsetzung. Die Protagonisten sind von Anfang an so dermaßen unsympathisch und im Horizont beschränkt, dass einem die Lust auf die folgenden Gespräche vergeht. Das war meiner Meinung auch der absolute Knackpunkt des Films. Die Gespräche zwischen den Protagonisten waren dermaßen hohl und inhaltslos, dass mir fast der Kragen geplatzt ist.
Selbstverständlich kann man bei einem Horrorstreifen auf tiefphilosophische Gedankenergüsse verzichten, aber so viel Geblubber wie in diesem Film habe ich schon lange nicht mehr gehört. Vielleicht wollte Levan Gabriadze das Niveau der Aussagen an die erwartete Zielgruppe der Kinobesucher anpassen: Der Film hat eine FSK ab 12, und dementsprechend viele Teenies befanden sich auch im Kinosaal.
Auch wenn es meiner Meinung nach eine gute Idee ist, den Zuschauer das Geschehen direkt als Bildschirmübertragung mitverfolgen zu lassen, ist es doch sehr anstrengend den Geschehnissen auf Blaire's Computer zu folgen. Hier ein neuer Chat, da wird eine neue Seite geöffnet, hier klingelt Skype und da muss man noch schnell ein neues Lied bei Spotify anmachen.
Um konzentriert bei der Sache zu bleiben, war der Film auch schlicht und ergreifend zu lange.
Dem Zuschauer fällt schnell auf, dass Unknown User einige Logikfehler aufweist, die die Spannung etwas dämpfen. Es gibt einige inhaltliche Dinge, die der Regisseur besser hätte machen können. Speziell eine Szene hat mich wirklich zum Lachen gebracht, als Blaire sich dazu entscheidet Chatroulette zu nutzen, um ihre gerade im Sterben liegende Freundin zu retten. Diese logischen Fehler ziehen den Film sogar ins Lächerliche.
Der Film bietet eigentlich so viele tolle Ansätze, aber man bekommt den Anschein, Levan Gabriadze hat sich nicht getraut, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Ich hätte mir mehr Jumpscares oder blutigere Todesszenen gewünscht. Generell wäre ein bisschen mehr Brutalität, natürlich mit der Konsequenz einer höhren FSK sehr wünschenswert gewesen, um der Brisanz und den Konsequenzen von Cybermobbing noch mehr Bedeutung zu verleihen. Was mir am Ende von dem Horrorstreifen im Kopf bleibt, sind schreiende Teenies, unsympathische Protagonisten und teilweise gähnende Langeweile.
Meiner Meinung nach ist Unknown User ein interessanter Teeniehorror, der aber eingefleischte Horrorfans nicht für sich gewinnen wird. Sehr schade, denn gerade durch die wirklich originelle Idee, die Aktualität von Cybermobbing und der immer größer werdenden Aktivität auf den sozialen Medien hätte man viel, viel mehr aus dem Film machen können.
OT: Unfriended DT: Unknown User VÖ: 2014 Laufzeit: 82 Minuten FSK: 12 R: Levan Gabriadze D: Shelley Hennig, Moses Jacob Storm, Renee Olstead
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Annick
Bildquelle: Universal Pictures