Unerschrocken - Fünfzehn Portraits außergewöhnlicher Frauen von Pénélope Bagieu

Von Paperdreams @xGoldmarie

Josephine Baker brachte tanzend den Jazz und Charleston nach Europa und engagierte sich für die Rechte von Schwarzen. Tove Jansson, Schöpferin der Mumins, lebte offen die Liebe zu ihrer Lebenspartnerin. Und die libanesische Bürgerrechtlerin Leymah Gbowee setzt sich in gewaltfreiem Kampf für die Sicherheit von Frauen ein. Unerschrocken schreiten diese eigensinnigen Frauen durchs Leben. Vorreiterinnen, Querdenkerinnen und jede eine Heldin auf ihre ganz eigene Art. Ob Schamanin oder Entdeckerin, Leuchtturmwärterin oder gefeierte Leinwandhexe - diese Frauen haben ihre Bestimmung gefunden.

15 AUßERGEWÖHNLICHE FRAUEN UND IHRE FASZINIERENDEN GESCHICHTEN


Der Bereich der Frauengeschichte/forschung ist noch erschreckend jung verglichen mit den unzähligen Frauen, die in der Vergangenheit die Gesellschaft, ihr Umfeld und/oder bestimmte Koventionen revolutionierten oder veränderten. Die wenigsten dieser Frauen sind einer breiten Masse derart bekannt wie es vergleichsweise viele ihrer männlichen Kollegen sind - im Gegenteil: viele beeindruckende Frauen der Geschichte werden sogar schlichtweg ignoriert oder zumindest nicht beachtet. In der Literaturszene zeichnet sich da aktuell ein kleiner, aber merklicher Wandel ab, der außergewöhnliche Frauen der Geschichte und ihre Taten in der Vordergrund rückt. Eines dieser Werke ist die Graphic Novel "Unerschrocken", die, aus dem französischen von Heike Drescher und Claudia Sandberg übersetzt, im Reprodukt Verlag erschienen ist. Auf eine federleichte und doch eindringliche Art und Weise stellt dieses wundervolle Buch fünfzehn unterschiedliche und faszinierende Frauen vor und erzählt ihre vielseitige Geschichten.

Besonders schön ist dabei die Tatsache, dass es sich bei den fünfzehn Frauenportraits um sehr unterschiedliche Personen mit verschiedenen ethnischen, sexuellen und kulturellen Hintergründen handelt. "Unerschrocken" ist bestimmt von der Vielfalt und Diversität der unterschiedlichen Frauen und zeichnet in jeder der fünfzehn kleinen Kurzgeschichten ein charakterstarkes und individuelles Bild. Trotz einiger schlimmer Schicksale oder prekärer Situationen legt "Unerschrocken" einen (jeweils angemessenen) Humor an den Tag und ist in dieser eigenwilligen und wunderschönen Art gezeichnet und erzählt, die erfrischend und gleichzeitig beeindruckend wirkt. Natürlich gibt es Kurzgeschichten, die man lieber mag oder welche, die einen nicht gänzlich überzeugen und über manche moralische Dinge kann man sicherlich streiten (beispielsweise wenn es um Tiere geht), doch insgesamt bekommt der Leser einen Einblick in fünfzehn ausgewogene und spannende Frauenleben, die Lust auf den zweiten Band machen, der bereits für das nächste Programm geplant ist.

Pénélope Bagieu hat sich hier einige interessante Frauen ausgesucht, von denen mir viele gar nicht bekannt waren. Umso schöner, dass ich sie mit "Unerschrocken" entdecken konnte. Tatsächlich ging mein Interesse so weit, dass ich für jede einzelne Figur noch einmal im Internet recherchiert habe, um mir echte Fotos (wenn es sie denn gab) anzusehen oder weitere Details herauszusuchen. In den fünfzehn Kurzportraits kann selbstverständlich nicht auf jedes Detail eingegangen werden, doch für einen Einblick und um mein Interesse zu wecken, reicht es allemal und schafft damit genau das, was es sollte: die Frauen der Geschichte sichtbar zu machen. Ob das nun eine Dame mit Bart oder eine mordrünstige Kaiserin ist, eine Bürgerrechtlerin oder die Erschafferin der Mumins - in "Unerschrocken" bekommen sie alle eine Stimme und haben sich für immer in mein Gedächtnis (oder sogar in mein Herz) geschlichen.

"Unerschrocken" ist eine absolute Leseempfehlung für alle, die sich für die Geschichte der Frauen interessieren - und für alle anderen, einfach, weil das Buch wundervoll ist und viel gelesen werden sollte! Der zweite Band erscheint bereist im Mai 2018 und steht schon jetzt ganz weit oben auf meiner Wunschliste.